Anmerkung1 zum Kapiteltitel „Brief 27“
Sein Schreiben an die Bevölkerung unseres Heiligen Landes, möge es rasch in unseren Tagen erbaut und errichtet werden, Amen, um sie mit doppelter Hilfe über das Ableben des Rabbiners und berühmten Gaon zu trösten – ein heiliger G‑ttesmann, Lampe Israels, rechte Säule, mächtiger Hammer2, unser Meister R. Menachem Mendel, möge seine Seele in Eden ruhen.
Meine Geliebten, meine Brüder und Freunde, die [mir so teuer] wie meine Seele sind etc. Der Ew‑ge sei über ihnen3, mögen sie bis in Ewigkeit leben, und ihre Nachkommen mit ihnen, die Saat der Wahrheit; die Gesegneten G‑ttes sind sie von jetzt an bis in Ewigkeit.
Nach gebührender Erkundigung nach dem Wohlergehen derer, die Seinen Namen lieben, bin ich gekommen, um das Herz der Gebrochenen, die seufzen und wehklagen, anzusprechen und sie mit doppelter Hilfe zu trösten mit dem, was mein Ohr gehört hat, und was ich von alleine verstanden habe bezüglich des Ausspruchs unserer Meister sel. A.: „Er hat Leben für alle Lebenden hinterlassen.“4
„Der Gerechte lebt in seinem Glauben“5 und in der Ehrfurcht vor G‑tt, die zum Leben führt, und in Feuergluten der Flamme seiner Liebe [zu G‑tt, die sogar größer ist] als das Leben, lässt er in ihnen alle Tage seines Lebens das Leben seines Ruach aufgehen6. Wenn G‑tt seinen Ruach emporhebt und seine Neschama zu sich nimmt, und [der Gerechte] von einem Aufstieg zum nächsten bis zum Gipfel der Stufen steigt, so hinterlässt er das Leben seines Ruach, „seine Taten, mit denen er sich einst gemüht“7 in Israel, „das Werken des Gerechten ist fürs Leben“8, für jedes lebende Wesen. Das heißt für die Seele jedes Lebewesens, das an seine Seele mit den dicken Seilen einer mächtigen Liebe und einer ewigen Liebe gebunden ist, ohne jemals zu wanken. Denn der Mann, der Leben ersehnt und dem Lebendigen G‑tt anzuhangen [wünscht], dessen Seele wird durch seinen Dienst anhangen, im Bund des Lebens mit G‑tt verbunden sein, im Leben des „Hauches“ [Ruach] unserer Nasenlöcher, über den wir sagten: „In seinem [schützenden] Schatten werden wir unter den Völkern leben.“9 [Dies] hinterließ er uns, in jedem einzelnen Individuum entsprechend dem Aspekt seines wahrhaften Verbundes und seiner Liebe, einer wahren und reinen Liebe, vom Innersten eines Menschen und der Tiefe des Herzens. Denn „wie im Wasser das Angesicht etc. [steht zu Angesicht, so steht des Menschen Herz zum Menschen]“10, und „Geist erweckt Geist und ruft Geist hervor.“11 Sein Ruach verbleibt somit wahrlich in unserer Mitte, wenn er seine Kinder, die das Werk seiner Hände darstellen, Seinen gesegneten Namen heiligen sieht. Denn [Sein Name] wird vergrößert und geheiligt, wenn wir auf dem geraden Weg wandeln, den er uns von seinen Wegen gewiesen hat, und wir werden in seinen Wegen immer und ewiglich wandeln12.
