„Belegen Sie mir, dass es G-tt gibt“. Dies ist eine Herausforderung, die schon so lange existiert, wie es Religionen gibt. Religion wird als Glaube an eine Übermacht definiert. Wenn wir Judentum als unsere Religion angeben, dann ist der Glaube an G-tt grundsätzlich einbegriffen. Und dennoch stellen viele Juden dies in Frage.
Dieses Infragestellen macht eine überzeugende Antwort um noch vieles schwieriger. Außerdem wird jedwede Antwort normalerweise mit einem Schwall von Protest beantwortet. Zum Beispiel wird gefragt: „Wenn es einen G-tt gibt, wo war Er während des Holocaust?“ oder „Warum stoßen guten Menschen schlimme Dinge zu?“. In diesem Kapitel werden wir uns mit dem Kern dieses Problems befassen.
Davor werden wir kurz unseren Glauben an G-tt darlegen. Viele Juden sagen täglich die dreizehn Prinzipien des Glaubens, die einem Kommentar von Maimonides zur Mischna Sanhedrin 10:1 entnommen wurden. Die ersten vier Prinzipien besagen:
1. Ich glaube aus vollem Herzen, dass der Schöpfer, gelobt sei Sein Name, der Schöpfer und Führer aller Geschöpfe ist, und dass Er allein alle Dinge hergestellt hat, herstellt und herstellen wird.
2. Ich glaube aus vollem Herzen, dass der Schöpfer, gelobt sei Sein Name, Einer und alleine ist; und dass es keine Einheit irgendwo anders so wie in Ihm gibt und Er allein unser G-tt ist, war und sein wird.
3. Ich glaube aus vollem Herzen, dass der Schöpfer, gelobt sei Sein Name, keinen Körper hat; dass Er keine menschlichen Eigenschaften hat und Er nicht wie irgendetwas anderes ist.
4. Ich glaube aus vollem Herzen, dass der Schöpfer, gelobt sei Sein Name, der Erste und der Letzte ist.
Um die Existenz G-ttes zu beweisen, sollte zuerst die Frage analysiert werden: Was erachten wir als einen Beweis? Wie beweisen wir, dass irgendetwas existiert? Stellen wir uns z. B. einen blinden Mann vor. Für ihn existieren keine Farben, - und trotzdem gibt es Farben. Diese Tatsache wurde durch andere, die sehen können, nachgewiesen. Der Blinde glaubt und vertraut den andern, dass es Farben gibt, obwohl dies außerhalb seines persönlichen Erfahrungsbereiches liegt.
Nehmen wir die Elektrizität: Wenn wir eine Lampe anschalten, sehen wir nicht die Elektrizität, sondern nur ihre Auswirkung. Oder die Schwerkraft: Wenn eine Sache nach unten fällt, dann können wir die Schwerkraft weder hören noch sehen, fühlen, riechen oder schmecken, wir sehen nur ihre Auswirkung. Die Wissenschaftler stehen immer noch vor einem Rätsel, da sie nicht genau definieren können, woraus diese Schwerkraft besteht.
Diese Beispiele belegen, dass der Beweis der Existenz aller Dinge nicht unbedingt bedeuten muss, dass wir diese Dinge selbst sinnlich wahrnehmen können. Sie existieren schon deshalb, weil wir ihre Auswirkungen sehen oder weil wir (wie der Blinde) anderen glauben, die sie sehen. Wir glauben, dass G-tt keinen Körper und auch keine Art von Körper besitzt. Er ist überall und erschafft Zeit und Raum. Per Definition können wir Ihm keine körperliche Beschreibung zuschreiben. Daher können Menschen G-tt nicht sehen. Um die Existenz G-ttes zu beweisen, müssen wir entweder Seine Auswirkungen mit eigenen Augen sehen, oder jenen, die dies können und Seine Auswirkungen gesehen haben, vertrauen.
Der Beleg der Existenz G-ttes kann auf zweierlei Art und Weise vollzogen werden: Erstens, indem wir jemanden finden, der etwas G-ttliches entdeckt hat, und zweitens, indem wir Seine Existenz von Seinen Auswirkungen ableiten. Das bedeutet, dies durch Überlieferung oder metaphysische Belege zu vollbringen. Wir werden auch solche Belege der Existenz G-ttes erforschen, die auf unserer jüdischen Geschichte und der Erfüllung von Vorhersagungen basieren.
Bevor wir all dies ergründen, sollten wir uns daran erinnern, dass sich die größten jüdischen Philosophen darüber nicht einigen konnten, welcher der beste Beleg ist. Rabbiner Yehuda HaLevi schreibt in seinem Buch ‚Der Kusari’ (2:26): „Der höchste Glaube ist derjenige, der nur auf Überlieferung beruht, so dass man auf metaphysische Beweise nur im Notfall zurückgreifen sollte, um Unglauben zu verhindern.“ In More Newuchim (3:51) stimmt Maimonides mit dieser Auffassung nicht überein. Er schreibt: „Unser Glaube fängt mit den Traditionen an, die uns von unseren Vorfahren und in unserer heiligen Literatur überliefert wurden. Dies wird in dem Vers ‚Höre Israel, der Ewige ist unser G-tt, der Ewige ist Einer’ angedeutet. Die höchste Ebene des Glaubens kommt jedoch aus philosophischen Belegen, und diejenigen, die diese Fähigkeiten besitzen, haben die Pflicht, die Grundlagen unseres Glaubens zu belegen.“
In dem vorliegenden Buch werden wir jede mögliche Art und Weise erörtern, die Existenz G-ttes zu belegen. Unser Anliegen ist es, jedem denkenden Juden durch die Kombination überlieferter, philosophischer und geschichtlicher Beweise zu einem festen Glauben an G-tt zu verhelfen.
