Mit Beginn des Monats Adar steigert man die Freude. (Talmud, Ta’anit 29b)

Ein Chassid fragte R. Avraham Mattityahu von Stefanešt: „Wie ist der Unterschied in den Vorbereitungen auf Pessach und Purim zu erklären? Mit den Gesetzen von Pessach hat man sich bereits 30 Tage vor dem eigentlichen Pessachfest zu beschäftigen (Talmud, Pesachim 4a). Über Purim dagegen heißt es: ,Mit Beginn des Monats Adar steigert man die Freude‘ – bis zum Purimfest am 14. Adar ergibt das nur 2 Wochen der Vorbereitung und nicht 30 Tage wie beim Pessachfest.“

Der Stefanešter Rebbe antwortete: „Es steht doch nicht geschrieben: ,Mit Beginn des Monats Adar beginnt man mit der Freude‘, sondern marbim be-simcha ,steigert man die Freude‘. Daraus sieht man, dass die Freude schon vorher beginnt und im Monat Adar steigert man sie weiter und weiter. Man könnte also sagen, dass der Beginn der Purim-Freude in Wirklichkeit schon am 15. Schwat ist, 30 Tage vor dem Purimfest.“

Und Mordechai erfuhr von der Sache (Esther 2:22)

Bigtan und Teresch, zwei Kammerdiener von König Achschwerosch, sprachen in ihrer Muttersprache, dem Tarsischen, in Mordechais Anwesenheit, weil sie nicht erwarteten, dass er sie verstehen würde. Als Mitglied des Sanhedrin aber beherrschte Mordechai siebzig Sprachen. (Talmud Megilla 13b, Raschi zu Esther 2:22)

Bei einem seiner Besuche in Warschau fragte Sir Moses Montefiore Rabbi Jizchak Me’ir Alter von Gur (1799-1866, genannt Chidusche HaRim), warum die polnischen Chassidim ihre Kinder nicht die Sprache des Landes lehren. „Sehen wir nicht, dass unsere Gelehrten für die Teilnahme am Sanhedrin siebzig Sprachen lernen mussten? Und geschah das Purimwunder nicht durch Mordechais Kenntnis der Muttersprache von Bigtan und Teresch?“

„Es ist genau dieser Vorfall“, antwortete der Chidusche HaRim, „von dem wir lernen, unsere Kinder nicht in Fremdsprachen zu unterrichten. Denn wäre das der jüdische Weg gewesen, hätten Bigtan und Teresch gewiss nicht so offen über ihre Pläne in Mordechais Gegenwart gesprochen.“

Aber Mordechai würde sein Knie nicht beugen (Esther 3:2)

Warum steht das Verb in der Zukunftsform wird beugen, statt in der Vergangenheitsform beugte? Die Zukunftsform beschreibt Mordechais Entscheidung, sich unter keinen Umständen zu bücken, im Gegensatz zu einem situationsgebundenen Entschluss.

Schaar Bat Rabim

Es gibt da ein Volk, verstreut und verteilt unter den Völkerschaften ... (Esther 3:8)

Haman unterstellte in dieser Aussage, dass das jüdische Volk untereinander uneins und deshalb verwundbar sei. Die jüdische Antwort darauf war: „Geh’, versammle alle Juden“ (4:6) – Einheit als Gegenmittel gegen die Bedrohung von außen. Dieser Gedanke liegt auch mehreren Mizwot (Geboten) von Purim zu Grunde: Versenden von Geschenken untereinander, Gaben an die Bedürftigen und das gemeinsame Festmahl [siehe Leitfaden Purim, S. 10]. Purim lässt sich nicht alleine feiern.

Schne Luchot HaBrit


Das Aufbegehren Hamans gründete nicht nur auf der Tatsache, dass das Volk Israel verstreut unter den Völkern lebt, sondern auch darauf, dass es untereinander zerteilt ist und nicht in Einheit lebt.

Sfat Emet

Und Mordechai wusste Bescheid über alles, was geschehen war ... (Esther 4:1)

Im Jalkut Schimeoni steht: Er wusste Bescheid über die Sünden, die das Unheil herbeigeführt hatten, und über die Mittel, die es abwenden würden.

In seinen Bemühungen, das Unheil abzuwenden, unternahm Mordechai zuerst alles, um mögliche spirituelle Defizite seines Volkes zu bereinigen und rief die Gemeinde auf, Umkehr (Tschuwa) zu tun und zu den Wegen der Tora zurückzukehren. Erst danach nützte er natürliche Mittel und Wege und ersuchte Ester, sich an den König zu wenden.

