I. Lernen, Mizwot und Zedaka „Zum Wohle“ der Seele
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Es gibt nichts größeres, was wir für die Seele eines Verstorbenen tun können als unsere guten Taten und positive Errungenschaften lizchut – zum Wohle – und l’ilui nischmat – „für den Aufstieg der Seele“ zu tun. Die Kinder, Verwandten und Freunde sollten zusätzliches Torastudium (besonders das der Mischna) tun, Zedaka geben und die Anzahl ihrer guten Taten erhöhen.
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Eine gängige Praxis ist die Verbesserung der Einhaltung einer bestimmten Mizwa. Zu einem besonderen Wohl ist die Errichtung eines gemeinnützigen Fonds oder einer Einrichtung, die einem positiven Ziel gewidmet ist – zum Wohle des Verstorbenen.
II. Kaddisch
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Kaddisch rezitieren. Eines der heiligsten Rituale, das von allen Juden Generationen hindurch begangen wurde, ist das Aufsagen des Kaddischgebets zum Wohle der Seele des Vaters oder der Mutter.
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Die ersten elf Monate. Das Kaddisch wird zum ersten Mal auf dem Friedhof rezitiert, sofort nach dem Begräbnis. Von da an wird es täglich aufgesagt, an den dafür vorgesehenen Stellen des dreimal täglich stattfindenden Gebets und das elf Monate lang.
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Zur Jahrzeit. Kaddisch wird auch jedes Jahr zum Tag der Jahrzeit rezitiert – dem Jubiläum des Todestages nach jüdischem Kalender.
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Wer spricht das Kaddisch. Die Pflicht des Aufsagens des Kaddisch obliegt den Kindern. Sollte jemand kinderlos versterben, sollte ein anderer Verwandter diese Bürde auf sich nehmen. Falls dies nicht möglich ist, so sollte jemand anderes für das Aufsagen des Kaddisch zum Wohle des Verstorbenen ernannt werden.
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Der Minjan. Kaddisch darf nur mit einem Minjan rezitiert werden – ein gemeinschaftliches Gebet mit mindestens 10 erwachsenen (13 Jahre und älter) jüdischen Männern.
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Den G-ttesdienst leiten. Sollte der Trauernde den G-ttesdienst für die Gemeinde leiten können, so ist dies zum besonderen Wohle der Seele des Verstorbenen.
III. Grabmale und das Sichtbarmachen
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Rachel’s Gedenkstätte. Der Brauch, Verstorbene mit einem Grabmal zu gedenken, ist eine altehrwürdige jüdische Tradition, die bis in die biblische Zeit zurück reicht. In Genesis 35:20 erwähnt die Tora den Mazejwa (Gedenkstein), den Jakob auf dem Grabe seiner Frau Rachel errichtet hat.
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Wann sollte der Grabstein aufgestellt werden? Sofort nach der Beerdigung wird eine vorläufige Markierung mit dem Namen der/des Verstorbenen auf dem Grab aufgestellt. Der Grabstein selbst kann jederzeit nach Beendigung der Schiwa (sieben Tage der Trauer) aufgestellt werden. Man sollte dies so schnell wie möglich tun – vorzugsweise noch an dem Tag, an dem der Trauernde von der Schiwa „aufsteht“.
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Die Inschrift. Der Grabstein sollte wenigstens den hebräischen Namen sowie den hebräischen Namen des Vaters sowie den Todestag laut jüdischem Kalender aufweisen. Zusätzlich ist es Brauch, die Rechtschaffenheit und die Errungenschaften der/des Verstorbenen zu schreiben. In diesem Fall sollte man aber auf die Bemerkungen der anderen Grabsteine Rücksicht nehmen, auf dass man nicht übertreibe (und so die anderen beleidige) oder untertreibe (und sich so dem Verstorbenen gegenüber respektlos verhält).
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Das Sichtbarmachen. Eine kurze Zeremonie wird beim Errichten des Grabsteines am Grab abgehalten, welche das Aufsagen von Psalmen und des Kaddisch beinhaltet.
