Unsere Meister legten fest: „Jede Sache, wo Mir steht, hat ewigen Bestand.“1 Das heißt, jede Sache, über die G-tt den Ausdruck „Mir“ verwendet, wird immer Bestand haben.

Eines der Beispiele dafür ist das Heiligtum in der Wüste (und später der Jerusalemer Tempel), über welches die Thora sagt: Und machet Mir ein Heiligtum.2 Darauf sagten unsere Meister: „Es wird nie von der Stelle rücken, nicht in dieser Welt und nicht in der künftigen Welt.“3

Allerdings wurde der Tempel zerstört, sogar zweimal; inwiefern passt das zu der Aussage unserer Meister „Es wird nie von der Stelle rücken“? Und der Tempel wurde nicht nur zerstört, sondern sogar das Gebot „Und machet mir ein Heiligtum“ gilt heutzutage nicht mehr, da wir den Tempel nicht aufbauen können (dies liegt nur in der Macht des Maschiach).

Ein kleiner Tempel

Eines der Erklärungen dafür basiert auf dem Vers in den Propheten: So werde Ich ihnen zu einem kleinen Heiligtum in den Ländern, in die sie gekommen sind4, über den unsere Meister sagen: „Das sind die Synagogen und Lehrhäuser.“5 Wenn deshalb Juden eine Synagoge oder ein Lehrhaus bauen, wird dieser Ort ein „kleines Heiligtum“, in dem die Schechina (G-ttesgegenwart) weilt und auf diese Weise besteht der Tempel für die Ewigkeit.

Anhand dieser Erklärung ist auch verständlich, dass das Gebot „Und machet Mir ein Heiligtum“ zu jeder Zeit aktuell ist und erfüllt werden muss. Denn auch wenn der Tempel heutzutage nicht aufgebaut werden kann, hat das jüdische Volk dennoch die Pflicht, an jedem Ort, wo es wohnt, einen Platz für G-tt festzulegen, welche eben die Synagoge und das Lehrhaus sind. Und somit erfüllen sich die Worte unserer Meister über den ewigen Bestand des Heiligtums, bei welchem der Ausdruck „Mir“ steht.

Der Tempel Zuhause

Eine weitere Erklärung, wie das Heiligtum ewigen Bestand hat, finden wir in der Lehrweisung unserer Meister über den Vers „Und machet Mir ein Heiligtum und werde in ihnen wohnen.“ Unsere Meister sagen dazu: „Es steht nicht in ihm, sondern in ihnen – in jedem einzelnen von Israel.“6 Das heißt, jeder Jude soll für sich in seinem Haus ein Heiligtum für G-tt errichten.

Laut dieser Erklärung braucht man, um dieses Gebot zu erfüllen, nicht einmal einen Minjan7 oder eine Synagoge. Denn jeder Jude kann und soll bei sich Zuhause Zeiten festlegen, in denen er betet (Gebete, die keinen Minjan erfordern) und Thora lernt und auf diese Weise errichtet er in seinem privaten Haus ein Heiligtum für G-tt, in dem Er sodann weilt. Da die Erfüllung dieses Gebots auf diese Weise nicht zeit- und ortsabhängig ist, gilt es für die Ewigkeit.

Drei Säulen

Es gibt weitere Parallelen zwischen dem Tempel und dem „Tempel in unserem Heim“: Der Tempel beinhaltete „die drei Säulen, auf denen die Welt gründet“:8

Thora – die Bundeslade und der Sanhedrin (jüdischer Gerichtshof), welcher im Tempel tagte; G-ttesdienst – der Opferdienst und das Gebet im Tempel; Wohltätigkeit – der materielle Segen, der von dem Tempel ausging.

Auch im privaten Tempel im Heim jedes Juden sollen diese „drei Säulen“ vorhanden sein: die Thora studieren, zu beten (Gebete, die keinen Minjan erfordern, wie Brachot, Tehilim), Zedaka geben (dabei sollte die Zedakabox an der Wand befestigt sein, damit sie integraler Teil der Wohnung ist) und gastfreundlich sein.

Dadurch wird das private Haus des Juden ein Heiligtum G-ttes und dies ist auch eine Vorbereitung für die Errichtung des universellen Heiligtums, der dritte Tempel in Jerusalem, der wortwörtlich ewig bestehen wird!

(Likutej Sichot, Band 16, Seite 251)