Den Industrieländern geht es gut – die Wirtschaft floriert, die Gewinne der Unternehmen steigen, der Reichtum wächst in ungeahntem Tempo. Aber auch die Hilfsbereitschaft ist gewachsen, obwohl es einige Zeit dauerte, bis es dazu kam.

War sie früher etwa altmodisch? Ja – denn viele Menschen verfallen dem Irrtum, dass sie ihren Wohlstand verdient haben. Die logische Schlussfolgerung lautet dann: Die Armen haben ihre Not ebenfalls verdient.

Wir müssen uns vor den Verlockungen der materiellen Welt hüten. Darum haben wir die Tora. Das Wort G-ttes soll uns daran erinnern, dass die Armut des Geistes viel schlimmer ist als die materielle Armut.

Deshalb ist es ermutigend, dass reiche Leute immer mehr spenden. Sie gründen sogar Selbsthilfegruppen, um sinnvoller helfen zu können, und sie geben Geld in Form von Investitionen anstatt als willkürliche Geschenke. Sie wollen wissen, was aus ihren Spenden wird.


Zu Beginn des Wochenabschnitts Wajera erscheint G-tt dem Abraham am Eingang seines Zeltes. Doch sofort wendet Abraham sich drei Fremden zu, die in der Nähe stehen, bietet ihnen Wasser an und befiehlt seiner Familie, eine Mahlzeit für sie zu bereiten. Hat Abraham nicht dadurch nicht G-tt düpiert?

Keineswegs! Er befolgte nur die Mizwa, die G-tt erlassen hatte: Weil er gastfreundlich zu den Fremden war, diente er G-tt.

Güte kann entweder dem Großmut oder der Demut entspringen. Abraham war wie Mosche ein sehr bescheidener Mensch – und daraus entsteht die größte Güte. Abraham war nicht der Meinung, die Menschen, denen er half, seien weniger Wert als er. Er betrachtete sich als “bloße Erde und Asche” und seinen Besitz als Segen des H-rrn.

Wir haben nicht das Recht, anderen ins Herz zu schauen und ihre Absichten zu beurteilen. Aber es ist ein schöner Gedanke, dass der heutige Trend zur Nächstenliebe vielleicht von der Lehre der Tora inspiriert ist: Der größte Reichtum ist der Reichtum des Geistes.