Die folgende Sicha stammt aus den Ergänzungen von Bd. II, S. 636.
I. Chai Elul (18. Elul) ist der Geburtstag des Baal Schem Tow und des Alten Rebben.
Der Rebbe, mein Schwiegervater, sagte uns, dass Chai Elul der Geburtstag des Körpers und der Seele des Baal Schem Tow ist, und auch der Tag, an dem er offenbart wurde.1
Ähnlich verhält es sich mit dem Alten Rebben: Chai Elul ist der Tag seiner physischen Geburt und auch der Tag, der die wichtigsten Ereignisse in seinem Leben markiert.
II. In den Lehren des Ari (R. Jizchak Luria) gibt es einen Kommentar zu dem Vers „Und diese Tage werden in Erinnerung behalten und Na-asim (wörtlich: gemacht; gefeiert)“2 : Wenn Tage, die besondere Ereignisse markieren, jedes Jahr wiederkehren und man sich an diese besonderen Ereignisse erinnert („diese Tage werden in Erinnerung behalten“), wie es die Tora vorschreibt, sind sie „Na-asim“; d. h., an diesem Tag gibt es eine Wiederholung der ursprünglichen Ausstrahlung.3 So gibt es am 15. Nissan eine Wiederkehr des Auszugs aus Ägypten und so weiter.
Dasselbe gilt für den Jahrestag von Chai Elul: Durch die Erinnerung an das, was an diesem Tag geschah, kehren all diese Aspekte des Baal Schem Tow und des Alten Rebben jedes Jahr zu dieser Zeit wieder.
In diesem Zusammenhang können wir die Aussage des Rebben, meines Schwiegervaters,4 verstehen, dass Chai Elul den Monat Elul mit Vitalität erfüllt. Er zitierte auch eine andere Version: Chai Elul verleiht der Awoda Lebenskraft: „Ani Ledodi Wedodi Li – Ich gehöre meinem Geliebten, und mein Geliebter ist mein.“ Das Akronym hiervon ist Elul.5
In Iggeret haKodesch6 heißt es, dass jedes Jahr ein neues Licht erstrahlt, das es vorher nicht gegeben hat. Dies gilt auch für Chai Elul: seine Aspekte werden jedes Jahr verstärkt. Auf der empirischen Ebene ist dies freilich nicht sichtbar. Es mag sogar so aussehen, als würden diese Aspekte im Laufe der Zeit schwächer werden. In Wahrheit aber werden alle Aspekte auf der inneren Ebene – die letztlich hervortreten muss, um sich zu manifestieren – verstärkt.
III. Es gibt ein bekanntes Gleichnis in Chassidut7 von einem, der einen Schatz besitzt, der verschlossen ist, den er aber noch nicht gesehen hat. Er weiß jedoch, dass er ihm gehört, und er hat den Schlüssel dazu, so dass er ihn ansehen kann, wann immer er es möchte. Obwohl er ihn also im Moment nicht sieht, ist er sehr glücklich über seinen Besitz.
So ist es auch in unserem Zusammenhang. Wir haben den Schlüssel und können das Schloss öffnen, wann immer wir es wünschen – „noch heute – wenn ihr auf Seine Stimme hört“8 – innerhalb einer Stunde und eines einzigen Augenblicks. Selbst wenn man dies nicht spürt, sollte allein das Bewusstsein und die Gewissheit, dass man diese Möglichkeit in sich hat, eine Steigerung bewirken.
IV. Mein Schwiegervater, der Rebbe, erzählte, dass Chai Elul früher einer der „geheimen Feiertage“ war.9 Der Zemach Zedek offenbarte es seinen heiligen Söhnen, und der Rebbe Maharasch hielt am Chai Elul ein Ma-amar des Alten Rebben, wenn er auf einen Schabbat fiel oder auf den Schabbat davor. Später wurde Chai Elul zu einem offenkundigen Feiertag.
Dies sollte jeden mit der Fähigkeit stärken, die Aspekte, die in ihm stecken, ans Licht zu bringen. Wie bereits erwähnt, bringt Chai Elul Vitalität in den Elul und in die Awoda von „Ani Ledodi Wedodi Li“, und dies wird zu einer Quelle, aus der man Vitalität für alle geistigen Angelegenheiten des ganzen Jahres schöpfen kann. Dies wiederum wird sich das ganze Jahr über auch in physischen Angelegenheiten in Fülle an „Kindern, Leben und Unterhalt“ manifestieren.10
(Adaptiert aus einer Sicha gehalten am Schabbat Paraschat Tawo 5716)
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