Wochenabschnitt: Deuteronomium 33 bis zum Ende vom Chumasch; Genesis 1:1-2:3
Haftara: Joschua 1
An Simchat Tora wird die Toralesung beendet und beginnt wieder von vorne. Am Tag des Jauchzens mit der Tora schließen wir also den jährlichen Zyklus der wöchentlichen Toralesungen ab und fangen neu an.
Drei Rollen werden an Simchat Tora aus dem Schrein geholt. Aus der ersten lesen wir den letzten Abschnitt vom Chumasch: Wesot haBracha. Die Lesung wird in zwei Teile geteilt. Der erste wird so oft gelesen, dass jeder vom Alter der Bar Mizwa an die Möglichkeit hat, zur Tora zu kommen. Um Zeit zu sparen, können mehrere Männer gleichzeitig gerufen werden.
Der Inhalt dieses Abschnitts wird durch die ersten Worte deutlich: „Und das ist der Segen, mit dem Mosche, der Mann G-ttes, die Kinder Israel vor seinem Tod segnete.“ Mosche nennt jeden Stamm beim Namen und segnet jeden einzeln und danach ganz Israel. Der letzte dieser Gruppe wird „mit allen Knaben“ gerufen, also mit den Jungen unter dreizehn Jahren.
Nach der Lesung sprechen wir ein besonderes Gebet für die Jungen: „Der Engel, der mich von allem Bösen erlöst hat, segne die Knaben, damit sie nach meinem Namen und nach dem Namen meiner Väter Abraham und Jizchak genannt werden und sich auf Erden vermehren.“ Mit diesen Worten segnete Jakob seine Enkel Manasse und Ephraim (Genesis 48:16). Natürlich ist das ein aufregender und inspirierender Augenblick für die Jungen unterhalb der Bar Mizwa, denn meist werden sie nur aus diesem Anlass zur Tora gerufen.
Der zweite Teil (von 33:27 bis zum Ende der Tora) ist dem „Bräutigam der Tora“ (Chasan Tora) vorbehalten, der meist ein ehrwürdiges und gelehrtes Gemeindeglied ist, denn mit dieser Lesung ist die Tora vollendet. Bevor er gerufen wird, wird für ihn ein besonderer Segen gesprochen. Dieser letzte Abschnitt der Tora berichtet vom Tod Mosches im Alter von 120 Jahren, nachdem Mosche, auf dem Berg Nebo stehend, das Gelobte Land aus der Ferne sehen durfte. Die Tora erzählt, Mosche sei „durch den Mund G-ttes“ gestorben und G-tt habe ihn im Lande Moab im Tal begraben. „Und niemand kennt sein Grab bis zum heutigen Tag.“ Die Kinder Israel weinten dreißig Tage um Mosche, aber sie waren nicht führungslos, denn „Joschua, der Sohn des Nun, war vom Geist der Weisheit erfüllt“, und Mosche hatte ihn auf G-ttes Befehl zu seinem Nachfolger ernannt. In den Schlussversen sagt die Tora, kein Prophet vor Mosche und nach ihm sei ihm gleich, denn er habe „G-tt von Angesicht zu Angesicht gesehen“.
Beim letzten Vers steht die Gemeinde auf, und am Ende rufen alle: „Seid stark, seid stark, und stärken wir einander!“ Das ist ein Aufruf, die Tora mit wachsender Hingabe zu lesen, zu studieren und zu befolgen. Unsere Weisen lehren, diese letzten Verse der Tora und jedes andere Wort in ihr habe Mosche auf G-ttes Geheiß verfasst: „G-tt hat diktiert, und Mosche schrieb es mit Tränen in den Augen nieder.“
In der zweiten Rolle fängt die Tora mit der Genesis neu an. Diese Lesung ist dem „Bräutigam von Bereschit“ (Chasan Bereschit) vorbehalten, der ebenfalls ein würdiger, frommer Mann ist. Bevor er aufgerufen wird, spricht man auch für ihn einen besonderen Segen. Während der Lesung, wenn der Vorleser den Vers „Und es war Abend, und es war Morgen, der erste Tag“ erreicht, spricht die ganze Gemeinde diesen Vers im Chor, und der Vorleser wiederholt ihn. Das gleiche gilt für die anderen Tage der Schöpfung. Die ganze Gemeinde spricht auch den Schlussteil, einschließlich des gesamten Abschnitts Wajechulu (er bildet den ersten Teil des Kiddusch am Freitag Abend), und der Vorleser wiederholt ihn.
Aus der dritten Rolle wird der Abschnitt Maftir gelesen, der bereits an Schmini Azeret gelesen wurde. Die Haftara ist dem ersten Kapitel Joschua entnommen. Der Zusammenhang ist offenkundig: Joschua war der Nachfolger Mosches, und das Buch Joschua, das erste der prophetischen Bücher, setzt die Tora fort. Die Tradition wurde also von Mosche an Joschua übergeben, von Joschua an die Ältesten und von diesen an die Propheten und so weiter. Diese Kette ist bis zum heutigen Tag nicht unterbrochen worden.
Der letzte Schabbat des Tischrei heißt Schabbat Bereschit, weil wir an ihm diesen Wochenabschnitt ganz lesen. Am Ende aller Feiertage von Tischrei kommen wir also wieder zu Bereschit zurück - zum Anfang. Jede Weisheit beginnt mit der Erkenntnis, dass der Schöpfer der Herr der Welt ist. Wenn wir zum Ausgangspunkt zurückkehren, so bedeutet das, dass wir nie „fertig“ oder „reif“ sind, wenn es um die Tora geht. Die Tora ist wahrhaft endlos, „länger als die Erde, breiter als der Ozean“, denn sie enthält die Weisheit G-ttes, des Unendlichen.
So beenden die Juden den Monat Tischrei und beginnen mit ihrem Leben im neuen Jahr. Inspiriert und bereichert von den religiösen Erfahrungen, an denen der Tischrei so reich ist, können sie jeder Herausforderung des Alltags mutig und stark begegnen, wohl wissend, dass sie ein Glied der endlosen Kette sind, die Israel durch die Tora mit G-tt verbindet.
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