Chanukka, der achte Tag des Lichterfestes, der am Vorabend des 25. Kislew beginnt, feiert den Triumph des Lichtes über die Dunkelheit, der Reinheit über die Unreinheit, des Spirituellen über das Materielle. Vor mehr als 21 Jahrhunderten wurde das Heilige Land von den Seleukiden (Syro-Griechen) beherrscht, die versuchten, das Volk Israel zwangsweise zu hellenisieren.

Wider Erwarten besiegte eine kleine Gruppe frommer Juden eine der mächtigsten Armeen der Welt, vertrieb die Griechen aus dem Land, befreite den Heiligen Tempel zu Jerusalem und weihte ihn wieder für den Dienst an G-tt. Als sie die Menora im Tempel anzünden wollten, fanden sie nur einen einzigen Krug Olivenöl, den die Griechen nicht verunreinigt hatten, und erstaunlicherweise brannte dieses Öl, das sonst für einen Tag reichte, acht Tage lang, bis neues Öl gemäß den rituellen Reinheitsvorschriften bereitet werden konnte.

Zum Gedenken an dieses Wunder führten die Weisen das Fest Chanukka ein. Das Herz des Festes ist das Anzünden der Chanukkia am Abend: eine einzige Flamme am ersten Abend, zwei am zweiten Abend und so weiter bis zum achten Abend von Chanukka, wenn alle acht Lichter angezündet werden.

An Chanukka sprechen wir auch Hallel und das Gebet Al HaNissim, um G-tt dafür zu preisen und zu danken, dass er „die Starken in die Hand der Schwachen, die vielen in die Hand der wenigen ... die Sünder in die Hand der Gläubigen“ gegeben hat. Es ist üblich, in Öl gebratene Speisen zu essen: Latkes (Kartoffelpfannkuchen) und Sufganiot (Krapfen). Wir spielen mit dem Trendel (einem Kreisel, auf dem die hebräischen Buchstaben nun, gimmel, hej und schin stehen, ein Akronym für Nes Gadol Haja Scham – „ein großes Wunder geschah dort“). Außerdem schenken wir den Kindern Chanukka-Geld.

Der Kampf der Hasmonäer gegen die Griechen war der spirituellste Kampf in der jüdischen Geschichte. Die Griechen wollten die Juden nicht physisch vernichten, sondern sie nur hellenisieren, ihr Leben mit der griechischen Kultur und Philosophie „erleuchten“. Behaltet eure weisen Bücher, Gesetze und Bräuche sagten sie; aber bereichert sie mit unserer Weisheit und schmückt sie mit unserer Kunst und Lebensart. Verehrt euren G-tt in eurem Tempel, aber verehrt auch den menschlichen Körper im Sportstadion, das wir nebenan für euch bauen werden. Studiert eure Torah, aber integriert sie in die Grundsätze unserer Philosophie und in die Ästhetik unserer Literatur.

Die Hasmonäer kämpften um Unabhängigkeit von der hellenistischen Herrschaft, nicht für materielle oder politische Ziele, nicht für die Erhaltung ihrer Identität und Lebensweise, nicht einmal für das Recht, die Torah studieren und die Mizwot einhalten zu dürfen. Nein, sie kämpften für die Seele des Judentums, für die Reinheit der Torah als Wort G-ttes und für die Mizwot als Ausdruck des g-ttlichen Willens. Die Spiritualität Chanukkas wird durch die wichtigste Mizwa des Feiertages unterstrichen: das Anzünden der Chanukka-Lichter. Wir sind physische Wesen, die jede Erfahrung mit physischem Handeln verknüpfen müssen. Auch Chanukka hat ein „ritualistisches“ Element, wobei physisches Tun und ein Objekt den Sinn des Festes verkörpern. Doch hier ist das Vehikel das spirituellste aller Phänomene: Licht.

Das Wesentliche an Chanukka ist die spirituelle Essenz unseres Kampfes. Sogar ihr physisches Gesicht ist eine ätherische Flamme, die in der Nacht tanzt.