Der durch unsere Tradition überlieferte Beweis
Vor Gericht ist der stärkste Beweis, eine Situation zu dokumentieren, eine Zeugenaussage. Wenn wir etwas mit eigenen Augen gesehen haben, dann sind wir von seiner Existenz überzeugt. Selbst Gesehenes ist zwangsläufig glaubwürdiger als hörensagen. Jede geschichtliche Tatsache wurde durch Augenzeugen niedergeschrieben und damit bezeugt. Je mehr Menschen das gleiche Ereignis bezeugen können, umso glaubwürdiger ist es, dass dieses Ereignis tatsächlich stattgefunden hat.
Das bedeutendste Fest im jüdischen Kalender ist das Pessachfest. Am Sederabend versammeln sich Juden auf der ganzen Welt, um sich an den Auszug aus Ägypten zu erinnern. Der Abend beinhaltet viele Rituale, und die Haggada ist unsere Anleitung. Allen Juden gemeinsam ist das Essen von Mazzot, das Brot des Leidens. Der Sohar (ein frühes kabbalistisches Werk) nennt Mazzot das Brot des Glaubens. Es erinnert uns daran, dass die Juden auf ihrem Weg aus Ägypten Mazzot gegessen haben. Auch wenn es unterschiedliche Bräuche dafür gibt, ist die grundlegende Geschichte dieselbe. Alle Juden, ob aus Bombay, Birmingham oder Russland, erzählen jedes Jahr die gleiche Geschichte.
Jeder Jude, der nach der Anzahl der Plagen in Ägypten gefragt wird, antwortet: ‚10’. Würde jemand ‚11’ antworten, würden alle anderen ihm widersprechen, und zwar nicht nur wegen des geschichtlichen Details, sondern wegen der alljährlichen Wiedererzählung der 10 Plagen beim Seder. Auch haben wir die Tradition, etwas Wein bei der Erwähnung jeder Plage auszuschütten. So hätten wir uns an 11 Plagen erinnert. Aber nein, da waren nur 10 Plagen, dass ist in unserem Gedächtnis verankert.
Tatsächlich gäbe es heute, wenn die Geschichte über Generationen hinweg geändert worden wäre, verschiedene Versionen. Aber alle stimmen jedoch darin überein, dass die Juden aus Ägypten gezogen sind und 49 Tage später am Berg Sinai standen, um von G-tt die Zehn Gebote zu hören.
Das ist nicht nur bekannt, weil es so in der Tora geschrieben steht, sondern einfach nur wegen der Überlieferung. Denn aufeinanderfolgende Generationen haben diese Geschichte im immer gleichen Wortlaut ihren Kindern und Enkeln erzählt. Diese Tatsachen basieren auf den selbst gemachten Erfahrungen eines ganzen Volkes. Daher ist es eine unbestrittene Tatsache: Es gab eine Generation von Juden, die zur Zeit des Auszugs aus Ägypten lebte, die zehn Plagen sah, und an der Flucht vor dem Pharao und an der Offenbarung am Berg Sinai beteiligt war. Und diese Erlebnisträger berichteten den in der Wüste geborenen Generationen von jenen Ereignissen, deren Zeitzeugen sie einst wurden; - und jede Generation gab es der nächsten und übernächsten.
In der jüdischen Geschichte gab es niemals weniger als eine Million Juden, die diese Tradition überliefert haben. Diese Geschichte blieb die gleiche, obwohl die Juden über die Welt verstreut waren. Am Berg Sinai hörten 600.000 Männer im Alter von 20 bis 60 Jahren die Zehn Gebote. Da auch Frauen und Kinder, sowie Männer unter 20 und über 60 anwesend waren, können wir von insgesamt 3 Millionen Menschen ausgehen, welche Zeugen für diese zehn Gebote von G-tt geworden sind. Dieses in der Tora festgehaltene Ereignis ist gleichzeitig eine bezeugte, und daher unbestrittene geschichtliche Tatsache. Es ist unwissenschaftlich, einer durch Zeugen belegten Tatsache keinen Glauben zu schenken.
Es soll hier nochmals betont werden, dass die Offenbarung am Berg Sinai für unser jüdisches Volk ganz anders als jene Offenbarungen, auf die andere Religionen Anspruch erheben, vor sich ging. Im Christentum wurde eine Offenbarung von einem einzelnen Mann zusammen mit einer 12-köpfigen Jünger-Gruppe behauptet. Dasselbe gilt für Mohammed im Islam. Im Buddhismus war es ein alter Hindu, der Buddha „der Erleuchtete“, genannt wurde, dessen Schüler seine Lehre und Doktrinen annahmen und sich nach ihm Buddhisten nannten. Im Judentum war dagegen ein ganzes Volk bei der Offenbarung anwesend.
Ein berühmter Rabbiner, Schlomo Ben Aderet (Raschba), erklärt, dass notwendigerweise bei der Offenbarung am Berg Sinai ein ganzes Volk anwesend sein musste. Wäre nämlich nur Moses anwesend gewesen, so hätte die Offenbarung durch alleiniges Zeugnis eines einzelnen Mannes schnell bestritten werden können. Rabbiner Raschba erläutert, wie Moses wohl empfangen worden wäre, wenn er den Juden gesagt hätte, dass jetzt die Zeit ihrer Befreiung gekommen sei. Er hätte nichts als Skepsis und Zweifel geerntet. Deshalb begann er, die zehn Plagen herbeizuführen. Da Moses bereits diese 10 Plagen noch vor ihrem Eintreffen beschrieb, hätten die Juden erkannt, dass übernatürliche Kräfte am Werke sind. Moses überlistete die ägyptischen Zauberer und führte solche Plagen herbei, die sie nicht kopieren konnten. So mussten sie selbst zugegeben, dass „der Finger G-ttes“ am Werke sei. Moses gab mit G-ttes Hilfe immer wieder eine Warnung, und als diese der Pharao nicht ernst nahm, folgte eine Plage. Erst nach den zehn Plagen und dem Auszug aus Ägypten, und vor allem nach dem Spalten des Roten Meeres - so bezeugt es die Tora - glaubten die Juden „an G-tt und Seinen Diener Moses“.
