Dies ist eine der genialsten Neuerungen im chassidischen Denken: Sogar wenn wir die Dunkelheit nicht ganz besiegen, sogar wenn wir uns mit dem Feind noch im Staub wälzen, so können wir doch G-tt finden: im Kampf selbst. Hierin zeigt sich wiederum: Es gibt keinen Ort, an dem Er nicht ist.
Die Engel sind eifersüchtig auf den, der in der Dunkelheit kämpft. Sie haben Licht, aber er berührt das Wesentliche, den Ursprung des Lichts.
Du solltest dir nicht selbst die Schuld dafür geben, wie du dich fühlst, geschweige denn, dich deshalb geißeln. Aber du kannst dich darüber freuen, wenn du diese Gefühle beherrschst und läuterst. Mit jedem kleinen Sieg hast du der Welt etwas von ihrer Dunkelheit genommen und sie in strahlendes Licht verwandelt.
Jeder hat seinen Anteil an dem, was «nicht gut» ist. Es ist möglich, daß ein körperliches Wesen ohne jeden Fehler wäre. Es geht darum, sich nicht davor zu verstecken oder dem zu entfliehen. Aber wir sollten uns auch nicht einfach resigniert ergeben. Es geht vielmehr darum, daß wir der Tatsache, daß wir Fehler haben, ins Auge sehen und sie systematisch zum Positiven verändern.
Niemand erhob sich je dadurch über die Welt, daß er sich vor seinen Fehlern versteckte. Erkenne, wer du bist, und bringe nach und nach dein Haus in Ordnung - es mag darin schlimm aussehen, aber das In-Ordnung-bringen ist ein G-ttlicher Akt.
Es gibt Zeiten, in denen unsere schlimmsten inneren Impulse in Gestalt eines Gebetsschals daherkommen.
Wenn es Zeit ist, sich am Leben zu freuen, und eine Stimme uns sagt, wir sollten unsere Sünden bereuen.
Wenn es Zeit für die Buße ist und die Stimme sagt: «Was glaubst du denn, wer du bist, daß du Reue empfinden solltest?»
Wenn jemand verzweifelt deine Hilfe braucht und du entscheidest, jetzt sei die rechte Zeit für die Meditation.
Wenn die Zeit für die Meditation da ist und du meinst, du müßtest hinausgehen, um die Welt zu retten.
Wenn du eine tiefe Einsicht gewonnen, mit großer Hingabe zu G-tt gebetet oder im geheimen eine wunderbare gute Tat vollbracht hast, und dann eine innere Stimme meint: «Mensch, bist du gut!»
Etwas aber wird dir diese Stimme nie sagen. Im Gegenteil - sie wird alles unternehmen, um die Erkenntnis dieser Wahrheit zu verhindern: Sie wird dir nie sagen, daß du die Ketten zerbrechen sollst, mit denen du dich selbst gefangen hältst, und daß du dich verändern sollst.
Auf folgende Weise findet das Dunkle in uns einen Weg hinaus: Zunächst stimmt es allem Guten zu, was wir tun.
Wenn wir meditieren, sagt es uns: «Jawohl! Meditiere! So wirst du zu einem großen Weisen!»
Wenn wir uns entschließen, ein gutes Werk zu tun, sagt es: «Jawohl! Du bist wunderbar! Denke nur, was die anderen dir dafür an Gutem widerfahren lassen werden!»
Langsam und allmählich überzeugt das Dunkle uns davon, daß wir für alles Gute, was wir tun wollen, seine Zustimmung brauchen. Und dann sind wir in seine Falle getappt.
Tun wir Gutes ohne Grund. Dann gibt es keine Fallen.
Es besteht immer Hoffnung. Selbst, wenn du meinst, alles verdorben zu haben, ist dein Schicksal doch nicht Seiner Kontrolle entzogen. Wenn sich die Aufregungen und der aufgewirbelte Staub gelegt haben, bist du genau an der Stelle und fühlst dich genau so, wie Er es von Anbeginn der Schöpfung an geplant hat. Es besteht also immer Hoffnung!
Jeder Augenblick, jede menschliche Handlung, ist eine Gelegenheit, sich mit dem Unendlichen zu verbinden. Alles, was du tust, kann deine Seele erheben. Es ist nur dein eigener Wille, der vielleicht im Wege steht. Sobald du es aber wirklich willst, bist du mit dem G-ttlichen verbunden.
Zu fasten und den Körper zu geißeln, ist kein geeigneter Weg für unsere Generation. Nicht nur, weil die meisten von uns zu schwach sind, um ihren Körper noch weiter schwächen zu können. Nicht nur, weil die Schwäche, die der Hunger bewirkt, die Fähigkeit, Gutes in der Welt zu tun, behindern kann. Sondern hauptsächlich deshalb, weil jetzt die Zeit gekommen ist, ein spirituelles Leben mit dem Körper zu führen, anstatt gegen ihn.
Erinnere dich daran, daß du nicht der Körper bist. Du bist auch nicht das Tier, das im Körper herumspringt und ständig seine Wünsche erfüllt haben will. Du bist eine G-ttliche Seele. Verwechsle nicht das Leid und den Kampf des Körpers mit der Freude und Reinheit der G-ttlichen Seele.
Ein Rat für den Umgang mit Ärger - bereite dich mit dieser Meditation vor, und wenn du spürst, daß der Ärger dich übermannt, gehe sie in Gedanken durch:
Erinnere dich daran, daß alles, was dir widerfährt, aus einer einzigen Quelle kommt, daß es nichts außerhalb dieser Einheit gibt, dem für irgendein Ereignis im Universum die Schuld gegeben werden könnte. Es gibt keine andere Kraft als G-tt.
