Ein weltberühmter Maschpia (chassidischer Mentor) erzählte einmal die folgende Geschichte.

Der Kaiser von Österreich besuchte den russischen Zaren. Ein Festbankett mit allem Drum und Dran wurde veranstaltet. Zum Menü gehörte auch Kischke, „gefüllte Haut“. Es handelt sich um einen Tierdarm, der mit Mehl, Öl und allerlei Gewürzen gefüllt wird. Ich habe es nur einmal gegessen, als ich Israel besuchte.

Jedenfalls schmeckte es dem Kaiser, und er bat den Zaren, seinem Koch das Rezept zu schicken. Das versprach der Zar gerne. Als der Kaiser abgereist war, schrieben die russischen Köche das Rezept auf und schickten es als Diplomatenpost nach Wien.

Der Tag kam, als man dem Kaiser mitteilte, er werde Kischke speisen dürfen. Er setzte sich hungrig an den Tisch, und man brachte ihm ein Tablett. Aber das stank! Der Kaiser nahm den Deckel von seinem Teller und probierte einen Bissen. Sofort spuckte er ihn aus und befahl, das Tablett zu entfernen und den Kischke wegzuwerfen.

Sofort wurde ein offizieller Protestbrief an den Zaren geschickt. Was für ein übler Streich! Der Zar las den Brief, ließ seine Köche rufen und verlangte eine Erklärung.

Zunächst waren die Leute verdutzt. Sie lasen das Rezept noch einmal durch und fanden keinen Fehler. Erst nach langem Nachdenken hatte ein Koch eine Idee. „Aber ja!“, rief er. „Wir erklärten ihnen, wie man den Kischke füllt und würzt, aber wir kamen nicht auf die Idee, dass wir ihnen erklären müssen, den Darm vor dem Füllen zu reinigen!“


Diese Geschichte ist ein Gleichnis über Tschuwa (Reue). Wir fassen oft gute Vorsätze, vor allem wenn die Tage der Ehrfurcht nahen. Wenn Rosch Haschana bevorsteht, überlegen wir, wie wir uns bessern können. Die obige Geschichte zeigt, dass gute Taten wichtig sind, dass unseren guten Vorsätzen aber etwas vorausgehen muss: Eine ehrliche Bestandsaufnahme, damit wir wissen, in welchen Lebensbereichen wir etwas ändern müssen. Andernfalls bleiben wir trotz der besten Gewürze (Vorsätze) ein stinkender Kischke.