Trotzdem wäre für Skeptiker ein Problem geblieben: Zwar wussten die Juden, dass ein Lebewesen aus Fleisch und Blut von G-tt mit einer Nachricht zu ihnen geschickt werden würde, um sie aus der ägyptischen Knechtschaft zu befreien. Jedoch bedeutet das nicht zwangsläufig, dass die Juden auch einer Offenbarung teilhaftig werden würden. Daher war es notwendig, dass das ganze jüdische Volk am Berg Sinai stand und als ganzes Volk diesem Ereignis teilhaftig wurde. Jeder einzelne, der aus Ägypten ausgezogen war, erlebte mit, wie G-tt sich offenbarte und ihnen die Zehn Gebote gab. Jeder Jude hörte dieselbe Nachricht zur gleichen Zeit, wie sie Moses hörte. Erst danach waren alle Juden ganz und gar überzeugt, dass jedes von Moses übermittelte G-ttes Wort, auch tatsächlich von G-tt kam.
Erwähnt werden muss auch, dass die Kinder Israels nur zu einem ganz geringen Teil ungebildete Sklaven waren, die man leicht hereinlegen konnte. Vielmehr hatten sich die Juden sich in den modernsten Bibliothek der damaligen Welt fortgebildet und dienten ihrem Volk als bedeutende Weise und Priester. Auch hatte sich in Ägypten eine hochangesehene technische Intelligenz herausgebildet, die als Architekten, Baumeister und Zimmerleute die Pyramiden und andere Bauwerke für die Pharaonen schufen, die als Weltwunder noch heutige Bauingenieure ins Staunen versetzen. Schließlich schätzte der Pharao den Ideenreichtum und die Kreativität der Juden, die eben nicht so leicht (wie neue billige Arbeitssklaven) zu ersetzen waren, - weshalb er sie nicht ziehen lassen wollte. Die, die aus Ägypten auszogen, waren durchweg eine gebildete Generation, die gerne argumentierte und eigensinnig auf ihrem durch Analysieren erworbenen Standpunkt beharrte, - was für uns Juden bis heute noch charakteristisch ist. Es wäre z.B. für einige aus dieser Generation unmöglich gewesen, sich eine Begebenheit auszudenken, denn der scharfe Verstand dieses Volkes hätte sofort die Unglaubwürdigkeit der Geschichte erkannt und widerlegt. So musste jeder Einzelne ausnahmslos zum Zeitzeugen werden, wenn eine wortgetreue Überlieferung später stets einheitlich durch ein ganzes Volk geschehen sollte.
Der Auszug aus Ägypten und die Offenbarung am Berg Sinai bleiben deshalb unwidersprochene geschichtliche Begebenheiten. Zeugen sind, wie gesagt, der beste Beweis vor Gericht. Und umso besser ist es, wenn ein ganzes Volk ein Ereignis bezeugt. Das ist ein wissenschaftlicher Beleg der Existenz G-ttes. Obwohl wir ihn nicht sehen können, sprechen wir nicht „wie der Blinde von Farbe“, sondern vertrauen unseren Vorfahren, die diese Offenbarung miterlebt und sie sowohl mündlich als auch schriftlich überliefert haben. Deswegen heißt es vielleicht im ersten Gebot: „Ich bin der Herr, Euer G-tt, der Euch aus Ägypten herausgeholt hat“. Die Erschaffung der Welt ist ein viel komplexeres und erstaunlicheres Ereignis als der Auszug aus Ägypten. Warum hat G-tt also nicht gesagt: „Ich bin der Herr, Euer G-tt, der Himmel und Erde erschaffen hat“? Eine mögliche Antwort ist, dass sich heutzutage immer mehr Wissenschaftler mit dem Ursprung der Welt auseinandersetzen. Einige ignorieren G-tt in ihren Untersuchungen. Als G-tt mit den Juden sprach, machte Er diese Kommunikation sehr persönlich. „Ich bin der G-tt, den Du selbst erlebt hast, wie Er Dich aus Ägypten befreite, und der jetzt mit Dir spricht.“ Die Menschen am Berg Sinai brauchten keine philosophischen Beweise. Sie sahen mit ihren eigenen Augen und hörten mit ihren eigenen Ohren. Sie waren Zeugen am Berg Sinai. Das war ihr bester Beleg!
Das bekannteste Gebet im Judentum ist das Schma. In einer Sefer Tora (Torarolle) oder Mesusa wird der Buchstabe Ain (ע) des Wortes Schma und der Buchstabe Dalet (ד) in großem Fettdruck geschrieben. Zusammen buchstabieren sie das Wort Ed (עד), was Zeuge bedeutet. Wenn ein Jude das Schma sagt, dann bezeugt er, dass es einen G-tt gibt. Dies haben unsere Vorväter erlebt und haben uns dieses Wissen mittels einer ununterbrochenen Überlieferungskette übermittelt.