Wenn also jemand dich beleidigt, verletzt oder dein Eigentum beschädigt, so denke daran, daß er über einen freien Willen verfügt und für seine Entscheidung, Unrechtes zu tun, zur Rechenschaft gezogen wird. Dies ist sein Problem.
Daß es dir widerfahren ist, ist jedoch dein Problem. Die ganze Welt ist G-tt, der zu dir spricht. Höre aufmerksam hin.
Es gibt Zeiten, in denen alles um dich herum, die ganze Welt mit ihrer Chuzpe, die Wahrheit leugnet, die du tief in deinem Inneren kennst. Es gibt Zeiten, in denen du ein Löwe sein mußt, ein Adler, ein Baum - aber jetzt mußt du ein Fels sein.
Jetzt darfst du nicht zurückzucken, du darfst die Existenz der mächtigen Wellen, die auf dich herunterkrachen wollen, dich zu Sand zermahlen und mit sich in die Weite des Meeres zurückschleudern wollen, nicht einmal zur Kenntnis nehmen.
Du mußt der harte, unbewegliche Fels sein, der die Essenz am Grunde deiner Seele ist, die Stimme, die ihren Ursprung jenseits dieser ganzen Scheinwelt, jenseits von aller Zeit und allem Raum hat und die sagt: «All das gilt nichts. Es gibt keinen anderen als Ihn.»
Das fängt bei dir selbst an. Und dann geschieht es in deiner Welt: Die äußere Kruste der Fassade bekommt Risse, die wesenhafte Wirklichkeit wird offenbart, der Sturm legt sich, als ob es ihn nicht gegeben hätte, und alles um dich herum beginnt zu sagen: «Ich bin gar nichts. In Wirklichkeit gibt es nichts außerhalb von Ihm.»
Es gibt Funken des Lichts, die in dieser Welt verborgen sind. Manche von ihnen kannst du finden und erlösen: Wenn du «G-tt auf allen deinen Wegen erkennst», Ihn in allem findest, was du tust, dann fliegen dir diese Funken zu, und ihr Licht wird befreit.
Es gibt aber auch Lichtfunken von solcher Intensität, daß sie in den tiefsten Eingeweiden der Materie vergraben und in der schwärzesten Dunkelheit verschlossen werden mußten. Diese Funken können nicht durch eine gewöhnliche Suche gefunden werden. Unser Verstand hat noch nicht einmal die Kraft, sich ihnen zu nähern. Unsere guten Werke könnten nie so tief graben. Unsere Augen würden von ihrem Glanz in der Schwärze der Dunkelheit um sie herum geblendet.
Die einzigen Werkzeuge, die wir haben, um diese Funken zu befreien, sind solche, die über den Verstand und die Sinne hinausgehen. Das sind die inneren Kräfte, die enthüllt werden, wenn wir eine Glaubensprobe bestehen. Das ist der Grund, warum wir in unserer Generation unseren Glauben immer wieder geprüft sehen: Wir erlösen die letzten Funken des Lichts.
Ist das nicht der ganze Sinn des Lebens in der Welt: die Wahl zu treffen zwischen der materiellen Welt und dem Glauben, daß unser Leben allein aus ihren Kräften entsteht - oder das wahre Leben zu wählen und zu glauben, daß alle unsere Bedürfnisse und Sorgen nur aus dem Einen G-tt des Lebens kommen?
Wir sind der Herr des Tieres in uns, nicht dessen Diener oder Sklave. Nur, weil es drinnen brennt wie ein heißer Ofen, heißt das nicht, daß wir dem Tier gehorchen und folgen müssen.
Der Prophet Elia wies sein Volk zurecht und sagte: .Wie lange wollt ihr noch auf beiden Seiten hinken? Entscheidet euch endlich! Entweder seid ihr für die Idolverehrung Baals, oder ihr seid für den Einen G-tt.»
Hat Elia nicht darüber nachgedacht: «Mensch, was passiert, wenn sie sich für die erste Alternative entscheiden? Bin ich dann nicht an allem schuld?»
Nein, so dachte er nicht. Er kannte sein Volk besser. Er wußte, daß sie - wenn sie einmal mit dem Rücken zur Wand standen und sich endgültig für das eine oder das andere entscheiden mußten - die richtige Wahl treffen würden.
Warum also nach den falschen Dingen im Leben greifen? Weil wir uns vormachen, wir könnten alles haben, sowohl das Dunkel als auch das Licht. Das können wir nicht.
Als Elia König Chizkia über den himmlischen Ratschluß in Kenntnis setzte, daß er sterben müsse, antwortete der König: «Ich halte mich an eine Tradition meines Ahnherrn David, daß du selbst dann nicht versäumen sollst, um Gnade von Oben zu bitten, wenn das Schwert bereits gezogen ist und über deinem Nacken schwebt.»
Es gibt Hoffnung, und es gibt Vertrauen in G-tt -und beides sind zwei unterschiedliche Haltungen.
Hoffnung ist, wenn es etwas gibt, woran man sich festhalten kann, den Schimmer einer Chance. Der Ertrinkende wird, wie es heißt, auch noch nach einem Strohhalm greifen im Bemühen, sein Leben zu retten. Vertrauen in G-tt ist, wenn es nichts mehr zu hoffen gibt. Das Urteil ist gefällt und besiegelt. Das Schwert ist über deinem Nacken gezogen. Nach den Gesetzen der Natur gibt es keinen Ausweg mehr.
Aber der Eine, der das ganze Bühnenspiel dirigiert, braucht keine Requisiten.
Wenn du darauf vertraust, daß G-tt dir hilft, warum steht dir dann Leid und Angst über das ganze Gesicht geschrieben? Wenn du wirklich Vertrauen hast, feiere!
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