Dies also ist die Bedeutung der Aussage im heiligen Sohar: „Wenn ein Gerechter verscheidet, ist er in allen Welten mehr als zu seinen Lebzeiten anzutreffen.“13 Das heißt, sogar in dieser Welt der Tat, [über die geschrieben steht:] „heute – auf dass du sie übest“14, ist er mehr [als zu seinen Lebzeiten] anzutreffen, da die Tat ständig Gewächse der Gewächse produziert, vom „Licht, für den Gerechten gesät“15 im „Feld, das der Ew‑ge gesegnet hat“16. [Dieses Licht] leuchtet auf die Erde und die Orte außerhalb, wie auch auf uns, die heute hier sind, wir alle, die in seinen Wegen leben, „der heilige Weg werde er genannt“17.
Das Erwähnte gilt für den Dienst G‑ttes, für himmlische Angelegenheiten. Betreffs irdischer Angelegenheiten wird im heiligen Sohar ausdrücklich festgestellt, dass die Gerechten die Welt beschützen, und nach ihrem Ableben noch mehr als zu ihren Lebzeiten18. Ohne das Gebet der Gerechten in jener Welt hätte die Welt nicht einmal für einen einzigen Augenblick Bestand. Und wer zur Wohnstätte G‑ttes zu seinen Lebzeiten näher ist, hat Vorrang beim Segen.
Brief 27b - Erklärung des oben Erwähnten
Im heiligen Sohar steht geschrieben: „Wenn ein Gerechter verscheidet, ist er in allen Welten mehr als zu seinen Lebzeiten anzutreffen etc.“ Dies gilt es zu verstehen: Angenommen, er ist in den Oberen Welten in größerem Maß anzutreffen, wenn er dorthin emporsteigt; wie aber ist er in dieser Welt mehr anzutreffen?
Dies könnte auf Grundlage [einer Lehre] erklärt werden, die ich erhielt bezüglich der Aussage unserer Meister sel. A.19: „Er hat Leben für alle Lebenden hinterlassen.“
Bekanntlich ist das Leben eines Gerechten nicht fleischliches, sondern geistiges Leben, aus Glaube, Ehrfurcht und Liebe bestehend. So steht über den Glauben geschrieben: „Der Gerechte lebt in seinem Glauben.“20 Über die Ehrfurcht steht geschrieben: „Die Ehrfurcht vor G‑tt führt zum Leben.“21 Und über die Liebe steht geschrieben: „Wer nach Mildtätigkeit und Güte strebt, findet Leben“22, und „Güte“ bedeutet „Liebe“.
Diese drei Attribute sind in jeder Welt bis zu den höchsten Stufen vorhanden, alles gemäß den Stufen der Welten, eine höher als die andere mittels Ursache und Wirkung, wie bekannt ist.
Als nun der Gerechte auf Erden lebte, waren diese drei Attribute in ihrem Gefäß und in ihrer Kleidung auf der Ebene physischen Raumes enthalten, der Aspekt der mit seinem Körper verbundenen Nefesch. All seine Schüler erhalten eine bloße Abstrahlung dieser Attribute und deren Abglanz, der außerhalb dieses Gefäßes mittels seiner heiligen Äußerungen und Gedanken leuchtet. Unsere Meister sel. A. sagten daher, dass der Mensch seinen Meister nicht verstehen kann etc. pp.23 Nach seinem Ableben aber wird die [Seelenstufe] Nefesch, die im Grab verbleibt, vom Ruach, der aus diesen drei Attributen besteht und sich im Garten Eden befindet, getrennt. Somit kann jeder, der ihm nahe ist, einen Teil vom Aspekt seines Ruach, der im Garten Eden ist, empfangen, weil er sich nicht [mehr länger] in einem Gefäß, oder auf der Ebene physischen Raumes befindet. Bekanntlich sagten unsere Meister sel. A. über unseren Vater Jaakov, Friede mit ihm: „Mit ihm trat der Garten Eden ein.“24 Ebenso wird im Buch Assara Maamarot festgehalten, dass die Luft des Garten Eden jeden Menschen umringt, und in dieser Atmosphäre all seine guten Gedanken und Worte in Verbindung mit Tora und dem Dienst G‑ttes verzeichnet sind25; (so auch im gegenteiligen Fall, G‑tt behüte: [Böse Gedanken und Worte] werden in der Atmosphäre von Gehinnom, die jeden Menschen umgibt, verzeichnet.) Für seine Schüler ist es somit ein überaus Leichtes, ihren Teil des essentiellen Aspekts des Ruach ihres Meisters zu erhalten. Das bedeutet, [sie erhalten] seinen Glauben, seine Ehrfurcht und seine Liebe, mit denen er G‑tt diente, und nicht einen bloßen Abglanz ihrer, der über das Gefäß hinaus leuchtet. Denn der essentielle Aspekt seines Ruach wird Erhebung um Erhebung emporgehoben, um in seiner Neschama, die sich im Oberen Garten Eden, in den Oberen Welten befindet, aufzugehen.
