Verzweiflung ist dem, was wir glauben, diametral entgegengesetzt; sie ist eine Verleugnung der Wirklichkeit.
Verzweiflung leugnet, daß es einen G-tt gibt, der Seine gesamte Schöpfung lenkt, über jedes Wesen wacht und jedem bei dem hilft, was er vollbringen muß ...
Verzweiflung ist die höchste Form der Ich-Anbetung. Sie gründet auf dem Glauben, daß man tatsächlich die Macht habe, das Leben zu verpfuschen, und daß man das Schicksal der Welt seinem Schöpfer aus der Hand nehmen und Seine Pläne sabotieren könne.
Sei dir bewußt, daß sich die Welt in einem ständigen Zustand der Erhebung befindet und sich in jedem Augenblick zu ihrer allerhöchsten Ganzheit entfaltet. Jedes Zittern eines Blattes, jeder kleine Windhauch, die geringste Bewegung irgendeines Teils im Universum, stellt eine weitere Bewegung in dieselbe Richtung dar. Sogar solche Ereignisse, die uns zu Boden zu werfen scheinen, sind in Wahrheit nur eine Etappe des Aufstiegs - wie das Innehalten eines Athleten, bevor er springt, wie das Zusammenziehen einer Feder, bevor sie ihre Energie freigibt.
Es gibt überhaupt nichts, was wir tun könnten, um die Dynamik dieser Entwicklung auch nur einen Moment lang aufzuhalten. Es stimmt, daß wir die Verantwortung für unsere Taten übernehmen und hart arbeiten müssen - sehr hart -, um unseren eigenen «Saustall» aufzuräumen. Wenn aber der Staub einmal weggewischt ist, sind wir genau an dem Ort, an dem wir sein sollten: dem Ziel einen Schritt naher.
Niedergeschlagenheit und Depression sind keine Verbrechen. Sie stürzen einen Menschen jedoch tiefer, als es irgendein Verbrechen je könnte.
Depression ist ein Trick, der von den selbstzerstörerischen Kräften in jedem von uns ausgeheckt wird. Wenn wir erst einmal richtig niedergeschlagen sind, sind wir zu allem fähig.
Kämpfe gegen Depression wie gegen einen Blutsfeind an. Renne vor ihr fort, wie du vor dem Tod selbst fortlaufen würdest.
Zwischen Gleichgültigkeit, Gefühlskälte und G-ttlosigkeit gibt es keinen wirklichen Unterschied. Wir Menschen sollen mit Feuer im Herzen dienen.
Es gibt viele Arten von Hindernissen: innere und äußere. Barrieren zwischen Menschen. Hürden, die dich daran hindern, gute Werke zu tun. Blockaden des eigenen Gemüts und solche, die dich zögern lassen. Manche Hindernisse existieren auch einfach nur deshalb, weil du ein begrenztes Wesen bist. Freude durchbricht alle Hindernisse.
Du fragst: «Wie kann ich glücklich sein, wenn ich es nicht bin?» Du kannst zwar nicht kontrollieren, wie du dich fühlst, du kannst aber dein bewußtes Denken, Sprechen und Handeln beherrschen. Tue etwas sehr Einfaches: Denke gute Gedanken, sprich gute Dinge, handle so, wie sich eine fröhliche Person verhalten würde - sogar dann, wenn du das innen noch nicht ganz so fühlst. Die innere Freude der Seele wird schließlich die Traurigkeit durchbrechen.
Wenn du den ganzen Tag nur an dich selbst denkst, wirst du garantiert depressiv. Nimm dir jeden Tag eine Stunde Zeit, um darüber nachzudenken, wie du einem anderen nutzen kannst.
Viele Depressionen entspringen dem Hochmut. Wenn wir erkennen würden, wer wir wirklich sind, würden wir nicht so enttäuscht über uns selbst sein.
Du schreibst, daß du niedergeschlagen bist, nachdem du all deine Fehler erkannt hast.
Stelle dir vor, ein Arzt würde dir eine Diagnose stellen, die all deine Leiden der vergangenen Jahre erklärt. Und nun stellt er ein Rezept aus, das dich auf einen sicheren Weg zu guter Gesundheit stellt. Solltest du nicht vor Freude und Erleichterung in die Luft springen?
Wir sollten immer über irgend etwas Gutes nachdenken. Ein leeres Gemüt ist ein Vakuum, das auf negative Gedanken nur so wartet.
Wo unsere Gedanken sind - dort sind wir, dort sind wir ganz.
Versuchen wir, immer an guten Orten zu sein.
