Eli's Abstammung
Eli war ein Nachkomme von Itamar, dem vierten und jüngsten Sohn des Hohepriesters Aaron. Er wurde Hohepriester (Kohen Gadol) nach dem Tod von Pinehas, dem Sohn von Elazar, Itamars älterem Bruder. Wir erfahren nicht, warum Eli anstelle von Pinchas' Sohn das Hohepriesteramt übernahm. Der letzte Nachkomme aus Itamars Linie, der Hohepriester wurde, war Ewjathar, ein Enkel von Elis Enkel Achituv. Ewjathar war Hohepriester während der Regierungszeit von König David. Er wurde jedoch von König Salomo (Schlomo) verbannt, weil er sich mit Adonija, Salomos älterem Halbbruder, verbündet hatte, der versuchte, die Thronfolge an sich zu reißen. Das Hohepriestertum fiel dann wieder an die Linie von Elasar ben Aaron zurück, und zwar in der Person von Zadok, dem Hohepriester, und seinen Nachkommen.
Eli war in jenen frühen Tagen der Geschichte unseres Volkes auch der Einzige, der zwei Kronen trug, denn er war sowohl Richter (Schofet) als auch Hoherpriester. Er wurde im Alter von 58 Jahren zum Richter ernannt, nachdem Samson (Schimschon) im Jahr 2830 (oder 2831) gestorben war, und hatte dieses Amt vierzig Jahre lang inne, bis er im Alter von 98 Jahren tragisch starb.
Hannas Gebet
In jenen Tagen stand der Mischkan (Heiligtum) in Schilo, dem Zentrum des religiösen Lebens des Volkes. Dort wohnte Eli, der Hohepriester, der vierte in der ununterbrochenen Kette des mündlichen Gesetzes (Massora), angefangen bei Mosche Rabbenu bis hin zu Joschua und Pinchas.
Es war dort, im Heiligtum von Schilo, wo Hanna, die Frau eines prominenten Leviten, Elkana, kam, um für einen Sohn zu beten. Sie war seit vielen Jahren kinderlos geblieben. Und sie gelobte, wenn G-tt sie mit einem Sohn segnen würde, würde sie ihn sein ganzes Leben lang dem Dienst G-ttes weihen. Eli äußerte ihr gegenüber den Wunsch, dass G-tt ihren Herzenswunsch erfüllen möge. Innerhalb eines Jahres gebar sie einen Sohn und gab ihm den Namen Samuel (Schmuel), der ein großer Prophet und Elis Nachfolger als Richter des ganzen jüdischen Volkes werden sollte.
Hannas Freude kannte keine Grenzen. Die ersten paar Jahre behielt sie ihn zu Hause. Dann nahm sie ihn getreu ihrem Versprechen mit nach Schilo, wo sie ihn Eli übergab, damit er ihn erziehen konnte. Unter Elis Anleitung wuchs Samuel in einer ganz und gar religiösen Atmosphäre auf und erwies sich bald als würdiger Schüler.
Eli's eigensinnige Söhne
Eli war von Natur aus ein gütiger Mann und wurde von allen Menschen geliebt, die bei ihm nach geistlicher Führung suchten. Der junge Samuel hing besonders an ihm und befolgte treu seine Anweisungen. Eli war stolzer auf ihn als auf seine eigenen beiden Söhne Hophni und Pinchas, die leider nicht in die Fußstapfen ihres Vaters traten. Sie nutzten ihre privilegierte Stellung aus und erniedrigten das Priestertum in den Augen der Massen durch Bestechung und Korruption. Eli tadelte seine Söhne, aber offenbar nicht energisch genug. Jedenfalls änderten sie ihren Weg nicht.
Die Prophezeiungen
Eines Tages kam ein Mann G-ttes (ein Prophet) zu Eli und überbrachte ihm eine strenge Botschaft von G-tt. Darin wurde Eli für das Fehlverhalten seiner Söhne verantwortlich gemacht und ihm wurde gesagt, dass beide Söhne am selben Tag sterben würden und das Priesteramt von seinem Haus auf das eines anderen übergehen würde.
Die gleiche Prophezeiung wiederholte sich bald in Samuels erster g-ttlicher Offenbarung, die er erhielt, als er noch sehr jung war. Eines Abends, als er sich in der Stiftshütte in Schilo zur Ruhe legte, hörte Samuel eine Stimme, die seinen Namen rief. Er sprang auf und lief zu dem alten Eli, weil er dachte, er hätte ihn gerufen. Aber Eli sagte ihm, er solle zurückgehen, denn er habe ihn nicht gerufen. Das wiederholte er dreimal, und dann wurde Eli klar, dass es sich um eine g-ttliche Aufforderung handelte. Dann sagte er dem Jungen, dass er, wenn er die Stimme wieder höre, antworten solle: "Sprich, oh Herr, denn dein Diener hört."
Die Botschaft, die Samuel erhielt, war eine sehr traurige: "Siehe, ich will etwas in Israel tun, dass jedem, der es hört, die Ohren klingen sollen. An jenem Tag werde ich an Eli all das tun, was ich über sein Haus geredet habe... Ich werde sein Haus für immer strafen, weil er wusste, dass seine Söhne sich selbst verflucht hatten, und sie nicht zurückhielt. Die Missetat des Hauses Eli soll ewiglich nicht durch Opfer und Gaben getilgt werden."
