1) Wein
Gesegnet seist Du, G-TT, unser G-tt, König des Universums, der die Frucht des Weines erschaffen hat.
Die Sieben Segnungen, die g-ttlichen Segen während der Dauer eines Ehelebens bringen, werden über einen Becher Wein gesprochen.
Während jeder eine bestimmte Persönlichkeit projiziert, hat Wein die Fähigkeit, die Person hinter der Fassade zu offenbaren, die versteckten Elemente der Persönlichkeit. Nachdem man Wein zu sich genommen hat, tendieren Leute dazu, die sich unter der Oberfläche befindliche Persönlichkeit zu offenbaren – zum Guten oder Schlechten. Was für eine angemessene Metapher für eine Ehe, wenn zwei Seelenverwandten damit einverstanden sind, den jeweiligen Partner bedingungslos zu akzeptieren – nicht nur die vom Partner projizierte Persönlichkeit, sondern auch dessen versteckten und unterbewussten Eigenschaften.
Zusätzlich erfreut der Wein das Herz.1 Aber um diese Herz erfreuende Getränk herzustellen, muss man eine Traube zerquetschen. Die Hochzeit ist voll von solch “quetschenden” Momenten – der Schlüssel liegt darin, diese herausfordernden Begebenheiten gemeinsam zu meistern, was zu neuen Phasen des Glücks und der Glückseligkeit führt.
2) Der Zweck
Gesegnet seist Du, G-TT, unser G-tt, König des Universums, der Du alle Dinge zu Deiner Herrlichkeit erschaffen hast.
Das Paar erklärt, dass ihre Hochzeit einem höheren Zweck dient als der Befriedigung ihrer eigenen Bedürfnisse und BegierdenDie Ehe ist die Erfüllung vieler grundlegender menschlicher Bedürfnisse. Es befriedigt die natürliche Zuneigung, die Mann und Frau für den anderen empfinden und verleiht den Leuten ein Gefühl der Sicherheit. Sie schafft ebenfalls ein angemessenes Umfeld für die Erziehung von Kindern.
An diesem Punkt erklärt das Paar, dass ihre Hochzeit in Wahrheit einem höheren Ziel dient als der Erfüllung ihrer Begierden und Bedürfnisse. „Alles wurde um Seiner Herrlichkeit Willen erschaffen“ und dies stellt keine Ausnahme dar.
„Alles wurde um Seiner Herrlichkeit Willen erschaffen“, so auch – oder vielleicht besonders – das jüdische Heim. Das Judentum erlaubt keine Trennung der Mächte, z.B. G-tt und die Spiritualität nur in der Synagoge und das Zuhause als Ort für die persönlichen Ambitionen, Hobbies und Prioritäten. Dieser Segen ist ein Ausdruck des Paares für die Errichtung eines jüdischen Heims, das auf spirituellen Werten basiert. Ein Zuhause, das sich zum Ziel gesetzt hat, eine Bastion des Lichtes, der Tora und Gebote zu sein, ein Heim, das sich G-ttes Herrlichkeit gewidmet hat.
3) Mann
Gesegnet seist Du, G-TT, unser G-tt, König des Universums, der Du den Mann erschaffen hast.
Dieser Segen dankt G-tt für die Erschaffung des Mannes – Adam. Dieser Segen geht dem folgenden hervor, welcher G-tt dankt, dass Er Eva erschaffen hat und folglich für die Erlaubnis, zu heiraten.
Dieser Segen jedoch hat selbst eine tiefe Bedeutung. Bevor Eva aus Adams eigenen Fleische erschaffen wurde, waren sie und Adam eins. Spirituell betrachtet waren die Seelen von Mann und Frau eins im Garten Eden, bevor sie herabgeschickt wurden, um im Körper eines Mannes und einer Frau zu wohnen. Die Möglichkeit, Mann und Frau körperlich sowie emotionell zu vereinen, aus zwei eins zu machen, zeugt vom ursprünglichen einen Zustand ihrer Seelen. Dieser Segen, der auf die Zeit hinweist, als die Seelen eins waren, soll die Seelenverbindung innerhalb der körperlichen Vereinigung hervorrufen.
4) Frau
Gesegnet seist Du, G-TT, unser G-tt, König des Universums, der Du den Mann in Deinem Ebenbilde, im Ebenbilde Deiner Art und Form geschaffen hast und ihm von sich selbst ein ewiges Bauwerk geschaffen hat. Gesegnet seist Du, G-TT, Schöpfer des Mannes.
