Nach der G-ttesoffenbarung am Sinai gebietet G-tt dem jüdischen Volk Ihm ein Heiligtum zu errichten. Der Sinn des Heiligtums besteht darin G-tt eine Stätte zu bauen, in der Er weilen und Sich offenbaren kann, wie G-tt Selbst zu Mose spricht: Und sie sollen Mir machen ein Heiligtum, dass Ich in ihnen wohne.

Darin liegt die große Besonderheit des Heiligtums, welches der Vorläufer des Jerusalemer Tempels1 war – im Verweilen der Schechina, der G-ttesoffenbarung, auf zeitlich unbeschränkte Weise in unserer Welt. Auch beim Erhalt der Thora erlebte man eine gigantische G-ttesoffenbarung, doch sie beschränkte sich nur auf dieses monumentale Ereignis. Im Heiligtum aber fand der ständige Dialog zwischen G-tt und Mensch (Mose) statt, in ihm erlebte das Volk die wunderlichen G-ttesoffenbarungen, und mittels des Heiligtums fühlte jeder Jude, dass tatsächlich G-ttes Gegenwart im jüdischen Volk weilte.

Der Tempelmensch

Deshalb spielt das Heiligtum (der Tempel) eine so zentrale Rolle im Judentum, sodass wir tagtäglich mehrere Male für seinen Wiederaufbau beten. Denn wir bitten und beten darum, dass die Herrlichkeit G-ttes wieder unter uns weile und Seine Gegenwart uns allen offenbart sei. Das bewirkt das Heiligtum.

Dieses Gebot aber ein Heiligtum für G-tt zu errichten, birgt noch eine viel tiefere Botschaft in sich, und seine Erbauung betrifft nicht nur die Baumeister, sondern jeden von uns! Unseren Vers näher betrachtend, entdecken wir in dem g-ttgegebenen Gebot eine weitere Bedeutung – Und sie sollen Mir machen ein Heiligtum, dass Ich in ihnen wohne. Es steht nicht „in ihm“ (dem Heiligtum), sondern „in ihnen“. Daraus lernten unsere Weisen „in jedem einzelnen von uns“.2

Das heißt, durch die Errichtung des Heiligtums weilt und offenbart Sich G-tt in jedem einzelnen Juden, in jedem von uns! Von diesem Standpunkt aus gesehen, betrifft die Errichtung des Heiligtums wortwörtlich jeden einzelnen von uns. Zwar existiert heutzutage der Tempel nicht, doch seine Botschaft – G-tt in unsere Herzen zu lassen – ist von ewiger Gültigkeit, auch heute, hier und jetzt!

Profanes

Wie werden wir zum „Heiligtum“ G-ttes? – Genauso wie das materielle Heiligtum zum Haus G-ttes wurde: Das jüdische Volk nahm Gegenstände, wie Gold, Silber, Bronze, Akazienholz, Widderfelle usw., und damit bauten sie eine Wohnstätte für G-tt.

Aus materiellen Gegenständen wurde das absolute Heiligtum. Unser Heiligtum bauen wir auf dieselbe Weise: Tagtäglich haben wir mit unserer materiellen Welt zu tun. Lassen wir in unseren Alltag das G-ttliche einfließen! Benützen wir die Dinge, mit denen wir zu tun haben, im Einklang mit dem g-ttlichen Willen; konzentrieren wir unser Handeln darauf das Gute zu fördern, die Thora und Mitzwot! So entsteht „unser Heiligtum“ für G-tt! Gerade aus den profansten Dingen wurde das Heiligtum erbaut. Auch wir errichten ein Heiligtum, indem wir dem Profanen des Alltags wie Essen, Arbeiten, Sport betreiben usw. einen g-ttlichen Sinn verleihen, nämlich auch damit G-tt zu dienen.

Zuhause im Tempel

Das Heiligtum G-ttes kann der Mensch nicht nur in sich aufbauen, sondern auch sein Zuhause soll ein „kleiner Tempel“ werden. Eine Mesusa an jedem Türpfosten, eine koschere Küche für Fleisch und Milch, jüdische Bücher, eine Zedakabox und jedes weitere jüdische Element im Haus machen aus dem Zuhause ein Heiligtum, in dem G-tt weilen will, sodass die Familienmitglieder und Gäste und jedermann, der ein solches Haus betritt, sofort erkennen können, dass das G-ttliche in ihm ruht.

Nachdem der Mensch zum Heiligtum G-ttes wird, seinen Alltag und selbst sein privates Zuhause in den Dienst G-ttes stellt, liegt es nun an G-tt das größte Heiligtum zu errichten – den Dritten Tempel zur vollkommenen Erlösung!

(Likutej Sichot, Band 3, Seite 906)