Die dieswöchentliche Sidra, Emor, enthält den Satz (Lev. 23:3): „Sechs Tage soll Arbeit getan werden, aber der siebte Tag ist ein Schabbat der Ruhe … keinerlei Arbeit sollt ihr (dann) tun“:

Wie bedeutsam sind selbst die – sprachlich und stilistisch betrachtet – einfachsten Gebote G-ttes! Allein schon die Reihenfolge und die Anordnung der den Schabbat betreffenden Worte der Tora sind bezeichnend. Zuerst gebietet uns die Tora, sechs Tage zu arbeiten, und dann wird uns auferlegt, am siebten zu ruhen.

Allgemein beginnt die Kalenderwoche mit dem Sonntag. Es ist in unserer Umwelt weitgehend üblich, diesen ersten Tag als Ruhetag anzusehen; und auf ihn folgen erst die Arbeitstage der Woche. Die Tora dagegen legt zuerst die Arbeitstage fest, auf die sie dann den Ruhetag folgen lässt, den heiligen Schabbat. „Sechs Tage soll Arbeit getan werden ...“, und erst dann: „der siebte Tag ist ein Schabbat der Ruhe“ – das genaue Gegenteil der allgemeinen Gepflogenheit der Umwelt. Dadurch dass also der Arbeit Vorrang vor der Ruhe gegeben wird, wird uns hier angezeigt, dass es nicht die Aufgabe des Menschen auf Erden ist, seine Zeit in Trägheit und Lässigkeit zu vertun, sondern für sein geistiges Wohlergehen zu arbeiten und damit auch für seinen eigenen materiellen Wohlstand sowie den der ganzen Gemeinschaft, in der er lebt.

Unmittelbar nach der Erschaffung Adams stellt die Tora fest (Gen. 2:15): „Und der Ewige G-tt nahm den Adam und setzte ihn im Garten Eden ein, um ihn zu bearbeiten und zu bewachen.“ Dieser Vers hat folgende Bedeutung: G-tt wollte, dass der Mensch an sich selbst arbeite, um seine inneren, spirituellen Anlagen zu entwickeln, mit denen er von G-tt ausgestattet ist. Auf diese Weise ist der Mensch befähigt, die Stelle eines aktiven Partners G-ttes einzunehmen, soweit es sich um die Entwicklung, Enthüllung und Erfüllung seiner eigenen positiven Anlagen sowie die der ganzen Welt handelt. Nachdem G-tt es uns als unseren Lebenszweck in der Welt aufgegeben hatte, sie „zu bearbeiten und zu bewachen“, gab G-tt uns die Tora (das Wort leitet sich von hebr. „hora’ah“ ab – d.h. „Belehrung“), um uns dadurch im Einzelnen zu belehren, wie wir die Welt zu „bearbeiten“ und zu „bewachen“ haben.

Mit der Tora als unserem Programm und unserer Anleitung sind wir in die Lage versetzt, unsere Aufgabe zu erfüllen und damit für uns selbst und für die Welt ringsherum wahrhafte Erfüllung zu erlangen.