Philosophische Belege
Zusätzlich zu dem durch unsere Tradition überlieferten Beweis, wollen wir nun philosophische Belege betrachten. Viele Belege sind über die Zeiten hinweg angebracht worden. Hier wollen wir uns auf die bekannteren und öfter zitierten Beispiele beschränken:
1. In dem klassischen Werk Chowot Halewowot (1:6) wird eine wunderbare Parabel zitiert.
Ein Rabbiner betrat einmal einen Königspalast und bekam eine Audienz. Der König fragte ihn: “Woher wissen Sie, dass es einen Schöpfer gibt?“ Der Rabbiner bat den König höflich, den Raum kurz zu verlassen. Auf dem Tisch waren eine Feder, ein Tintenfass und Papier. Als der König den Raum verlassen hatte, schrieb der Rabbiner ein wunderschönes Gedicht nieder. Als der König zurückkam, sah er das Gedicht und war über den poetischen Stil erstaunt. Die Tinte war noch nass. Der König lobte den Rabbiner dafür, so ein wunderschönes Gedicht geschrieben zu haben. Der Rabbiner antwortete, dass er dieses Gedicht nicht geschrieben habe. Er habe vielmehr das Tintenfass genommen und die Tinte auf das Papier tropfen lassen. Die Buchstaben hätten sich von selbst gebildet. Der König machte sich über diese Antwort lustig. Er sagte, dass es unmöglich sei, dass ein einziger Buchstabe sich von selbst aus verschütteter Tinte forme. Es sei noch unmöglicher, dass sich ein ganzes Wort, ein Satz und schon gar nicht so ein wunderschönes Gedicht selbst forme! Der Rabbiner antwortete: “Da ist die Antwort! Wenn die Tinte in einem Tintenfass sich nicht selbst ohne die Hand eines Schriftstellers zu einem Gedicht formen kann, dann hat sich bestimmt nicht die Welt, die unvergleichlich komplexer als das Gedicht ist, selbst ohne die Hand eines Meisterschöpfers erschaffen!“
Eine ähnliche fiktive Geschichte, die zeitgenössischer ist, handelt von Amerikanern, Russen und Chinesen, die zusammenkamen, um ein bemanntes Raumschiff zum Mars zu schicken. Nachdem sie mehrere Millionen Rubel, Dollar und Yen und viele Jahre Arbeit investiert hatten, flog das Raumschiff in Richtung Mars. Einige Zeit später betrat ein Astronaut den Mars. Die Kameras sendeten jeden Schritt zur Erde. Plötzlich war die Welt fassungslos, als eine Coladose auf einem Stein sichtbar wurde. Der Astronaut nahm die Coladose und saht, dass sie tatsächlich echt war, da auf ihr geschrieben stand „Coke trademark – Made in USA“. Die Russen und die Chinesen waren aufgebracht, weil die Amerikaner sie offensichtlich betrogen und ihr eigenes Raumschiff zuvor zum Mars geschickt hatten. Die Amerikaner bestritten dies, standen aber im Bezug auf die Herkunft der Coladose vor einem Rätsel. Die Presse arrangierte ein Interview mit einem Professor der Universität Oxford, der das Rätsel wie folgt zu lösen versuchte: In Billionen von Jahren sei es durchaus möglich, dass sich durch Evolution eine Coladose mit der Aufschrift „Made in USA“ geformt habe!
Die Welt belächelte diese Aussage, denn selbst nach Billionen Jahren ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich diese Worte von selbst formen, vernachlässungswürdig. Um wie vieles unwahrscheinlicher ist es, dass sich diese erstaunlich komplexe Welt von selbst geformt hat! Heutzutage sind sich die Wissenschaftler darin einig, dass sie nur die Spitze des Eisbergs hinsichtlich der Komplexität des Universums erfasst haben. Wie sollte es möglich sein, dass es sich selbst gebildet hat ohne einen Meisterarchitekt und Designer?
Ähnliches geschah einem Mann, der eine vollautomatische Autofabrik betrat und die Roboter beim Autobau beobachtete. Er kam zu dem Schluss, dass Autos sich selbst erbauen und keine Menschen dafür erforderlich sind. - Wie lächerlich zu vergessen, dass es sich hier um das Werk von Wissenschaftlern und Ingenieuren handelt, die es erdachten, konstruierten und schließlich überwachen müssen!
2. Rabbiner Aryeh Kaplan schreibt (im Handbuch des jüdischen Gedankengutes 1:1):
„Die Existenz eines sinnvollen Schöpfers wir durch die Tatsache angezeigt, dass die anorganische Welt alle Zutaten besitzt, um organisches Leben zu ermöglichen. Die Welt existiert als eine Arena für das Leben, und die Wahrscheinlichkeit, dass dies alles auf Zufall beruht, ist unendlich klein. Diese Aussage beruht darauf, was mathematisch gesehen gilt: Je komplexer eine ordentliche Struktur ist, um so weniger wahrscheinlich ist es, dass diese Struktur per Zufall entstanden ist. Die unerklärliche Wirkungskraft des Lebens ist bei weitem der komplexeste Prozess in unserer Erfahrungswelt. Trotzdem sehen wir, dass die anorganische Welt diesen Prozess unterstützen kann. Da es nur eine Art von Materie im Universum gibt, ist die Wahrscheinlichkeit unendlich klein, dass sie die chemischen und physischen Eigenschaften hat, um Leben zu ermöglichen, es sei denn, dass wir in Betracht ziehen, dass es einen Schöpfer gibt.“
3. Im Talmud steht geschrieben, dass der Mensch ein Mikrokosmos ist. Ohne den Kosmos anzuschauen, können wir schon an den Wundern des menschlichen Körpers erkennen, dass dies das Werk eines Meisterschöpfers ist. Denn sogar über Billionen Jahre hätte so etwas komplexes nicht einfach zufällig erscheinen können.
Man kann das menschliche Auge als Beispiel nehmen. Die Augen eines Babys, die im Embryo am 19ten Tag gebildet werden, haben mehr als 12 Millionen Screen Punkte per Quadratzentimeter. Die Retina, die den lichtempfindlichen Teil des Auges darstellt, hat mehr als 50 Billionen solcher Screenpunkte. Das zusammengesetzte Bild, das die Augen aufnehmen, ist homogen, weil diese lichtempfindlichen Punkte zu einem Ganzen verschmelzen. Man nehme eine Handlinse und betrachte ein Bild in einer Zeitung. Man sieht dann, dass es aus Hunderten kleiner Punkte besteht, von denen jeder hell oder dunkel ist, die zusammen das Bild bilden, das man aus größerer Entfernung sieht. Und genau das geht im Auge vor sich, nur in einem viel größerem Detail.
