Während Chesed und Gwura unbegrenzte Güte und ihre Einschränkung bedeuten, damit endliche Kreaturen nach ihrer Fähigkeit empfangen können, sind Nezach und Hod die beiden Sefirot, die die Fähigkeit des Empfängers zu empfangen definieren. Darüber hinaus treten sie zusammen als „gemeinsamer Verteilungsausschuss” auf, der entscheidet, wie und in welcher Maße jeder Empfänger seinen Anteil erhält.
Lassen Sie uns eine Analogie wählen: Sagen wir einmal, ein Professor will seinen Schülern Mathematik unterrichten. Natürlich will der Professor seinen Schülern so viel wie möglich in kürzester Zeit beibringen, damit die Schüler in Mathematik auch andere Themen lernen können (dies ist das Attribut von Chesed, der Wunsch, mehr und mehr zu geben, ist das Attribut von Chesed). Aber der Professor ist sich dessen bewusst, dass das gegenwärtige Verständnis der Schüler nicht ausreicht, um die gesamte Theorie der höheren Mathematik in einer einzigen Lektion zu erfassen. So teilt er das Thema in mehrere Vorträge auf und erklärt nur einen Teil der Theorie auf einmal (dies ist das Attribut der Gwura, Begrenzung und Teilung des Flusses des Wohlwollens). Wenn der Professor das Thema in der Praxis erklärt, berücksichtigt er die individuellen Fähigkeiten und Grenzen jeder seiner Schüler, und er erklärt das Thema dementsprechend (das bedeutet das Funktionieren der Attribute von Nezach und Hod).
Die Kräfte der Prophezeiung ... leiten sich von den Sefirot Nezach und Hod abAm vierten Tag wurden die Sonne und der Mond und die Sterne erschaffen. Licht war zu unendlich und erhaben, um für die endlichen / begrenzten Welten von Nutzen zu sein. So wurde am vierten Tag eine endliche, nutzbare Form des Lichts bestimmt. Am fünften Tag wurden Vögel und Meereskreaturen geschaffen, die ersten Empfänger von G-ttes Wohlwollen und die ersten geschaffenen Wesen, die das Gebot Pru u‘rvu erfüllen können, „fruchtbar zu sein und sich zu vermehren”.
Nach der Kabbala entspringen die Kräfte der Prophezeiung und der G-ttlichen Inspiration aus den Sefirot von Nezach und Hod – denn sie erhalten tatsächlich die Ausströmung des G-ttliche Lichts.
Jesod
So wie die Sefira von Tiferet die Sefirot Chesed und Gwura harmonisiert und balanciert, harmonisiert und balanciert Jesod die Sefirot Nezach und Hod. Allerdings gibt es einen zusätzlichen einzigartigen Aspekt der Sefira Jesod, in dem sie als Kanal dient, durch den Malchut ihr richtiges Maß an Licht und Lebenskraft erhält. Während Nezach und Hod die G-ttliche Ausströmung verteilen und den Charakter und die Quantität bestimmen, den die Empfänger erhalten, ist Jesod der eigentliche Verteilungspunkt. So dient Jesod als Verbinder zwischen allen Sefirot, die ihm vorausgehen, und der Empfängerin, Malchut, unter ihm.
Damit die Verteilung das beabsichtigte Ziel erreichen kann, muss es einen geeigneten Kanal und einen Kommunikationsweg zwischen dem Geber, Jesod und dem Empfänger, Malchut, geben. Der Verteiler (Jesod) muss in der Lage sein, den Empfänger (Malchut) zu identifizieren, um den Inhalt an den beabsichtigten Empfänger zu verteilen. Darum heißt Jesod in der Kabbala auch Emet („Wahrheit”). Jesod stellt sicher, dass das Licht und die Lebenskraft dem richtigen Ziel zugeführt werden.
Aber der „Identifikationsprozess“ bedeutet nicht nur, dass der Empfänger die notwendigen Voraussetzungen erfüllt, die erfüllt sein müssen, damit er empfangen kann. Es muss vielmehr eine innere Verbindung zwischen Jesod und Malchut geben, ein Band von Liebe und Verständnis. Jesod weckt im Innern von Malchut den Wunsch, zu empfangen, und Malchut wiederum weckt in Jesod den Wunsch, zu geben. Auf diese Weise vereinigt sich Jesod mit Malchut in völliger Empathie, so dass sich das „Geben” direkt, von Angesicht zu Angesicht und indirekt, sozusagen von Rücken zu Rücken abwickelt.
Daher kann Jesod als das G-ttliche Attribut definiert werden, das G-tt in einem Band von Empathie und Liebe mit Seiner Schöpfung verbindet. Aus diesem Grund wird die Sefira von Jesod auch „Heiliger” genannt („Zaddik” auf Hebräisch) wie im Vers „ein Heiliger ist die Grundlage der Welt” (Zaddik Jesod Olam) (Sprüche 10:25). Ein Zaddik oder Heiliger weckt die Menschheit dazu auf, G-tt zu suchen. Gleichzeitig zieht er G-ttes Erbarmen und Güte in die Welt. Daher ist er das Fundament der Welt.
Überschreitet eure begrenzte Natur ... den Teil von euch, der einfach natürlich istAm sechsten Tag der Schöpfung wurde das Tierreich erschaffen, einschließlich des ersten Mannes und der ersten Frau, Adam und Eva, im G-ttlichen Ebenbild. Sowohl die Tiere als auch der Mensch werden gebeten: „Seid fruchtbar und mehret euch,” was auch bedeutet, G-ttes wohlwollende Güte zu nutzen um das G-ttes-Bewusstsein zu vergrößern und zu erweitern. Aber eine zusätzliche Pflicht wird dem Menschen gegeben. Seid fruchtbar und mehret euch und herrscht über die Tiere und die Vögel und die Fische. Mit anderen Worten, seid über ihnen – und nicht unter ihnen. Transzendiert eure begrenzte Natur, transzendiert diesen Teil von euch, der einfach natürlich ist, wie die Tierwelt und werdet das G-ttliche Ebenbild, in dem ihr erschaffen wurdet. Der Antrieb, dies zu tun, wird durch die Macht des Jesod, des Zaddik initiiert.
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