Likute Sichot

... ein Tag des Festmahls und der Freude (Esther 9:17)

R. Jizchak von Worki sagte: Die Grundlage des Judentums ist „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“. Und wenn Juden zusammensitzen und gemeinsam ein Le-Chaim trinken, bringt das die Zuneigung zwischen ihnen zum Vorschein und verstärkt sie; das ist das Geheimnis des Trinkens zu Purim.


Rebbe Reb Baruch von Medschybisch pflegte zu sagen: „Möge G-tt uns ein koscheres Purim- und ein fröhliches Pessachfest geben.“


Aus dem Sohar wissen wir, dass Purim ähnlich dem Jom Kippur ist (das hebräische Jom Kippurim kann auch als Jom Ke-Purim „ein Tag wie Purim“ gelesen werden). Am Jom Kippur transzendiert man die irdische Welt durch ein Nichtigmachen des Körpers, das strenge Fasten, wie es heißt: „ihr sollt euch kasteien“ (Lev. 16:29). Dadurch erreicht man eine spirituelle Welt, in der es ein Vergeben von Sünden gibt. Dasselbe ist zu Purim möglich – und an diesem Tag sind es ausgerechnet das Festmahl, das Trinken und die unbegrenzte Freude, durch die wir diese Stufe erreichen können, unabhängig von unserem spirituellen Niveau und unseren bisherigen Taten.

Sfat Emet


R. Avraham Jakov Friedman von Sadigur (1820 –1883) sagte: „Nach einem populären Ausspruch hat sich Haman einen Schnaps und ein herzliches ,Danke-schön‘ verdient, denn ohne ihn gäbe es kein Purimfest ... und ich sage, dass das stimmt. Aber diese Art der Freude stammt vom Attribut der Strenge, wie es im Vers heißt: ,Ein Lachen hat mir G-tt (Elokim) gemacht‘ (Gen. 26:1) – soll heißen: es gibt eine Art von Gelächter und Freude, die von dem G-ttesnamen Elokim stammt, d.h. von dem Attribut der Strenge.

Ich aber sage: Unter dem Attribut der Strenge haben wir schon mehr als genug gelitten. Möge uns G-tt die vollkommene Erlösung schicken, damit wir die wahre Freude der messianischen Zeit erleben können.“

Als sie aber vor den König kam, befahl er in einer Schrift: „Es falle sein böser Plan ... auf sein Haupt zurück.“ (Esther 9:25)

Auf das Gebet sollte man sich mit Torastudium vorbereiten, weil das Gebet dadurch lauter und rein von störenden Gedanken wird. Das deutet der obengenannte Vers in einer alternativen Leserart an: „Wenn man vor den König tritt“ – wenn der Mensch vor G-tt, dem König aller Könige, beten möchte, „sei sein Sagen mit dem Buch“ – mit der Tora, die er zuvor gelernt hat, und dadurch „wird man sein böses Trachten zurücknehmen“ – kann er ohne störende Gedanken beten.

R. Schalom von Bels

... mit dem Buch, dass er sein böses Trachten zurücknehme ... (Esther 9:25)

Der bedeutende Kabbalist Rabbi Jizchak Lurja (1534-1572) betete stets aus einem Siddur [Gebetbuch; und sagte die Gebete nicht auswendig]. In seinem Namen wird von seinen Schülern überliefert, dass es eine erprobte Methode ist, stets aus einem Siddur zu beten, damit fremde Gedanken nicht die Konzentration während des Gebets stören. Angedeutet wird dies im obengenannten Vers: wenn man aus einem Siddur betet, nimmt man sein böses Trachten zurück.

R. Pinchas von Koritz

Hamantaschen

Warum heißt das zu Purim servierte Mohngebäck „Hamantaschen“, fragte R. Elieser Se’ev Rosenbaum von Kretschnif. Und er antwortete: Was befindet sich in den Taschen von Haman? Sind es doch die 10.000 Goldstücke, mit denen er König Achaschwerosch bestechen wollte, um grünes Licht für die Judenvernichtung zu erhalten (siehe Megilla 3:9). Mit unseren Hamantaschen zu Purim erwecken wir also das vollste Maß an materiellem Segen für das gesamte Volk Israel.

Rasa de-Uvda


Manche von Hamans Nachkommen lehrten Tora in Bne Brak. (Sanhedrin 96b) Dies bezieht sich auf R. Schmuel bar Schilas, über den der Talmud sagt, „Dreizehn Jahre lang verließ er seine Schüler nicht; selbst wenn er sie für kurze Zeit verließ, wandte er nie seine Gedanken von ihnen ab.“ (Bava Batra 8b) R. Schmuel bar Schilas nutzte die Eigenschaft der Hartnäckigkeit – die er von seinem Vorfahren Haman geerbt hatte – um G?tt zu dienen.

Midrasch Talpiot

Mehr vom Purim Ticker, klicken Sie hier.