IV. Die Jahrzeit
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Jährlicher Gedenktag. Das Jubiläum des Todestages des Verstorbenen laut jüdischem Kalender ist ihre/seine Jahrzeit. An diesem Tag erinnern und gedenken wir des Lebens und der Errungenschaften der verschiedenen Seele.
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Kaddisch und Gebet. Laut jüdischem Kalender beginnt der Tag mit Einbruch der Dunkelheit am Vorabend und endet mit dem Einbruch der Dunkelheit wieder. Während dieser 24-stündigen Periode wird von den Kinder der/des Verstorbenen(oder von wem auch immer die Jahrzeit gehalten wird) das Kaddisch während der drei täglichen Gebete rezitiert – Abend, Morgen und Nachmittag. Falls möglich sollte der die Jahrzeit einhaltende sollte ebenfalls das Gebet leiten.
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Lernen und Zedaka. Die Tora sollte zum Wohle der Seele studiert werden; ein altehrwürdiger Brauch ist, die Mischna zu studieren (Sammlung von Gesetzen der Tora, die den Kern des Talmud bilden), das Wort Mischna hat dieselben hebräischen Buchstaben wie das Wort „Neschama“ – Seele. Zusätzliche Zedaka sollten zum Wohle des Aufstiegs der Seele der / des Verstorbenen gegeben werden.
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Kiddusch und LeChaim. Es ist Brauch, am Schabbat vor der Jahrzeit in der Synagoge einen Kiddusch zu geben genauso wie ein kleines Mahl am Tage der Jahrzeit. Das Sprechen des LeChaim („Auf das Leben!“) und das sagen von Worten der Tora ist zu solchen Anlässen zum besonderen Wohle für die Seele.
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Besuchen des Grabes. Es ist gebräuchlich, die Gräber von geliebten Menschen zur Jahrzeit hin zu besuchen (siehe „Das Grab besuchen“).
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Jahrzeit-Rechner. Klicken Sie hier, um die Jahrzeit anhand eines säkularen Todestages zu berechnen.
V. Das Grab besuchen
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Es ist gebräuchlich, die Gräber von geliebten Menschen zur Jahrzeit sowie jedes Jahr vor den Hohen Feiertagen zu besuchen.
Die Voraussetzung hierfür ist in zweifacher Hinsicht gegeben:
Es gibt immer eine Spur der Seele, die am Ruheort des Körpers verbleibt. So wie das Areal des Tempels in Jerusalem heilig bleibt, da die „Heiligkeit nicht verschwindet“, so verbleibt auch an der Ruhestätte eine Spur der Heiligkeit der Seele. Folglich stehen wir dort mit der Anwesenheit der Seele unseres geliebten Menschen in Kontakt – was uns zu unseren Gebeten zu G-tt am Grabe inspiriert.
Die Seele – die sich unserer Taten bewusst ist – sieht, dass wir sie weiterhin respektieren und lieben. Dies entfacht in der Seele ein Verlangen, vor G-tt zu stehen und sich an unseren Gebeten zu beteiligen – was eine g-ttliche Antwort herbeiführt. -
Der Friedhof ist ein heiliger Ort und verlangt Respekt. Man sollte die Gräber mit Anstand besuchen, nicht über banale Dinge reden und sich während des Aufenthalts gänzlich dem Gebet und der Meditation widmen.
VI. Jiskor
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Gedenkgebet. Vier mal pro Jahr – an Jom Kippur, Schmini Azeret (achter Tag Sukkot), am letzten Tage von Pessach und dem zweiten Tag von Schawuot – wird ein besonderes Gedengebet, Jiskor, zum Gedenken der verschiedenen Seele des Vaters / der Mutter in der Synagoge gesprochen. Dies beinhaltet eine Bitte für Zedaka zu deren Wohle.
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Privater Moment. Nur jene, die einen Vater / eine Mutter haben, die nicht mehr unter den Lebenden verweilen, verbleiben während des Jiskor in der Synagoge. Jeder andere verlässt den Raum, um so den Kindern einen ernsten privaten Moment zu gewähren, in dem sie sich mit dem Andenken mit ihren Eltern vereinen können.
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Jiskor Text. Klicken Sie hier für den Text des Jiskor – auf Hebräisch, mit Transliteration und Übersetzung.
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