Im neuen Wochenabschnitt nimmt Israel bereitwillig das „Joch des Himmelreiches“ auf sich, und zwar mit der ungewöhnlichen Aussage „Wir werden tun und wir werden hören“. Warum versprachen sie, zuerst etwas zu tun und dann zu hören (oder zu verstehen)? Das ist seit vielen Jahren ein Thema der Prediger.
Viele Juden stecken in der Zwickmühle, was die Einhaltung der Mizwot anbelangt. Im Zeitalter des Hinterfragens und Verstehens ist die Bedeutung vieler jüdischer Bräuche unklar. „Warum?“ ist eine ständige Herausforderung. „Was nützt mir dieses Gebot?“ lautet die damit verbundene Frage.
Es gibt menschliche Erfahrungen, die man genau ausdrücken, auf ihren Kern zurückführen und beschreiben kann. Lehrbuchwissen genügt. In anderen Fällen mag eine Deutung hilfreich sein, aber sie muss die eigentliche Erfahrung begleiten oder, besser noch, ihr folgen. Wer ein Gespräch oder eine Kritik über eine Symphonie hört, wird sie allein deshalb nicht verstehen, einerlei, wie gründlich und fachkundig die Stellungnahme sein mag. Aber wenn wir ein Musikstück gehört haben, verstehen wir es dank einer Kritik möglicherweise besser. Musik hat keine Bedeutung, solange sie nicht gespielt wird.
Wenn wir den Wert einer Mizwa verstehen wollen, besteht der erste und unverzichtbare Schritt darin, die Mizwa zu befolgenJetzt verstehen wir Israels Deklaration besser. Wissenschaftliches Studium der Texte oder das Philosophieren über jüdische Ideale führt nicht dazu, dass wir das Judentum, die Tora und die Mizwot schätzen. Wenn wir den Wert einer Mizwa verstehen wollen, besteht der erste und unverzichtbare Schritt darin, die Mizwa zu befolgen. Das Judentum hat keine Bedeutung, solange es nicht praktiziert wird. Erst dann hilft uns die Frage „Warum?“, die Mizwa zu verstehen.
Die Analyse der Symbolik von Ritualen, die Geschichte der Bräuche, die Philosophie der Mizwot oder eines bestimmten jüdischen Gesetzes liefern uns wertvolle Einsichten. Sie verleihen unserem Gehorsam gegenüber eine Mizwa Wärme und Bedeutung. Aber sie sind nur verständlich, wenn wir eine Mizwa tatsächlich befolgen.
Unser Volk ist stolz darauf, tiefgründige Fragen über das Judentum zu stellen. Doch dieses Privileg geht mit Verantwortung einher. Ja, wir dürfen Fragen stellen, aber wir müssen auch ernsthaft nach einer Antwort suchen. Unsere Vorfahren verstanden, vielleicht intuitiv, dass wir das Judentum und alles, was damit verbunden ist, nicht abstrakt verstehen können. Nur das Tun führt zum Verständnis.
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