Woher kommen diese Billionen von Zellen im Nervensystem? Vom befruchteten Ei, das sich noch nach einem Monat teilt, um die für das Kind lebensnotwendigen Bindegewebe und Organe zu bilden. Es wird geschätzt, dass alle 2 Billionen spezifischen Nervenzellen, die den Menschen lernfähig machen, in der äußeren Gehirnrinde, dem Kortex, angesiedelt sind. Diese 2 Billionen Zellen könnten in einem Fingerhut untergebracht werden. Die Entwicklung geht in bestimmten Teilen des Gehirns auch nach der Geburt weiter. Am Ende des ersten Monats der embryonalen Entwicklung ist kein Teil des Gehirns, Rückgrades, der Nerven oder Sinnesorgane fertig geformt, aber ihre Grundlagen sind gebildet.
Die Entwicklung des Gehirns und des Nervensystems und die Integration aller Systeme ist einer der größten Rätsel der Embryologie.
Die Augen allein sind so unglaublich gut geplant. Im embryonalen Stadium entwickeln sich die Augen an der Seite des Kopfes und werden dann mit den optischen Nerven verbunden, die unabhängig vom Gehirn her wachsen. Die Kräfte, die dieses Wachstum steuern, wurden trotz ihrer gewaltigen Bedeutung bisher noch nicht entdeckt: In einem Auge werden mehr als eine Million optischer Nervenfasern verbunden.
Wie gering erscheint dagegen jene Höchstleistung menschlicher Ingenieurfähigkeit, wie das Tunnelbohren von beiden Seiten der Alpen, wo es auf ein Millimeter genaues Treffen der beiden Bohrungen für den Autobahnbau ankommt. Dies aber geschieht im Mutterleib Tausende Male während der Entwicklung des Fötus (The Obvious Proof, CIS Seite 59).
Dasselbe kann man von dem ersten Atemzug des Babys sagen. Nachdem es neun Monate lang Sauerstoff durch die Nabelschnur erhalten hat, öffnen sich die Lungen wie selbstverständlich. Vor dem ersten Atemzug waren die Lungenbläschen noch nicht funktionstüchtig, aber sie funktionieren in Bruchteilen von Sekunden bereits nach dem ersten Atemzug.
Nur zwei Beispiele aus den Tausenden Naturwundern zeigen, dass diese Systeme viel zu kompliziert sind, um sich selbst ohne einen Meisterschöpfer entwickelt zu haben. Deshalb sagen die Kabbalisten, dass man die Seele mit den Augen sehen könne. Auch König David sagt in seinen Psalmen, dass man G-tt für jeden Atemzug danken soll.
Diese Erkenntnis wird durch die kürzlich vollzogene Entzifferung des Genoms (der menschlichen DNA-Kette) verstärkt. Die erstaunliche Menge der in diesen Ketten enthaltenen genetischen Information lässt an keine Selbstherstellung dieser super-komplizierten Ketten glauben!
Schlussfolgerung
Sowohl die Existenz des Lebens als auch die Komplexität des Universums belegen, dass sie ein Meisterschöpfer erschuf. Unser Patriarch Abraham kam daher zu dem Schluss, dass es einen G-tt gibt und eine einheitliche Kraft unser vielfältiges Universum zusammenhält. Abraham konvertierte die Hälfte der damaligen Bevölkerung zu seinem Glauben, der an deren Kinder weiter gegeben wurde. Nach sieben Generationen standen seine Nachkommen als ein Volk am Berg Sinai, wo sie die Tora direkt von G-tt erhielten. So belegt die unbestrittene historische Tatsache des Auszugs aus Ägypten und der Ereignisse am Berg Sinai, zusammen mit der Notwendigkeit eines Meisterschöpfers, die Existenz G-ttes.
Der geschichtliche Beleg
Wir untersuchen die Existenz G-ttes als den G-tt der Geschichte. Dieser weitere Beleg für die Existenz G-ttes befasst sich diesmal nicht mit Tradition oder Philosophie. Das jüdische Volk wird als das „auserwählte Volk“ bezeichnet. Diese Auserwähltheit von G-tt erfolgte zu dem einen bestimmten Zweck, nämlich um der Tora und den Mizwot gemäß zu leben. Dadurch erschafft das jüdische Volk eine Wohnstatt für G-tt auf dieser Welt. Eine solche tiefgreifende Besprechung der jüdischen Geschichte wird zwangsläufig zum Glauben an G-tt als dem Meister der Welt führen.
Rabbiner Meir Simcha Sokolovsky schreibt in seinem Buch: „Prophezeiung und Vorsehung – Die Erfüllung der Tora – Prophezeiungen in der jüdischen Geschichte (engl., Feldheim Publications):
„Die Tora gebietet uns, vergangene Ereignisse in Erinnerung zu behalten und sie zu studieren. Das Studium der Vergangenheit wird zwangsläufig zu der Erkenntnis führen, dass die Richtung der Geschichte sorgfältig geplant worden ist und dass die Ereignisse in der jüdischen und Weltgeschichte nach einem vorgefassten Plan ablaufen. Offensichtlich müssen sowohl der Plan als auch seine Ausführung das Werk des Schöpfers sein, der die Geschichte beherrscht und ihren Kurs bestimmt.“
Er demonstriert ausführlich in seinem Buch, wie
1. die Geschichte der Juden bis zur Gegenwart in jedem Detail mit all den Prophezeiungen der Tora übereinstimmt.
2. die Geschichte der Juden unter dem alleinigen Einfluss der Naturgesetze einen anderen Weg hätte beschreiten müssen. Also kann nur ein Schöpfer, der allein die Kräfte im Universum kontrolliert, vorher bestimmt haben, was in der Zukunft geschehen würde.
