Warum nennen wir Chanukka das "Fest der Lichter"? Warum nicht "Die Erinnerung an das Öl" oder "Das Wunder der acht Tage"?
Die Wurzel des Wortes Chanukka ist Chinuch, was so viel heißt wie Bildung. Chanukka ist ein anwachsender spiritueller Prozess, bei dem die Gesamtzahl der 36 Lichtern, die gezündet werden, immer mehr vom Lichte der Schöpfung offenbaren.
Was ist Licht? Licht wird für gewöhnlich als eine Metapher für Weisheit gesehen. Das universelle Symbol für Verständnis in einem Cartoon oder in einer grafischen Illustrierung ist ein Licht oder Blitz. - Licht. Sehen. Menschen aus allen Kulturen, wenn sie bei einer Erklärung ein Konzept begreifen, nutzen in den verschiedensten Sprachen ein Wort: Sehen. "Das sehe ich ein", sagen wir, wenn wir an dem Punkt angekommen sind, eine Sache zu verstehen.
Maimonides schreibt, dass ein Prophet einen Geistesblitz erleben kann, der von einer solchen Helligkeit ist, dass dieser ihm den Weg weist. "Licht" wird in der Tora oft benutzt mit der Bedeutung von Wissen und Einsicht. Mit den Worten "Es werde Licht" begann die Schöpfung der Welt. Der Talmud erklärt, dass dieses Licht Adam und Eva für 36 Stunden erleuchtete, von Freitagnachmittag an und weiter den ganzen Schabbat-Tag, als Adam "von einem Ende der Welt bis zum anderen Ende sehen konnte". Während dieser Zeit wurde das Ur-Licht, die innere Weisheit über Sinn und Wahrheit, der Menschheit gezeigt.
Doch damit der Sinn der Schöpfung verwirklicht und der Auftrag, Dunkelheit zu überkommen, erfüllt werde, dafür musste dieses intensive Licht vor dem Universum versteckt werden, aufbewahrt für eine Zeit, die noch kommen wird.
Seitdem streben wir nach diesem Licht, suchen es und verfolgen es in Gebet, Studium und Meditation. Sogar in unseren dunkelsten Stunden haben wir Zugang zu dieser Erinnerung, die begründet liegt in den 36 Stunden, in denen wir als gesamte Menschheit in diesem Lichte gelebt haben. "Wo sollte dieses Licht versteckt werden?" fragt der Midrasch – "in der Tora." In ihrem Glanz erleben wir die Weisheit, den Sinn und die Absicht der Schöpfung.
In jeder Generation gibt es 36 erhabene Seelen, die dieses Licht bewahren, pflegen und beschützen. Im Verborgenen, bescheiden und praktisch unbekannt, sind diese 36 gerechten Menschen 'Funken' dieses verborgenen Lichtes. Durch ihr verfeinertes Bewusstsein durchdringt das Licht der Tora die Welt.
Während der acht Tage Chanukka ist diese Welt erleuchtet durch dieses prächtige Licht. Im Gegensatz zu den Schabbat-Kerzen dürfen die Chanukka-Kerzen nicht zum persönlichen Vergnügen gebraucht werden. "Diese Lichter sind heilig ... wir dürfen sie nur anschauen" (Chanukka-Liturgie). Denn sollte unsere Wahrnehmung getrübt sein, so waren und sind wir im Grunde immer noch Meister der Vision. Und so werden die Chanukka-Kerzen in die Fenster gestellt, als ein Leuchtsignal für alle Vorbeigehenden, dass Dunkelheit verbannt werden kann, - durch Weisheit und Unverständnis erleuchtet durch Wahrheit.
So sehr Chanukka auch an die Vergangenheit erinnert, so feiert es auch die Gegenwart und Zukunft. So wie Chanukka das Wunder eines einzelnen Ölfässchens feiert, das acht Tage brannte, so tränkt es gleichzeitig die Welt mit der Hoffnung auf Erlösung, wenn das Licht über alles Negative triumphieren wird. Dies steht sowohl für eine vergangene als auch für eine zukünftige Zeit, wo es gleich den 36 Stunden bei der Gründung der Menschheit, "keinen Hunger oder Krieg, keine Eifersucht oder Rivalität geben wird. Denn Gutes wird es im Überfluss geben und alle Köstlichkeiten so zahlreich sein wie Staub. Die einzige Beschäftigung der Welt wird es sein, G-tt zu erkennen. 'Denn die Erde wird erfüllt sein mit der Erkenntnis G-ttes, so wie die Wasser das Meer bedecken'." (Maimonides).
Diskutieren Sie mit