In einer heißen August-Nacht vor beinahe 20 Jahren rief mein Freund und Mentor, Rettungsschwimmer Lt. Thomas Zahn an, und schlug vor einen Surfgang vor Sonnenaufgang zu unternehmen, um die Hitze zu vermeiden. Um Vier Uhr dreißig in der Früh funkelte das Wasser am Santa Monica Kai unter einem hellen Sommermond. Ich erinnere mich an einen Augenblick, vor Sonnenaufgang, als ich, die Eukalyptus-Brise vom Santa Monica Canyon her spürend, Tom beobachtete, wie er sein Kinn immer neu am Surfbrett ausrichtete. Er schielte zu mir und in einem Flüsterton – als wollte er das Wasser nicht stören – sagte er: „Es ist eine Lebenskraft, nicht war?“

Jahre später, nach ausgiebiger Untersuchung, gelang es mir, herauszufinden, warum Tom diese Vitalität wahrnahm und warum Surfer ein besonderes „Gefühl“ haben. Ich fand einige der Antworten im heiligen Sohar – einem esoterischen Werk des großen Mystikers Rabbi Schimon Bar Jochai, gesegneten Andenkens. Der Ozean ist, gemäss der Kabbala, von der höchsten spirituellen Kraft hergeleitet. Er repräsentiert eine absolute Einheit mit dem G-ttlichen. Diejenigen Individuen, die sich besonders hohe Spiritualität verdienten, nannte man „Fische des Meeres“. Aufgrund der allumfassenden Qualität des Wassers beim Umhüllen der Geschöpfe in ihm, kannten diese „Fische“ nie etwas Anderes als die Geheimnisse des Universums, so wie sie in einer „Welt der Einheit“ leben, im Gegensatz zu Landwesen, die in einer „Welt der Trennung“ wohnen.

Klingt das bekannt? Diese Welt der Trennung, das abgeschnitten-Sein von der Lebenskraft, welche der Ozean symbolisiert, dürfte die Plage von vielen sozusagen „ins Land gesperrten“ Individuen sein, doch für jene mystische Welt, die der Surfer für selbstverständlich hält, scheinen sie vergessen.

Was ist die Schlussfolgerung? Du surfst hinaus und fühlst, wie sich die Welt verändert in dem Moment da du das Land verlässt. Zumindest auf einem sublimen Niveau findet diese Transformation bei vielen von uns statt. Und ungeachtet unserer persönlichen Hintergründe oder Glaubensrichtungen haben wir alle Anteil an dieser Lebenskraft.