Nun ist bekannt, dass jegliche heilige Sache niemals gänzlich und völlig von ihrem ursprünglichen Platz und seiner Stufe entwurzelt wird, selbst nachdem sie den höchsten Punkt erreicht hat.26 Es ist somit dieser ursprüngliche Aspekt, der unten im Unteren Garten Eden an seinem ursprünglichen Ort und seiner Stufe verblieben ist, der sich zu seinen Schülern ausbreitet, jeder einzelne gemäß dem Aspekt seines Verbundes und seiner Nähe zum [Gerechten] zu seinen Lebzeiten und nach seinem Ableben aus mächtiger Liebe heraus. Denn etwas Geistiges ergeht ausschließlich aufgrund mächtiger Liebe. So steht im heiligen Sohar, dass der Geist des willigen Herzens einen Geist von droben hervorbringt27 – doch nur, wenn er sich mit mächtiger Vorbereitung und intensiver Anstrengung seinem G‑tt entgegen bereitet, um diese drei Attribute auf die Weise, wie ihn sein Meister gelehrt hatte, zu erhalten. Wie unsere Meister sel. A. sagten: „Hast du dich abgemüht [und behauptest] gefunden zu haben – glaube es.“28
Nun existiert ein weiterer Aspekt der Ausstrahlung zu seinen Schülern. Sie kleidet sich jedoch nicht wahrlich in ihr Gehirn, wie im Fall der ersten [Ausstrahlung], sondern leuchtet auf sie von oben. Sie stammt vom Aufstieg seines Ruach und seiner Neschama zum seinem Ursprung – dem „Garten der Heiligen Äpfel“ [Chakal Tapuchin Kadischin]. Dieser [Aufstieg] bewirkt dort eine Vereinigung durch die Erhebung von Majin Nukvin all seiner Taten, seiner Tora und des Dienstes G‑ttes, den er Zeit seines Lebens leistete. In Chakal Tapuchin Kadischin sind überaus erhabene Lichter gesät, entsprechend den niederen [Lichtern], d.h. seiner Tora und seinem Dienst. Die Ausstrahlung dieser erhabenen Lichter leuchtet auf all seine Schüler, die durch seine Tora und seinen Dienst zu Dienern G‑ttes wurden. Diese Ausstrahlung, die von oben über ihnen [leuchtet], flößt ihrem Herzen Gedanken der Umkehr und der Wohltaten ein. All die Wohltaten, die aus dieser Ausstrahlung – von den im obenerwähnten Feld gesäten Lichtern ergehend – resultieren, werden „Gewächse der Gewächse“ genannt. Diese Ausstrahlung ist jedoch stark verborgen und verhohlen, so wie die Sonne, die die Sterne von unter der Erde beleuchtet. So wird im heiligen Sohar betreffs unseres Meisters Mosche, Friede mit ihm, berichtet, dass sich nach seinem Ableben seine Ausstrahlung in jeder Generation zu den 600.000 Seelen verbreitet29, wie die Sonne, die von unter der Erde auf die 600.000 Sterne30 leuchtet31.
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