Unser Wochenabschnitt erzählt über den Aufstand Korachs und seinen Anhängern gegen Mose, die das Amt des Kohen Gadol beanspruchten.1 Dieser Aufstand wirft eine grundlegende Frage auf: G-tt versprach doch Mose: Und auch an dich werden sie für immer glauben.2 Wie konnte es noch zu Lebzeiten Moses passieren, dass Korach eine ganze Gemeinde (unter ihnen waren auch viele Gerechte) gegen Mose aufwiegeln konnte?!
Außerdem ist der Aufstand Korachs an sich sehr unverständlich. Die 250 Männer, die den Dienst des Kohen Gadol (Hohepriesters) ausführen wollten (das Darbringen des Weihrauchs) waren allesamt Zadikim. Glaubten sie etwa nicht daran, dass G-tt Mose erwählt hatte?! Und wie waren sie nur bereit, alle Weihrauch darzubringen, wo sie doch wussten, dass Nadaw und Awihu daran gestorben waren3 und jeder, der nicht dazu berechtigt war, sterben würde?!
Heilige Absichten
Die Lösung zu all unseren Fragen steckt in der Antwort Moses zu den 250 Männern, die Weihrauch darbringen wollten: „Wir haben nur einen G-tt und einen Kohen Gadol und ihr 250 Mann fordert das Priesteramt des Kohen Gadol?! Auch ich möchte es bekleiden!“4 Was wollte Mose damit ausdrücken? – sicher nicht, dass er das Amt seines Bruders Aron für sich beanspruchte.
Wir müssen also davon ausgehen, dass hinter dem Aufstand Korachs und seiner Leute auch eine gute Absicht steckte. Denn Mose selbst wollte Kohen Gadol sein. Die Aufständischen wussten, dass Mose der Prophet G-ttes war und zweifelten nicht daran, dass er im Namen G-ttes sprach, als er Aron zum Kohen Gadol ernannte.
Sie glaubten allerdings irrtümlicherweise, dass man diese Hierarchie ändern könnte. Sie erlebten mit, wie Mose durch seine Gebete G-tt dazu bewegte, die Sünde des goldenen Kalbs und die Sünde der Kundschafter zu vergeben. Sie wussten auch, dass G-tt das Priestertum von den Erstgeborenen genommen hatte und es Aron und seinen Nachkommen gab. Und da dachten sie sich: Vielleicht können auch wir das Priesteramt des Kohen Gadol erhalten?
Um jeden Preis
Ihre Leidenschaft zum Priesteramt führte sie zum Aufstand. Die Leidenschaft dazu an sich ist edel und heilig, bis selbst Mose sie hatte. Sie wollten diesen Status, um G-tt näher zu sein – Allerheiligst steht er vor G-tt, um Ihm zu dienen.5 Sie sahen aber nicht ein, dass das Priestertum nicht übertragen werden kann.
Ihre Leidenschaft zur G-ttesnähe war so immens, bis sie sogar bereit waren, Weihrauch darzubringen, obwohl sie wussten, dass sie sterben würden (denn Mose warnte sie ausführlich: „Ihr werdet alle verloren sein!“6) So wichtig war es ihnen, die G-ttesnähe auch nur für einen kurzen Moment zu empfinden.
Diese starke Leidenschaft erhielten die Kinder Israels beim Erhalt der Thora, als das ganze Volk zeitweilig zum Heiligkeitsstatus des Kohen Gadol aufstieg.7 Daraus entsprang später dieser Drang, selbst ein Kohen Gadol sein zu wollen, bis Korach und seine Leute dafür sogar gegen Mose rebellierten.
Es gibt eine Ordnung
Vom Aufstand Korachs können wir zwei Sachen lernen: Einerseits soll jeder Jude sich dazu bringen, ein „Kohen Gadol“ sein zu wollen – sich G-tt immer weiter zu nähern. Dafür begeistert er sich und darin sieht er sein Lebensziel. Doch andererseits darf ihn diese Leidenschaft nicht blenden und von seinen eigentlichen Aufgaben abbringen. G-tt schuf eine Weltordnung, in der jeder seine Rolle hat; als Jude, Nichtjude, Mann, Frau, Vater, Mutter, Thoragelehrter, Geschäftsmann usw. Und im Rahmen dieser Rolle soll man sich bemühen, G-tt nahe zu sein, jeder mit seinen Möglichkeiten, sprengen darf man ihn jedoch nicht!
(Likutej Sichot, Band 18, Seite 187)
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