Dieser Segen dankt G-tt für die Aufregung und das Rätsel, welches durch die Zusammenkunft von zwei Menschen mit verschiedenen Temperamenten entstehtDer Schöpfer begnügte sich nicht mit mit einem/einer androgynen Adam/Eva. Stattdessen teilte er das Original in zwei Hälften und “gab Adam von sich selbst ein immer währendes Bauwerk”. Dieser Segen dankt G-tt für die Dynamik der Hochzeit, die Er durch die Schöpfung zweier Wesen gestaltet hat – die Aufregung und das Rätsel, welches durch die Zusammenkunft von zwei Menschen mit verschiedenen Temperamenten, Eigenarten und Psychen entsteht. Der folgende Segen diskutiert den Vorteil einer solchen Vereinigung.
5) Jerusalem
Möge die unwirtliche [Jerusalem] sich an der Wiedereinkuft ihrer Kinder in ihrer Mitte erfreuen. Gesegnet seist Du, G-TT, der Du Zion durch ihre Kinder erfreust.
Einfach betrachtet, rufen wir die Erinnerung an Jerusalem mit folgendem Diktum hervor:2 "Meine Zunge soll an meinem Gaumen festkleben, sollte ich Deiner nicht gedenken; sollte ich Jerusalem in meiner größten Freude nicht erinnern."
Ferner, nachdem das Paar seinen Wunsch nach der Errichtung eines Heims, das der Steigerung der Herrlichkeit G-ttes gewidmet ist und ihre Seelenverbindung ihre Vereinigung durchzieht, erwähnen wir die logische Konsequenz ihrer Verpflichtung. Jedes jüdische Heim ist ein schillernder Lichtpunkt. All diese Lichtpunkte vereinen sich, um die Mächte der Dunkelheit zu verjagen und so die Erlösung herbeizuführen – die Zeit, in der Jerusalem sich an der Wiedereinkunft ihrer Kinder erfreuen wird.
Auf einer mystischen Ebene betrachtet, ist die Bezeichnung Jerusalems als „unwirtlich“ und die darauffolgende Erwähnung ihrer Kinder eine Metapher für die verschiedenen Phasen der Beziehung eines Paares.
Einst waren beide eins, scheinbar ein idealer Zustand. Und „sie” waren unwirtlich. Die Möglichkeit für Kinder kam erst nach der Trennung Eva’s von Adam. Unsere Fähigkeit zur Produktion und zum Erreichen ist ein Resultat unserer Entfremdung und der Anstrengungen, die die Suche nach der Verschmelzung zweier Gegensätze und deren versteckter grundlegender Einheit begleiten.
6) Freude
Gebiete diesen liebenden Freunden reiche Freude, wie Du Deinen Geschöpfen im Garten Eden Freude gewährtest. Gesegnet seist Du, G-TT, der Du den Bräutigam und die Braut erfreust.
Eine jüdische Hochzeit bildet eine Verbindung zu allen vergangenen Generationen und allen zukünftigenGefühle können nicht mit den körperlichen Sinnen wahrgenommen werden, sondern kommen durch das körperliche Benehmen zum Ausdruck, auf das diese auch einen Einfluss haben. Sie bestimmen ob jemand freudig durch die Gegend hüpft oder köpfüber dahinschlendert. Freude drückt sich durch Tanzen aus – jemand, der glücklich ist, „tanzt vor Freude.“
Es gibt zwei Arten des Tanzes, jede drückt eine unterschiedliche Ebene der Freude aus. Es gibt den choreographischen Tanz, der aus verschiedenen Schritten und Bewegungen besteht. Alle Teilnehmer folgen einem Rhythmus; ihre Schritte werden bestimmt von den Regeln des entsprechenden Tanzes.
Dann gibt e seine Art Tanz, der überhaupt keinen choreographischen Regeln folgt. Als König David die Bundeslade zuerst nach Jerusalem brachte, beschrieb man ihn als “hüpfend und tanzend” mit Freude.3 Die ungezügelte Freude, die ihn in diesem Moment überkam, erlaubte es ihm nicht, seine Bewegungen auf die instrumentierte Schrittfolge eines gegebenen Tanzes zu beschränken. Sein gesamtes Wesen tanzte und sprang.
