Die Offenbarung G-ttes am Berg Sinai muss sicherlich ein gewaltiges Spektakel gewesen sein. Wie bei einem Vulkanausbruch bebte und rauchte der Berg. Es donnerte. Ein Hagel von Blitzen erhellte den farbigen Himmel. Auf einmal war eine gewaltige Stimme zu hören, einem Posaunenschall ähnlich – G-tt stieg auf den Berg Sinai hinab!
Die Thora erzählt uns von fünf verschiedenen Schallen, welche das jüdische Volk vernommen hatte. Daraus lernten unsere Weisen1, dass die Kundgebung der Thora mit fünf Schallen erfolgte. Im Wesentlichen ist das Erhalten der Thora die Offenbarung G-ttes auf dieser Welt. Diese Offenbarung steht in Verbindung mit den fünf Schallen.
Auf den Ton kommt es an
Im Allgemeinen besteht die Fähigkeit des Tons darin etwas zu offenbaren, das bis dahin im Verborgenen lag. Der Mensch zum Beispiel enthüllt mittels seiner Stimme Gefühle oder Gedanken, welche davor in seinem Herzen und Kopf verhüllt waren. Die fünf Schalle bei der G-ttesoffenbarung am Sinai deuten also auf fünf verschiedene Offenbarungen G-ttes! Auch der Ton der menschlichen Stimme kann auf verschiedene Seelenstimmungen und Botschaften deuten. Da gibt es die Befehlsform, einen sehr eindeutigen und entschlossenen Ton, oder die Stimme der Erklärung usw. So auch offenbarte Sich G-tt am Sinai in fünf verschiedenen „Seelenstimmungen“, d.h. auf fünf Ebenen.
Das Quartett der Welt
Im Mittelpunkt der Schöpfung steht die Zahl „vier“. Die Welt wurde durch jenen g-ttlichen Namen erschaffen, welcher vier Buchstaben trägt.
So auch teilt sich die spirituelle Welt in vier verschiedene Ebenen:
- Azilut (Welt der Emanation – des Hervorgehens aller Dinge aus dem unveränderlichen, g-ttlichen Einen),
- Brija (Welt der Schöpfung, Quelle der Seelen),
- Jezira (Welt der Formung, Hauptsitz der Engel),
- Asija (Welt der Tat).
Alles Erschaffene besteht aus vier Grundelementen – Feuer, Wasser, Luft und Erde. In vier Gruppen werden alle Geschöpfe unserer Welt unterteilt – die leblose Materie, die Pflanzenwelt, das Lebendige, der Sprechende.
Diese vier Gruppierungen umfassen die ganze Erde. Auf der niedrigsten Stufe steht die leblose Materie, welche überhaupt keine Lebenskraft aufweist außer ihrer eigentlichen Existenz. Eine Stufe darüber ist die Pflanze mit einem Minimum von Lebenskraft für ihr Wachstum. An dritter Stelle befindet sich das Lebendige, welches bereits ein seelisches Wesen besitzt. Auf der höchsten Stufe stoßen wir auf den Sprechenden, den Menschen, in dessen Fähigkeit es liegt selbst geistige Dinge zu erfassen, sodass er mittels seiner Einsicht sogar begreifen kann, dass es Dinge gibt, die über den Grenzen seines Verstands, der Welt und der Schöpfung stehen.
Wer ist die Nummer Fünf?
Wenn das Erhalten der Thora nur mit vier Schallen erfolgt wäre, bedeutete dies, dass G-tt bei der Offenbarung am Sinai nur jene g-ttlichen Kräfte offenbarte, welche in Bezug zur Schöpfung standen, ausgedrückt durch die Zahl „vier“.
Die Thora aber wurde uns mit fünf Schallen übergeben; d.h. somit offenbarte uns G-tt jene g-ttliche Kraft, welche über die Grenzen der Schöpfung hinausgeht. Die Zahl „fünf“ symbolisiert die Vollkommenheit der Welt („vier“) plus – G-tt selbst (der „Fünfte“). Mit dem Erhalt der Thora also offenbarte uns G-tt Seine innerste Kraft.
Und sobald der Jude Thora lernt und sich mit den Mitzwot beschäftigt, zieht er nicht nur die beschränkte Heiligkeit, die g-ttliche Energie, mit welcher G-tt die Welt erschuf, an sich, sondern selbst die oberste Heiligkeit G-ttes, welche die Grenzen der Schöpfung völlig überschreitet!
(Likutej Sichot, Band 6, Seite 107)
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