Der Baal Schem Tow und sein Schüler Rabbi Menachem Mendel von Ber gingen eine verlassene Landstraße entlang, fern jeder Zivilisation. Alles war öde und von der heißen Sommersonne verbrannt. Nirgendwo gab es Wasser, auch kein Bauernhaus und keinen Brunnen.

“Was sollen wir tun? Wir werden verdursten!” klagte Rabbi Menachem Mendel.

“Wo ist dein Glaube an Haschem, dein Bitachon?” schalt der Baal Schem Tow seinen Schüler. “Dein Glaube muss so stark sein, dass du sogar an Wunder glaubst. Wenn du wirklich glaubst, dass Haschem uns selbst in dieser Wüste mit Wasser versorgen kann, wenn du von ganzem Herzen und von ganzer Seele daran glaubst, wird er es tun! Also, konzentriere dich!”

Rabbi Menachem Mendel schloss die Augen und dachte tief nach. Dann öffnete er die Augen und sagte: “Selbstverständlich kann Haschem uns sogar an diesem verlassenen Ort Wasser geben!”

Plötzlich erschien ein Nichtjude wie aus dem Nichts. “Habt ihr vielleicht Pferde herumlaufen sehen? Sie sind mir weggelaufen. Ich suche sie schon seit drei Tagen, finde aber keine Spure von ihnen.”

Die beiden schüttelten den Kopf. “Nein, tut uns leid. Wir haben keine Pferde gesehen. Sie sind wohl in die andere Richtung gerannt.”

Der Nichtjude wollte weitergehen, als ihm ein Gedanke kam. “Ihr seht durstig aus. Wollt ihr ein wenig Wasser? Hier, ich habe mehr als ich brauche. Trinkt euch satt.”

Die beiden Männer führten die Flasche an die Lippen und tranken, bis ihr Durst gelöscht war. Dann bedankten sie sich und setzten ihren Weg fort.

Rabbi Menachem Mendel wandte sich seinem Lehrer zu und sagte: “Jetzt bin ich davon überzeugt, dass der Glaube Wunder bewirken kann. Aber eines verstehe ich nicht. Dieser Mann sucht seine Pferde seit drei Tagen. Ich weiß, dass Haschem ihn geschickt hat, um unseren Durst zu stillen. Aber warum hat er ihn schon vor drei Tagen geschickt?”

Der Baal Schem Tow erwiderte: “Haschem wusste, dass wir durch diese Öde gehen würden. Er wusste, dass wir Durst haben würden, und wollte, dass wir Wasser hätten, und zwar genau dann, wenn wir es brauchten und darum beteten.”