Bemerkung: Wenn der 9. Aw auf den Schabbat oder Sonntag fällt, sind spezielle Regeln zu beachten.
Nachmittag des 8. Aw
Die Einschränkungen betreffend das Tora-Studium, abgesehen von jenen Abschnitten, die von der Zerstörung des Tempels handeln, und beginnen bereits am Mittag des vorherigen Tages (8. Aw). Nach dem Nachmittaggebet dieses Tages sowie nach den Gebeten des 9. Aw selbst, sagen wir kein Tachanun (Bußgebete), denn in den Klageliedern, Vers 1: 15, finden wir einen Vers, der den 9. Aw als Festtag bezeichnet. Das ist eine Wiederspiegelung der Idee, dass der 9. Aw der Geburtstag Moschiachs ist und daher das Potential eines großen Festtages beinhaltet, – ein Potential, das mit dem Kommen Moschiachs in die Wirklichkeit umgesetzt wird.
Die Abschiedsmahlzeit beinhaltet etwas Brot und ein hartgekochtes Ei, das wir zum Zeichen der Trauer in Asche tunkenKurz bevor der Fasttag beginnt, essen wir eine "Abschiedsmahlzeit". Diese trauervolle Mahlzeit ist nicht sehr nahrhaft, sie folgt einer größeren kurz vorher gegessenen Mahlzeit. Die Abschiedsmahlzeit beinhaltet etwas Brot und ein hartgekochtes Ei, das wir zum Zeichen der Trauer in Asche tunken. Wir sitzen beim Essen auf dem Boden oder auf einem niedrigen Stuhl, - und wir sitzen nicht zusammen, so dass wir nach der Malzeit kein Simun zu sagen brauchen.
Mit Sonnenuntergang treten alle Gebote betreffend Tischa beAw in Kraft.
Abend des 9. Aw (der Abend davor)
In der Synagoge wird der Vorhang vor dem Tora-Schrein zurückgezogen und das Licht gedämpft. Nach den Abendgebeten werden die Klagelieder Jeremias (Eicha) gelesen. Der Vorbeter liest laut und die Gemeinde nach ihm in einem Unterton. In einigen Gemeinden, aber nicht bei Chabad, werden die Klagelieder von einer Pergamentrolle gelesen.1
Nach den Klageliedern folgt das Rezitieren einiger Kinot (Elegien), das "WeAta Kadosch", ohne Vers "und dies ist Mein Bund".2) Dieser Teil des Gebetes wird mit einem Kaddisch abgeschlossen, wobei die Bitte "Titkabel" ausgelassen wird,3 was auch bei den Morgengebeten der Fall ist.
Morgen des 9. Aw
Beim rituellen Waschen der Hände am Morgen, soll das Wasser nur bis zu den Fingergelenkverbindungen über die Finger geschüttet werden. Solange die Finger noch nass sind, ist es erlaubt, mit ihnen die Augen zu waschen. Während des Fasttages ist es nicht erlaubt, den Mund zu spülen oder die Zähne zu putzen.
Angesichts der Tatsache, dass wir keine Schuhe tragen, lassen wir den Morgensegen "Der mich mit allen Bedürfnissen versorgt hat" - mit dem wir G-tt in erster Linie für die Versorgung mit Schuhwerk danken, – aus.
Tallit und Tefillin werden während der Morgengebete nicht getragen. Tefillin verweisen auf unseren "Ruhm" und am 9. Aw ist unser Ruhm nicht vorhanden. Zizit werden den ganzen Tag lang nicht getragen.
Wer nach Sefardischem Brauch betet, fügt die Passage "Anejnu" in das "Amida"-Gebet. Der Priestersegen wird am Morgen, bei der Wiederholung des Kantors, ausgelassen; ebenso das Lied des Tages und das Ejn k'Elokejnu am Gebetsende.
Wir lesen in der Tora den Abschnitt Deut. 4:25-40, der über die Zerstörung des Landes Israel spricht. Ein ebenfalls von der Zerstörung handelndes Kapitel aus dem Propheten Jeremias (8:13-9:23) wird als Haftara gelesen.
Tefillin verweisen auf unseren "Ruhm" und am 9. Aw ist unser Ruhm nicht vorhandenNach den Morgengebeten ist es Brauch, nochmals in den Kinot (Elegien) zu lesen.
Es ist erlaubt, am 9. Aw zu arbeiten, doch nicht empfehlenswert. An diesem Tag sollte der Schwerpunkt auf Reue und Trauer gesetzt werden. Wessen Arbeit unumgänglich ist, sollte diese bis Nachmittag hinausschieben.
An Fasttagen ist es Brauch, eine Extraportion für wohltätige Zwecke zu spenden.
Nachmittag des 9. Aw
Es ist Brauch, mindestens bis Mittag zu warten, um mit dem Vorbereiten der Mahlzeit die am Ende des Fasttages folgt, zu beginnen. Die Intensität der Trauer vermindert sich am Nachmittag, was mit der Lockerung gewisser Beschränkungen einhergeht.
Am Nachmittag ist es wieder erlaubt, auf gewöhnlichen Stühlen zu sitzen.
In manchen Gemeinden wird nach Mittag das Haus geputzt und der Boden gefegt, - in Erwartung der Erlösung, die mit dem 9. Aw verbunden ist.
In der Synagoge wird nach Mittag der Vorhang vor dem Tora-Schrein wieder zugezogen und in seine normale Stellung gebracht.
Die Herren ziehen ihren Tallit und legen ihre Tefillin für die Nachmittagsgebete an. Bevor wir die Nachmittagsgebete beginnen, ist es Brauch, diejenigen Gebete, die wir am Morgen ausgelassen haben, nachzuholen.
In manchen Gemeinden wird nach Mittag das Haus geputzt und der Boden gefegt, - in Erwartung der Erlösung, die mit dem 9. Aw verbunden ist Vor dem "Amida"-Gebet lesen wir in der Tora die Abschnitte aus Exodus 31:11-14 und 34:1-10, welche die Folgen des Vorfalles mit dem Goldenen Kalbe diskutieren, und wie Moses sich erfolgreich für die Israeliten einsetzte und Vergebung für ihr Vergehen erlangte. Nach der Tora-Lesung am Nachmittag, wird die spezielle Fasttag-Haftara aus Isaia 55:6-56:8 gelesen.
Die Abschnitte "Nachem" und "Anejnu" werden dem Amida-Gebet dazugefügt, wobei nur diejenigen, die fasten, "Anejnu" sagen.
Nach dem 9. Aw
Vor dem Fastenbrechen sollte ein rituelles, die ganze Hand einschließendes Händewaschen ausgeführt werden, ohne aber den Segen über diesem Händewaschen zu sagen.
Der Tempel wurde am Nachmittag des 9. Aw in Flammen gesetzt und brannte bis zum 10. Aw weiter. Daher werden die Einschränkungen jener neun Tage bis zum Mittag des 10. Aw beibehalten, wie z.B. kein Fleisch essen, nicht schwimmen, keine Wäsche waschen.
Fällt jedoch der 9. Aw auf einen Donnerstag, so ist es schon am Morgen erlaubt, Wäsche zu waschen und Haare zu schneiden, - zu Ehren von Schabbes Kodesch, am Freitag, dem 10. Aw.
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