Menschen glauben gerne, sie seien den anderen Geschöpfen auf Erden überlegen. Auf grafischen Darstellungen steht das herrliche Wesen namens Mensch ganz oben auf der Leiter, und die niederen Kreaturen befinden sich unter ihm. Wir haben Intelligenz, Komplexität, Weisheit, die Fähigkeit, unsere Umwelt zu gestalten, die Schlauheit, Telefone, Autos, Computer und Mazzot mit Traubengeschmack zu erfinden. Ameisen und Alligatoren können das nicht.

Wir denken kühne Gedanken, schreiben großartige Bücher und beherrschen den Planeten, so wie G-tt es gewollt hat. Aber wenn wir schon vom Willen G-ttes reden: Warum hat er 70 Prozent des Planeten den Fischen gegeben?

Warum sind 80 Prozent seiner Tiere Arthropoden (Spinnen, Krebse, Schaben und ihre Verwandten)? Wäre es nicht sinnvoller gewesen, ein paar weitere Menschenarten zu erschaffen? Und trotz aller Fähigkeiten unseres großen Gehirns sind wir anfälliger für Strahlung und Krankheiten als viele andere Bewohner der Erde. Wir leben vielleicht länger als die anderen, aber nur wir leiden unter dem Merkmal, auf das wir so stolz sind: Bewusstsein.

Hunde kennen ihre durchschnittliche Lebenszeit nicht, und darum machen sie sich keine Sorgen darüber, wie viel Zeit sie noch haben, um ihre Sünden zu bereuen. Genauer gesagt, sie sündigen gar nicht. Und das ist die demütigende Nadel, die unser aufgeblasenes Selbstbild schrumpfen lässt.


Der Wochenabschnitt Tasria enthält die Gesetze, die für Menschen gelten. Aber diese Gesetze kommen erst nach den Gesetzen, die für alles gelten, was auf Erden schwimmt, fliegt, geht oder kriecht. Wir wurden zuletzt erschaffen, an einem Freitag, damit wir den Schabbat heiligen konnten und damit die ganze Schöpfung für uns bereit war. Aber in einem gewissen Sinne stehen wir unter den anderen Kreaturen: Wir sündigen nicht nur (was die anderen nicht tun), sondern wir können sündigen (die anderen können es nicht).

Darum müssen Menschen von ihren üblen Neigungen "befreit" werden, vor allem durch gute Neigungen. Mit anderen Worten: Wir beginnen unser Leben als das niederste Geschöpf, das einzige, das Böses tun kann. Aber wir haben auch das größte Potenzial, die Möglichkeit, die Welt zu verbessern. Das können die anderen Geschöpfe nicht.

Tiere haben einen natürlichen Wert. Aber unter G-ttes Kreaturen können nur wir tugendhaft sein. Und wenn wir es sind, könnten wir stolz darauf sein – wenn Bescheidenheit nicht ebenfalls eine Tugend wäre.