Zähneknirschend erzählte der junge Prophet Samuel Eli die g-ttliche Botschaft, woraufhin der alte Mann demütig antwortete: "Es ist G-ttes Wille; lass Ihn tun, was Ihm gut erscheint."
Samuel wuchs voller Glauben und Mut auf, gestärkt durch den Geist, den G-tt ihm verliehen hatte. Das Volk erkannte in ihm einen zukünftigen Führer. Auch Eli hatte keinen Zweifel daran, dass seine beiden Söhne nicht würdig waren, seine Nachfolge anzutreten und die Tradition fortzuführen. Eli war jetzt alt und konnte keinen Einfluss mehr auf sie ausüben. Er wusste, dass sein Nachfolger als Richter über das ganze Volk kein anderer als Samuel sein würde.
Tod von Elis Söhnen
Eine Zeit lang hatten die Juden in Frieden gelebt und wurden von den Philistern im Westen nicht bedrängt. Doch dann gab es wieder kriegerische Auseinandersetzungen, und zwar mit den Philistern. Bei Afek kam es zur Schlacht, und die Juden wurden zurückgeschlagen, nachdem sie viertausend Mann verloren hatten. Nun erinnerten sich die Ältesten Israels daran, dass zu Zeiten Joschuas die Lade G-ttes an der Spitze des Heeres getragen worden war und immer für Erfolg gesorgt hatte. Also gingen sie nach Schilo und verlangten, dass die Lade aus dem Stiftszelt zu ihnen gebracht werden sollte. Hophni und Pinchas begleiteten die heilige Lade persönlich ins Lager. Ihre Anwesenheit gab den Israeliten auf wunderbare Weise ihren schwindenden Mut zurück. Sobald sie sie erblickten, stießen sie einen großen Schrei aus, so dass die Erde zu beben schien. Aber es war G-tt's Wille, dass die Philister siegen sollten. Sie kämpften mit verzweifeltem Mut, und die Israeliten wurden erneut aufgerieben; dieses Mal wurden dreißigtausend ihrer Soldaten getötet, und der Rest floh in wilder Verwirrung. Hophni und Pinchas waren unter den Toten, und die Bundeslade befand sich in den Händen des heidnischen Feindes. Die traurige Prophezeiung über das Unglück, das über das Haus Eli hereinbrechen sollte, entfaltete sich nun in ihrer ganzen Tragik.
In Schilo warteten Eli und das Volk, das dort versammelt war, gespannt auf die Nachricht von der Schlacht. Da kam ein Benjaminiter mit zerrissenen Kleidern und Erde auf dem Kopf aus dem Lager in die Stadt gerannt. (Laut unseren Weisen war dieser Bote Saul, der später König von Israel werden sollte.) Eli saß am Wegesrand und beobachtete, wie der Bote in die Stadt einzog; er hörte ein lautes Wehklagen. "Was hat dieser Lärm zu bedeuten?", fragte der alte Mann voller böser Vorahnungen. Seine schwindende Sehkraft erlaubte es ihm nicht, die zerrissenen Kleider des Boten und seinen mit Erde bedeckten Kopf zu erkennen, die ihre eigene Geschichte erzählten. Der Benjaminit trat an ihn heran und teilte ihm langsam die schreckliche Nachricht mit. "Ich komme vom Schlachtfeld", begann er, "und ich bin heute vom Schlachtfeld geflohen..."
Eli unterbrach ihn besorgt und fragte: "Was ist dort geschehen, mein Sohn?"
Da erzählte der Bote seine traurige Geschichte, die immer schlimmer wurde. "Unser Volk ist vor den Philistern geflohen, und es hat ein großes Gemetzel unter den Menschen gegeben, und deine beiden Söhne Hophni und Pinchas sind tot, und die Lade G-ttes ist genommen."
Das tragische Ende
Als Eli von dem Schicksal der heiligen Lade hörte, fiel er vor Kummer rückwärts von seinem Sitz und starb dort, achtundneunzig Jahre alt, nachdem er vierzig Jahre lang Richter gewesen war.
Die Heilige Lade blieb sieben Monate lang in der Hand der Philister. In dieser Zeit wurden sie von Unglücksfällen heimgesucht, die sie so erschreckten, dass sie beschlossen, die Lade den Israeliten zurückzugeben. Die Lade wurde auf einen neuen Wagen gesetzt, der von zwei Kühen gezogen wurde, die noch nie ein Joch getragen hatten, und sie durften alleine weiterziehen. Die Tiere zogen weiter und nahmen den geraden Weg nach Bet-Schemesch, ohne sich nach rechts oder links zu wenden. Es war die Zeit der Weizenernte, und die Erntearbeiter in Bet-Schemesch begrüßten die unerwartete Ankunft der heiligen Lade mit großem Jubel. Von Bet-Schemesch wurde die Lade später nach Kirjat Je'arim gebracht, wo sie bis zur Zeit König Davids blieb.
In der Zwischenzeit übernahm der Prophet Samuel die Führung des jüdischen Volkes. Er sorgte für eine große spirituelle Erweckung, indem er jedes Jahr von seinem Geburtsort Rama aus eine Runde durch Bethel, Gilgal und Mizpa machte, das Volk richtete und unterwies und dem gesamten jüdischen Volk Einheit, Frieden und Sicherheit zurückgab.
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