Waetchanan, das erste Wort unserer Toralesung, bedeutet "Ich bat". Mosche bat G–tt, ihn ins Heilige Land zu lassen. Warum wollte Mosche das Land Israel betreten? Wollte er Sehenswürdigkeiten betrachten oder Früchte kosten? Unsere Weisen erklären, dass er ins Land wollte, um die Gebote zu befolgen, die mit dem Heiligen Land zu tun haben. Es gibt zum Beispiel zahlreiche Mizwot, welche die Ernte in Israel betreffen und in der Diaspora nicht gelten. Diese Gebote wollte Mosche befolgen. Warum? Er symbolisierte das höchste Wissen. Er war der größte aller Propheten. Er empfing die Tora von G–tt und sah G–tt, wie kein anderer Sterblicher ihn je gesehen hatte. Warum wollte sich so ein Mensch mit ein paar Getreidekörnern abgeben, die dem Priester gehörten? Weil "die Tat am wichtigsten ist". Das Judentum ist eine Religion der Tat, nicht des Wissens, des Glaubens oder des Gebetes. Indem wir G–ttes Gebote aktiv erfüllen, knüpfen wir das Band zwischen ihm und uns vollständig.

Wir sind materielle Wesen. Würden wir nur mit dem Geist und den Gefühlen mit G–tt kommunizieren, bliebe ein fundamentaler Teil unseres Ichs – der physische Aspekt – unbeteiligt. Wenn wir Mizwot erfüllen – vor allem solche, die zur alltäglichen Seite unseres Wesens gehören –, verbindet sich unsere ganze Persönlichkeit mit G–tt.

Aber das Tun hat noch eine tiefere Bedeutung. Wir alle haben manchmal Gefühle, die wir nicht in Worten ausdrücken können, wohl aber durch die Tat. Wenn wir ein Kind halten oder streicheln, bedeutet ihm das mehr als alles, was wir sagen könnten. Die Tat kann die unbegrenzte Macht unserer Seele ausdrücken. Und wenn das für materielle Dinge gilt, trifft es erst recht auf das Spirituelle zu. Wenn wir Mizwot befolgen, drücken wir damit das tiefste spirituelle Potenzial aus, das wir besitzen.

Darum ist die Ankunft des Moschiachs für das Judentum das höchste Ziel der Menschheit. Unser ganzes Volk wird dann ins Land Israel zurückkehren und die Mizwot dieses Landes einhalten. Die höchste Belohnung dafür wird die Auferstehung von den Toten sein: Alle Seelen der Geschichte werden einen physischen Leib erhalten und auf der irdischen Ebene leben. Das Judentum betrachtet also nicht das Spirituelle, die mystische Ebene über unserer irdischen Ebene, als höchsten Gipfel, sondern diese materielle Welt.