Während choreographierte Tänze geschmackvoll und schön sind sowie ein Hauptbestandteil aller Hochzeiten, die intensive Freude, die bei einer Hochzeit erfahren wird, drückt sich durch die Kreise des “freien Tanzens”, die traditionelle jüdische Hochzeiten charakterisieren, aus.
Jeder Jude ist Teil des größeren jüdischen Körpers – ein Körper, der jede jüdische Seele aller Generationen beinhaltet. Eine jüdische Hochzeit stellt eine Verbindung zwischen allen vorangegangenen und allen zukünftigen Generationen her. Folglich ist jede jüdische Hochzeit ein historischer und bedeutender Moment – nicht nur für das Paar und deren Eltern, sondern für die gesamte Gemeinschaft. Dies wird belegt durch die Teilnahme aller Anwesenden am Tanz und Gesang – jeder einzelne fühlt sich berechtigterweise als Teil dieses bedeutenden Ereignisses.
7) Vollendung und mehr
Gesegnet seist Du, G-TT, unser G-tt, König des Universums, der Du Spaß und Freude geschaffen hast, Bräutigam und Braut, Fröhlichkeit, Jubel, Beifall und Vergnügen, Liebe, Freundschaft, Harmonie und Kameradschaft. G-TT, unser G-tt, lass in den Städten von Jehuda und in den Straßen von Jerusalem schnell erhört werden den Klang der Freuden der Fröhlichkeit, den Klang eines Bräutigams und seiner Braut, den Klang des Jubels von Bräutigammen unter deren Hochzeitsbaldachinen und der Jugendlichen bei freudigen Banketten, Gesegnet seist Du, G-TT, der Du den Bräutigam mit der Braut erfreust.
Dieser Segen ist charakterisiert durch zwei Nummern: Fünf und Zehn.
Der Segen benutzt zehn Adjektive, die die Atmosphäre, die hoffentlich im Heim des neuvermählten Paares vorherrschen wird, beschreiben: 1) Spaß. 2) Freude. 3) Fröhlichkeit. 4) Jubel. 5) Lust. 6) Vergnügen. 7) Liebe. 8) Freundschaft. 9) Harmonie. 10) Kameradschaft.
Zehn ist eine vollkommene Zahl. Der Bauplan der Schöpfung ist die Tora, dessen Essenz sich in den Zehn Geboten befindet. Als Resultat hieraus, wurde die Welt aus zehn überirdischen Blöcken geschaffen — die zehn G-ttlichen Attribute (Sefirot) – die sich in den zehn Worten G-ttes manifestieren, mit der die Welt erschaffen wurden.4
Der Schlusssegen der Schewa Brachot wünscht dem Ehepaar ein Leben voll perfekter Freude. Eine Freude, die jeden Aspekt ihres Seins durchzieht.
Die Zahl Fünf repräsentiert den g-ttlichen Kern, der die Schöpfung durchziehtAber die Vervollkommnung ist nicht genug. Der Segen nennt die fünf Klänge, die fünf symbolisiert die Transzendenz der Vollkommenheit.
Die Welt wurde mit vier Elementen geschaffen: Feuer, Wind, Wasser, Erde. Die Schöpfung wird in vier Unterkategorien eingeteilt: die Menschen – die Krone der Schöpfung, das Tierreich, die Pflanzenwelt und alle leblosen Geschöpfe. Die Vierseitigkeit der Schöpfung drückt sich auch in vielen anderen Bereichen aus, wie z.B. den vier Windrichtungen oder den vier Jahreszeiten. Dieses numerische Motiv ist das Resultat der weltbeherrschenden Macht – den vier Buchstaben des Tetragramms.5
Die Zahl fünf repräsentiert den g-ttlichen Kern, der die Schöpfung durchzieht.6 Die jüdische Seele ist eine Reflektion dieser Idee, enthält sie doch die vier Buchstaben, die ihre eigene Identität zum Ausdruck bringen; gefolgt von einer fünften Ebene – der Jechida, was den g-ttlichen Kern der Seele darstellt.
Hochzeit ist der Moment, in dem die Seelen des Ehepaares endlich Vollendung erfahren – Zehn – und nutzen diese dann als Sprungbrett, um in die g-ttliche Essenz ihrer Seelen und der Welt einzutauchen – Fünf – was endlos höher ist als jede andere Form der Vollendung, die normale Geschöpfe selbst erreichen können.
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