"We'im nefesch achat techeta bischgaga me'at ha'aretz" - "Wenn sich aber jemand aus dem Volk vorsatzlos versündigt" [Wajikra 4, 27].
Das Wort "achat" (einer) scheint in diesem Passuk überflüssig zu sein, denn im Hebräischen wäre der Satz schließlich auch wie folgt verständlich: "We'im nefesch techeta bischgaga me'at ha'aretz." Was sagt das Wort "achat" an dieser Stelle also aus? Folgende Geschichte mag dies erhellen:
Der Rabbiner einer Gemeinde bemerkte eines Tages, dass ein sonst treues Mitglied seiner Gemeinde schon seit Wochen der Synagoge fern blieb. Also entschloss sich der Rabbi, diesem Gemeindemitglied einen Besuch abzustatten. Wie nun der Rabbi in dessen Wohnzimmer eintrat, sah er den Mann im Schaukelstuhl vor dem Kaminfeuer sitzen. Der Mann schien offensichtlich bei bester Gesundheit zu sein. Der Rabbi nahm sich einen Stuhl, setzte sich neben ihn hin und erkundete sich höflich nach den Gründen seines Fernbleibens. Der Mann erwiderte, dass es ihm in der Synagoge zu laut und überfüllt sei und er deshalb den Entschluss gefasst habe, daheim viel ungestörter und konzentrierter beten zu können.
Der Rabbi antwortete hierauf nicht, sondern schaute nur nachdenklich auf die glühenden Kohlen im Kamin. Dann erhob sich der Rabbi von seinem Stuhl, nahm mit der Kaminzange ein Stück Kohle, legte dieses auf den Boden vor dem Kamin ab und verabschiedete sich mit den Worten: "Ich hoffe, dich bald wieder in der Synagoge zu sehen." Der Mann war über das Verhalten des Rabbis eine Weile lang sehr verwundert, doch dann wurde ihm der stille Hinweis des Rabbis klar: Der Rabbi wollte ihm die Stärke verdeutlichen, die eine Gemeinschaft dem Einzelnen verleiht. Wenn sich glühende Kohlen zusammen auf einem Haufen befinden, erhält ein Stück das nächste am Glühen. Wenn jedoch ein Stück Kohle aus dem Haufen herausgenommen wird, dauert es nicht lange und das Stück erlischt, während die anderen Kohlen noch lange weiter glühen.
Die Tora weist auf genau diesen Umstand hin: Ist ein Jude mit der Gemeinschaft Israels vereint, ist er Teil einer kollektiven Identität, die ihn davor bewahrt, dem G-ttlichen Willen zuwiderzulaufen. Wenn aber ein Jude - "We'im nefesch", alleine und abgesondert - d. h. "achat" - ist, dann ist es recht wahrscheinlich, dass er sich über kurz oder lang - "techeta" - gegen die Tora versündigt.
(Basierend auf den Lehren des Lubawitscher Rebben)
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