Was ist anders an einem Juden? Wir halten uns an den Schabbat von Freitagabend bis Samstagabend. Wir tragen Jarmulke und Tallit. Unsere Religion führte den Monotheismus ein. Wir haben so viele Feiertage, dass ein Lulaw dafür nicht reichen würde. Unser kleines Volk hat besonders viele große Geister hervorgebracht und die Weltgeschichte ungewöhnlich stark beeinflusst. Und das ist längst nicht alles. Selbst unreligiöse Juden haben bestimmte Züge, Neigungen, Geschmäcker, Ausdrucksweisen und Überzeugungen, auf die sie stolz sein können oder deren sie sich zumindest bewusst sind. Es ist etwas Besonderes, Jude zu sein.

Das ist der Blick nach innen. Wie sieht es von außen aus? Was halten Nichtjuden vom Judentum, das so „anders“ ist? Natürlich gibt es keinen typischen Nichtjuden. Manche sind neugierig, andere ängstlich, zornig, voller Bewunderung oder von Sympathie erfüllt. Manche wollen sein wie wir oder sogar übertreten; und viele sind überrascht, weil Juden nicht missionieren und potenziellen Konvertiten hohe Hürden setzen. Man muss sich große Mühe geben und wirklich ernsthaft sein, um Jude zu werden. Juden waren immer von einer faszinierenden Aura umgeben, sowohl innerlich als auch äußerlich. Eines haben wir in den Jahrhunderten der Unterdrückung, der Verdächtigungen und des Hasses (gemischt mit manchen positiven Reaktionen) gelernt: Das Mindeste, was wir verlangen dürfen, ist Respekt, selbst wenn er mit Zähneknirschen verbunden ist. Wir bekommen ihn, wenn wir den Kern des Judentums begreifen: Liebe zur Tora, Befolgung der Mizwot, tikkun olam, gemilut chasadim, gute Werke, die Welt heilen, aktive und liebevolle Güte.


Diese Woche lesen wir Behar. Darin ist unter anderem vom Schabbatjahr die Rede, also vom siebten Jahr, in dem das Land aus Respekt vor den sechs Jahren der Fülle brach lag. Und jedes siebte Schabbatjahr war ein Jubiläumsjahr, in dem wir „Freiheit im ganzen Land ausrufen“ mussten.

Dadurch bekundeten wir unseren Respekt vor der Erde und erkannten unsere Pflichten ihr gegenüber an. In einer Ackerbaugesellschaft war das gewiss nicht leicht; dennoch hielten unsere Ahnen an ihren Bräuchen fest. Und sie beeinflussten sogar die Mächtigen der Länder, in denen sie lebten. Alexander der Große gab den Juden alle sieben Jahre ihren Tribut zurück, und Julius Cäsar tat es ihm gleich.

Was also ist der Unterschied? Er liegt vor allem darin, mit wie viel Selbstvertrauen Sie Ihren Glauben praktizieren.