3. die Ereignisse in der jüdischen Geschichte wirklich erstaunlich und außergewöhnlich sind. Außer der Tatsache, dass sie vorhergesagt wurden, sind sie Belege der einzigartigen und übernatürlichen Lenkung, welche die Juden als G-ttes auserwähltes Volk immer genossen haben.
Um der Materie gerecht zu werden, muss man das Buch lesen. Wir wollen hier aber eine kurze Übersicht geben, die den Leser hoffentlich dazu motivieren wird, das Thema gründlich zu studieren.
Bevor wir dies tun, ist es als Einleitung angebracht, Teile von Mark Twain's „Über die Juden“ zu zitieren:
„Zusammenfassend kann man sagen, dass, wenn die Statistiken recht haben, dann machen die Juden gerade einmal ein Prozent der menschlichen Rasse aus. Das legt nahe, dass sie einem schwachen Sternenstaub, der auf der Milchstrasse verloren wurde, gleichkommen. Normalerweise sollte man kaum vom Juden gehört haben. Man hat aber von ihm gehört und hat schon immer von ihm gehört. Der Jude ist auf dem Planeten so bekannt wie jedes andere Volk, und seine kommerzielle Bedeutung ist viel größer als seine kleine Menge nahe legen würde. Seine Beiträge zu den Weltlisten der Literatur, Wissenschaft, Kunst, Musik, Finanzen, Medizin und des abstrusen Lernens sind immer unproportional größer als seine schwache Anzahl nahe legen würde. Er hat einen bewundernswerten Kampf auf dieser Welt gekämpft, über alle Jahre hinweg, und hat dies mit den Händen hinter seinem Rücken festgebunden vollbracht. Er könnte eingebildet sein und würde gute Gründe dafür haben. Die ägyptische, babylonische und persische Rose füllte den Planeten mit Klang und Pracht, aber dann verblassten sie und starben aus. Die Griechen und Römer folgten und machten viel Lärm, und nun sind sie auch nicht mehr. Andere Völker sind gekommen und haben ihre Fackel eine zeitlang hochgehalten, aber dann brannte sie aus. Sie sitzen jetzt alle im Zwielicht oder sind vergangen. Der Jude hat sie alle gesehen, hat sie alle geschlagen und ist jetzt was er immer war, ohne Dekadenz, ohne Schwächung seiner Teile, eine bleibende Energie, ohne Vertrübung seines wachen und aggressiven Geistes. Alles ist sterblich außer dem Juden. Alle anderen Kräfte gehen vorüber, aber er besteht. Was ist das Geheimnis seiner Unsterblichkeit?“ (Harper’s Magazin, Juni 1899)
Eines der Prinzipien des jüdischen Glaubens ist, dass G-tt dem Menschen Prophezeiungen gibt. Wenn ein Prophet die Zukunft voraussagt und alles, was er vorhersagte, mit erstaunlicher Präzision eintrifft, dann können wir sicher sein, dass dies das Wort G-ttes war. Nirgendwo sonst wird dies so erstaunlich demonstriert wie in den fünf Büchern Moses. Es gibt insbesondere drei Passagen, in denen Moses den Kindern Israels sagt, was mit ihnen in der Zukunft passieren wird. In dem Buch „Prophezeiung und Vorsehung“ zeigt Rabbiner Solokovsky ausführlich, wie genau jede einzelne Prophezeiung war und wie sie in der jüdischen Geschichte verwirklicht wurde. In diesem Kapitel werden wir versuchen, seine Schrift zusammenzufassen.
Stellen wir uns vor, wir hätten als Reporter die Geschichte des Auszugs der Juden aus Ägypten verfolgt. Wir hätten vor Ort die zehn Plagen und das Spalten des Roten Meeres miterlebt. Danach wären wir mit dem jüdischen Volk vierzig Jahre lang gewandert und jetzt dabei, das gelobte Land zu betreten. Bei unserer Audienz und nachfolgenden Pressekonferenz hätte Moses sein Testament öffentlich gemacht, um seinen letzten Willen vor aller Welt kundzutun. Zuerst würden wir eine Segnung seines Volkes erwarten, bei der Moses viel Glück und alles Gute bei ihrer Eroberung des Landes wünscht. Danach kämen etliche Ermahnungen. Moses würde wie ein Vater seine Kinder daran erinnern, auf dem rechten Weg zu bleiben. Doch auf dieser Pressekonferenz passiert etwas ganz anderes: Moses entrollt – im Namen G-ttes – ein Dokument, in dem Detail genau alles, was diesem Volk zu stoßen wird, beschrieben ist, - und zwar vom Zeitpunkt der Landnahme, bis zum Ende der Tage. Es ist schockierend, dass Moses die nächsten dreitausend Jahre der jüdischen Geschichte nicht nur genau kennt, sondern noch dazu eine Geschichte prophezeit, die sich wie ein schlechter Alptraum anhört, - von dem keiner hofft, dass er tatsächlich passieren wird? Woher weiß ein auf der Ebene Moab’s stehender alter Mann die zukünftige Chronik dieses Volkes? Damals hätten Skeptiker Moses’ Vorhersagungen als Fantasien abgetan.
Aus heutiger Sicht aber betrachtet, traten all jene Situationen für die Juden ein. Alle Worte von Moses haben sich im Laufe der Geschichte erfüllt. Moses behielt Recht und seine Tora ist wahr. Wie aber kann so etwas möglich sein?
Es gibt nur eine Antwort: Moses war ein wahrer Prophet und hat das Wort G-ttes übermittelt. Nur der Meisterschöpfer kannte diese Geschichte unseres Volkes, und nur Er konnte den Stoff der Geschichte so weben, wie es die Vorsehung wollte, dass es passiert. Ein ehrlicher Geschichtsvergleich beweist unvermeidlich die Existenz G-ttes.