Verzweiflung ist eine billige Ausrede, um unserem Lebensziel auszuweichen. Und ein klares Lebensziel ist das beste Mittel, um Verzweiflung zu vermeiden.
Alles, was geschieht, kommt von Ihm, und Er ist nur gut. Wenn wir und unsere Welt jedoch nicht darauf vorbereitet sind, dieses Gute zu empfangen, dann wird es sich als scheinbar schlecht manifestieren. Bemühen wir uns also ernsthaft darum, das Gute zu sehen, positiv zu denken - dann wird sich das Gute offenbaren.
Der Talmud berichtet, daß Rabbi Yochanan ben Zakkai auf seinem Totenbett weinte. Als seine Schüler nach dem Grund seiner Tränen fragten, antwortete er: «Ich weiß nicht, ob ich den richtigen Pfad gewählt habe.» Offensichtlich war ihm dieser Gedanke bis dahin noch nie gekommen.
Manche Menschen machen sich ständig Sorgen darüber, was mit ihnen am Ende geschehen wird. Rabbi Yochanan war zu beschäftigt damit, sich zu überlegen, was er im Hier und Jetzt zu tun hatte. Bis zum letzten Augenblick ...
Glücklich zu sein ist der natürliche Zustand des Menschen, so, wie G-tt ihn geschaffen hat. Schauen wir die Kinder an, und wir werden das feststellen. Alles sollte voller Freude getan werden. Sogar Reue kann mit Freude empfunden werden. Wer nur sich selbst spürt, kann nicht fröhlich sein.
Ein Mensch ist glücklich, wenn er weiß, daß ihm etwas Wertvolles gehört. Ein Mensch ist sehr glücklich, wenn er sich als sehr gering empfindet und doch etwas sehr Großes besitzt. Wir alle sind begrenzte Wesen und doch Eigentümer des Unendlichen.
Als ich dieses Buch zum ersten Mal Freunden zeigte, bemerkte ich eine gewisse Verächtlichkeit gegenüber dem Begriff «G-tt dienen». Mit der Emanzipation ist Dienstbereitschaft offenbar aus der Mode gekommen.
Ich habe den Begriff jedoch im Buch gelassen. Dies ist schließlich kein Buch über die Meinung von Freunden und auch nicht über meine eigenen Gedanken, sondern über den Rebbe – und «G-tt dienen» ist der Begriff, den er verwandte. Das Wort «Dienstbereitschaft» löst bei manchen Menschen das Gefühl der kompletten Selbstaufgabe an ein anderes Wesen aus und verhindert damit, daß sie Dienen als eine Chance zur Selbsterfüllung verstehen können. Wenn es sich jedoch darum handelt, der Urquelle unseres Seins zu dienen, dann erhält auch das Wort «Selbstaufgabe» einen völlig neuen und entgegengesetzten Sinn.
Denn in deinem Ursprung bist du unendlich, wie dein Schöpfer unendlich ist. Dem Schöpfer zu dienen bedeutet, sich mit dem höchsten Selbst zu verbinden, mit dem Unendlichen zu verschmelzen, mit dem Schöpfer selbst eins zu werden.
Der chassidische Meister Rabbi Meir von Premischlan lebte am Fuße eines steilen Hügels. Jeden Tag, auch bei Schnee und Eis, wanderte er über den Hügel, um seinen Körper durch ein Bad in einem Bach auf der anderen Seite zu reinigen. Den Menschen kam das ziemlich seltsam vor, da sie selbst nicht den Mut hatten, dem Eis zu trotzen, und deshalb stets um den Hügel herum wanderten.
Bis einige junge Männer dem «Aberglauben» ein Ende bereiten wollten: Sie folgten Rabbi Meir tapfer, als er mühelos den Hügel hinaufstieg.
Alle stürzten und verletzten sich schwer.
Worin bestand Rabbi Meirs Geheimnis?
«Wenn du mit dem G-ttlichen verbunden bist», erklärte er, «fällst du nicht zu Boden.»
Das Lebensziel jedes menschlichen Wesens besteht darin, seinem Schöpfer zu dienen und sich mit Ihm zu verbinden, und dieser Dienst erfüllt jeden mit großer Freude:
«Ich winziges, sterbliches und unübersehbar begrenztes Wesen diene mit meinen Taten dem Unendlichen Schöpfer aller Welten! Ich bin mit der Quelle des Lebens von Geburt an verbunden, und all die reißenden Wasser dieser Welt können diese Bindung nicht fortreißen. Selbst wenn ich manchmal versage, kann ich jederzeit zurückkehren und in einem einzigen Augenblick meine Seele wieder mit ihrer Quelle verbinden.»
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