Reb Awraham von Sochatschow wurde als Kind von seinem Vater, Reb Se’ew Nachum von Biala, unterrichtet. Eines Tages stellte der Vater ihm eine knifflige Frage über den Talmud; aber der begabte Knabe bewies ihm sofort, daß das Problem gar keines war. Dennoch hielt der gelehrte Vater ihm einen Argumentationsfehler vor und gab ihm dafür einen Klaps auf die Wange. “Du mußt dir abgewöhnen, sofort zu antworten”, sagte er. “Zuerst mußt du gründlich nachdenken.”
Jahrzehnte vergingen, und der Sohn – jetzt als Leuchte seiner Zeit gepriesen - besuchte seinen alten, kranken Vater. Der alte Mann erinnerte den Sohn an diesen kleinen Vorfall und sagte ihm, er habe hinterher in den klassischen Kommentaren festgestellt, daß die Begründung des Knaben völlig richtig gewesen sei. Er habe es ihm damals jedoch nicht gesagt, damit er nicht eingebildet werde. Jetzt, nach so vielen Jahren, bitte er ihm um Verzeihung für den Klaps auf die Wange, der unberechtigt gewesen sei.
Reb Awraham erwiderte: “Glaubt mir, Vater, ich wußte damals schon, daß ich recht hatte und den Klaps nicht verdiente, und natürlich habe ich Dir sofort verziehen. Ich habe nichts davon gesagt, weil ich die Mizwa, den Vater zu ehren, nicht verletzen wollte.”
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