Wir wollen diese Vorhersagungen kurz besprechen, müssen aber folgendes zuvor beachten: Am Beginn seiner Existenz erlebte das jüdische Volkes die G-ttliche Vorsehung so greifbar nah, dass die G-ttliche Intervention für jeden Menschen im Alltag zu spüren war. Das ganze Volk sah klar und deutlich, dass es einen G-tt in Israel gab. Erst als die Juden begannen, vom Weg der Tora abzukommen, änderte sich die g-ttliche Führung. Sie hielt sich bedeckt – wie es in der Tora geschrieben steht (Deuteronomius 31:17): „Und mein Zorn wird gegen sie an diesem Tag aufflammen. Und ich werde sie verlassen und mein Gesicht vor ihnen verbergen.“ Als dieser Tag kam, hörte diese wunderbare offensichtliche G-ttliche Intervention in unserer Geschichte auf. Sie wurde durch eine verdeckte Intervention im menschlichen Schicksal ersetzt. Und eben dieses Verdeckt-Sein führt bei uns Menschen zu Fehlern und Zweifeln, da es manchmal so aussieht, als ob, - G-tt bewahre - der Ewige sein Volk im Stich gelassen hätte.
So begannen die zwei sich abwechselnden Manifestationen G-ttes. Manchmal war Seine Gegenwart offensichtlich, und manchmal war sie verdeckt. Dieses Wechselspiel ist tatsächlich eine typische Eigenschaft des jüdischen Kalenders und jährlichen Zyklus’. An Pessach, Schawuot und Sukkot feiern wir, dass G-tt uns aus Ägypten befreite, uns die Tora schenkte, und G-ttlichen Schutz durch die Wolken der Herrlichkeit gegeben hat. An Chanukka zünden wir die Chanukkia an, um unseren geistigen Sieg über die assimilativen Kräfte des Hellenismus zu symbolisieren. An Purim sind wir fröhlich, weil Haman’s ‚Endlösung’ vereitelt wurde.
An all diesen Tagen ist G-ttes Gegenwart für uns spürbar, und dennoch betrauern wir an Tischa BeAw die Zerstörung der beiden Tempel. An den anderen nationalen Fasttagen gedenken wir der Ereignisse, die zu dieser Zerstörung und zu den anderen Katastrophen der jüdischen Geschichte führten. Unsere Generation ist immer noch durch den Friedhof der jüdischen Geschichte, den Holocaust, benommen. Zu diesen Zeiten war G-ttes Gegenwart verdeckt. Und dennoch feiern und trauern wir gleichzeitig.
Jeder Jude weiß, dass sein Schicksal über den Naturgesetzen steht. Seine Probleme und Sorgen sind durch verdeckte Vorsehung und nicht durch bloßen Zufall entstanden. Auch alles Böse, das uns widerfährt, resultiert aus der Verwirklichung von G-ttes überlegtem Willen. Dieser Glaube ermöglicht es dem Juden, auf den Wellen des Antisemitismus zu reiten und sich über seine Feinde lustig zu machen. Der Jude weiß, dass er ewig und unsterblich ist. G-tt hat ihm versprochen (Jeremias 5:18): „Selbst in diesen verheerenden Tagen, sagt G-tt, werde ich dich nicht total erledigen“. In Levitikus (26:44) heißt es: “Ich werde sie weder zurückweisen noch verabscheuen, um sie zu vernichten“.
Nun wollen wir diese Prophezeiungen genauer analysieren. In zwei Tora-Abschnitten gibt uns Moses eine Tochacha (eine Zurechtweisung): Levitikus 26 und Deuteronomius 28. Nachmanides erklärt in seinem Bibelkommentar, dass diese zwei Abschnitte hintereinander verwirklicht wurden: Levitikus 26 durch die Zerstörung des ersten Tempels, und Deuteronomius 28 durch die Zerstörung des zweiten Tempels und des jeweils danach folgende Exils. Deuteronomius 30 beschreibt, wie das jüdische Volk schließlich seine Sünden bereut und seine Erlösung findet.
Levitikus 26:
„Und ich werde euch über die Völker verstreuen“ – das erste Exil nach Babylon.
„Und ich werde das Land verwüsten“ – die Ruinierung des Landes Israel.
„Und ich werde eure Heiligtümer verwüsten“ – die Zerstörung des ersten Tempels.
„Und ich werde nicht den Hauch eurer süßen Gerüche riechen“ – das Ende der Opfergaben im ersten Tempel.
„Dann werden dem Land seine Schabbat’s gezählt werden“ – die Dauer des ersten Exils (70 Jahre) entsprach der Anzahl der Schabbat-Jahre, die vorher nicht korrekt gehalten worden waren.
„Und du wirst das Fleisch deiner Söhne und das Fleisch deiner Töchter essen“ – eine erfüllte Prophezeiung, wie es in Jeremias’ Klageliederbuch (2:20) bei der Zerstörung des Tempels beschrieben ist.
Man kann sich fragen, wie Moses wissen konnte, dass 800 Jahre nachdem Joschua die Juden in das Land Israel geführt hatte, die Babylonier kommen würden, um den ersten Tempel zu zerstören und das Volk 70 Jahre lang im Exil zu halten. Wie wusste Moses, dass die Opfergaben und das Fleischessen aufhören würden? Nur mit kognitiver Dissonanz kann der Skeptiker verleugnen, dass dies eine Prophezeiung des Wahren G-ttes war, der die Welt erschafft, erhält und ihren Kurs bestimmt.
Deuteronomius 28:
„Und ihr werdet aus dem Land gerissen werden.“
„Eure Söhne und Töchter werden einem anderen Volk gegeben werden ... und ihr werdet euren Feinden dienen ... in Hungersnot und Durst“ – vor dem Exil.
