Die erste Woche

Nach einer bis in biblischen Zeiten zurückreichenden Tradition dauert die festliche Freude einer Hochzeit eine ganze Woche.1 Die erste Woche der Ehe wird von dem frisch vermählte Paar in einer Feiertagsstimmung begangen. Braut und Bräutigam tragen ihren Feiertagsschmuck, gehen nicht zur Arbeit und werden während dieser Woche wie ein Königspaar behandelt. Dieser Brauch steht in der Tora im Zusammenhang mit der Ehe von Jakob und Lea, die ihre erste Woche nach der Vermählung mit Festlichkeiten begingen.

Diese Woche wird auch die „Schewa Brachot Woche“ genannt. In dieser Woche werden eine Reihe kleiner Festlichkeiten zu Ehren des Paares abgehalten, auch die „Schewa Brachot“ („Sieben Segnungen“) genannt, die nach dem Tischgebet folgen. Diese sieben Segen, – es sind die gleichen, die unter der Chuppa rezitiert wurden – bestehen hauptsächlich aus Bitten um Segen für das frisch vermählte Paar. Die ersten „Schewa Brachot“ werden noch beim Hochzeitmahl gesagt.

Gesetze und Bräuche:

  • Die erste Woche der Ehe wird von dem frisch vermählte Paar in einer Feiertagsstimmung begangenWährend der ersten Woche werden Braut und Bräutigam königlich behandelt. Deshalb verlässt das frisch vermählte Paar nie ohne die Begleitung durch eine „Ehrengarde“ ihr Haus.
  • An dem der Hochzeit folgenden Schabbat wird der Bräutigam zur Tora aufgerufen.
  • Ist ein Bräutigam während des Gebets in der Synagoge zugegen, wird das Tachanun Gebet (Beichte) nicht gesprochen, so wie das auch bei Festtagen des jüdischen Kalenders der Fall ist. Damit soll der festlichen Atmosphäre des Bräutigams Respekt gezollt werden.
  • Sollte während der ersten Woche nach der Eheschließung ein jüdischer Fasttag vorkommen, kann das Brautpaar vom Fasten freigestellt werden. Für eine solche halachische Entscheidung sollte ein Rabbiner konsultiert werden.

Schewa Brachot

Die Schewa Brachot Treffen sind nicht zwingend erforderlich - und schon gar nicht an jedem Wochentag. Da es Standard wurde, jeden Tag Schewa Brachot abzuhalten, teilen sich traditionell Familie und enge Freunde diese Ehre.

Die Mahlzeit wird nach der Tradition mit Gesang und Worten aus der Tora begleitet – meist halten Bräutigam, Braut oder geladene Gäste eine kurze Ansprache. Mit dem Ende der Mahlzeit folgt der eigentliche Höhepunkt der Veranstaltung – die Schewa Brachot. Nach dem Tischgebet werden sechs Gäste eingeladen, um über einen Becher Wein die Segnungen der Schewa Brachot zu rezitieren.

Gesetze und Bräuche:

  • Vor dem Tischgebet werden zwei volle Becher Wein vorbereitet, einen für den Tischgebet-Leitenden und einen für die Schewa Brachot. Der Leitende fügt zur gewöhnlichen Aufforderung zum Tischgebet noch ein paar weitere Worte hinzu: „Lasst uns segnen unseren G-tt, in dessen Nähe Freude ist, von dessen Gabe wir gegessen haben.“ Alle Anwesenden antworten in abgeänderter Form.
  • In einigen Gemeinden ist es üblich, dass der Leitende die Dewai Haser Hymne beim Aufruf zum Tischgebet anstimmt. Diese Hymne ist ein Gebet für den Tag, an dem der Tempel wieder aufgebaut wird und wir alle wieder die ultimative Freude erfahren. Sollten die Schewa Brachot auf Schabbat fallen, wird dieses Lied mitunter auch nicht gesungen.
  • „Lasst uns segnen unseren G-tt, in dessen Nähe Freude ist, von dessen Gabe wir gegessen haben.“Nachdem das Tischgebet abgeschlossen ist, werden sechs Gäste eingeladen, die ersten sechs Segnungen der Schewa Brachot zu rezitieren. Der letzte Segen gilt als der prestigeträchtigste und ist in der Regel für einen besonderen Gast reserviert. Jeder, der einen Segen der Schewa Brachot sagen darf, hält sitzend den Schewa Brachot Becher mit Wein.
  • Nachdem die sechs Segenssprüche vorgetragen wurden, spricht der Tischgebet-Leitende den letzten, siebenten Segensspruch über den Wein (hagafen) und trinkt einen Schluck von seinem Becher. Meist spricht der derjenige auch den Hagafen-Segen, der den sechsten Schewa Brachot Segen gesprochen hat. Der Wein beider Becher wird gemischt, indem jeweils ein bisschen Wein aus dem einen Becher in den anderen gegossen wird. Danach trinkt der Bräutigam aus dem einen, und die Braut aus dem anderen Becher.
  • Zehn erwachsene jüdische Männer („Minjan“) müssen anwesend sein, um die Schewa Brachot sprechen zu können. Dies ist bei der Zusammenstellung der Gästeliste zu beachten! Sind nur drei erwachsene Männer („Mesuman“) anwesend, wird nur der letzte Segen der Schewa Brachot, der Ascher Bara Segen, über einen Becher Wein gesprochen.
  • Wichtig für die Gästeliste ist ein Fremder, der als „neues Gesicht“ nicht an der Chuppa oder einer Schewa Brachot zuvor teilgenommen hat.

Das erste Jahr

„Wenn ein Mann eine neue Frau nimmt, soll er nicht zur Armee gehen, noch ist er dazu verpflichtet. Er soll weiterhin frei sein, in seinem Haus für ein Jahr wohnen und Freude mit seiner Frau haben, die er sich genommen hat.“ Deut. 24:5

Ein Gebäude ist nur so stark, wie sein stützendes Fundament. Das erste Jahr der Ehe dient als Basis des neu zu errichtenden Hauses. Das Paar muss in diesem besonderen Jahr viel Zeit und Energie in die Pflege seiner Beziehungen investieren. Braut und Bräutigam sollten deshalb keine Reise unternehmen, die sie länger als eine Nacht voneinander trennt.