„Der H-rr wird ein fernes Volk über euch erheben, vom Ende der Welt“ – das bezieht sich auf Rom.
„Der wie ein Adler im Sturzflug herunterkommen wird“ – das bezieht sich auf die römischen Legionen, deren Standartenträger das Zeichen des Adlers trugen.
„Und es wird all eure Tore belagern, bis eure hohen und Festungsmauern ... einstürzen“ – Das Land ist erobert, es besteht eine Belagerung und die Mauern fallen.
„Der Fremde in eurer Mitte wird höher und höher über euch steigen.“ – Dies bezieht sich auf Herodes.
„Du wirst eine Frau heiraten, und ein anderer Mann wird bei ihr liegen“ – ein römischer Befehl.
„Und G-tt wird euch vom einen Ende der Welt bis zum anderen Ende der Welt unter den Völkern verstreuen.“ – Die Juden wurden durch das Exil über die Welt verstreut.
„Und unter diesen Völkern werdet ihr keine Ruhe haben – und da wird es keine Ruhe für eure Füße geben ... und ihr werdet Nacht und Tag fürchten“ – die Situation der Juden im Exil.
„Euer Leben wird vor euch im Zweifel hängen“ – keine finanzielle Sicherheit.
„Und für die, die von euch übriggeblieben sind, werde ich Schwäche in ihr Herz schicken ... und ihr werdet nicht die Kraft haben, vor euren Feinden zu stehen.“ – die Juden können leicht unterworfen werden.
„Der Fluch jedes Tages wird den des vorhergehenden übertreffen“ – die Ereignisse werden so schnell aufeinanderfolgen, dass der Jude kaum Zeit haben wird, sich von einem Vorfall zu erholen, bevor die nächste Kalamität passiert.
„Ihr werdet von Krankheiten und Plagen, die nicht einmal in der Tora beschrieben sind, heimgesucht werden.“ – die vielen Leiden des Exils.
„Ihr werdet dort Göttern dienen ... aus Holz und Stein.“ – Das bezieht sich auf das Kreuz, den Gott des Holzes, zu dem zu konvertieren („Taufe oder Tod“) die Juden im Exil gezwungen wurden, wenn sie nicht auf hölzernen Scheiterhaufen verbrannt werden wollten. Der Islam forderte von den Juden den steinernen Gott von Mekka und Medina zu ehren.
„Ich werde das Schwert nach euch ziehen ... und ihr werdet unter den Völkern sterben, und das Land eurer Feinde wird euch verschlingen.“ – (siehe Levitikus 26:33, 38) – Erlasse bezüglich erzwungener Konvertierung und Pogrome.
„Und wenige werden dort unter den Völkern übrigbleiben, wo G-tt euch hinführen wird.“ – Tatsächlich ist es doch erstaunlich, dass die Juden nie ganz verschwunden sind, obgleich Ghettos im dunklen Mittelalter, ständige Pogrome bis hin zur Schoa, auf eine totale Vernichtung abzielten.
„Und ihr werdet Erstaunlich werden“ – die Juden werden zum ständigen Diskussionsthema aller Menschen werden.
„Ein Sprichwort und ein Inbegriff“ – Der wandernde Jude wird das Symbol des Leidens und der Unterdrückung werden.
„Und sie werden als ein Zeichen auf euch sein“. – Die Kennzeichen, die zu tragen wir gezwungen wurden, zeichneten uns als Juden aus.
Moses prophezeite die Zerstörung des zweiten Tempels und das nachfolgende Exil mit erstaunlicher Präzision. Er sprach über Ereignisse, die 1500 Jahre nach seinem Ableben eintraten. Aber Moses prophezeite auch das bis heute gelungene Überleben und Gedeihen der Juden.
„Denn ich bin G-tt, ich verändere mich nicht, deshalb seid ihr Söhne Jakobs nicht verschlungen worden“ (Malachi 3:6) – Das ewige jüdische Volk.
„Nur wenn die Sonne, Mond und Sterne verschwinden, dann wird auch das Volk Israel aufhören, eine Nation zu sein.“ (Jeremia 31:35)
Unter großer Verfolgung, Leiden und Exil blühte das Torastudium. Es gab immer Talmud-Akademien, die Toragelehrte produzierten und der nächsten Generation Tora vermittelten. Das erfüllt die Weissagung: „Denn sie, die Tora, wird nicht vom Mund ihrer Kinder vergessen werden“ (Esaias 59:20-21).
Während all dieser Begebenheiten haben die Juden den Schabbat gehalten. „Der Schabbat wird ein ewiger Bund zwischen G-tt und Israel sein.“ (Numeri 31:16).
„Es ist ein Zeichen zwischen mir und Israel.“ (Numeri 31:16)
Ist es nicht faszinierend, dass sich die anderen zwei Weltreligionen als Ruhetag den Sonntag bzw. Freitag aussuchten, und dass der Schabbat der Ruhetag der Juden geblieben ist? Wurde das nicht vorhergesagt?
Am einleuchtendsten sind die Weissagungen über das Land Israel während des Exils der Juden:
„Und eure Feinde, die im Land Israel wohnen werden, werden einsam sein.“ (Levitikus 26:32). Das Land gehört uns, selbst wenn wir im Exil sind. In unseren Gebeten sagen wir: „Wegen unserer Sünden wurden wir vom Land ins Exil verstoßen“. Wir wissen, dass das Land vor der Tempelzerstörung bevölkert und fruchtbar war, und erst nach der Tempelzerstörung ein ödes Sumpfland wurde. Während eines Besuches zum Land Israel äußerte Mark Twain sein Erstaunen darüber, dass dies das gelobte Land sein sollte, ein Land, wo Milch und Honig fließen. Die größte Menschenmenge, die zwischen dem zweiten Exil und dem Ende des Zweiten Millenniums im Land wohnte, betrug 300.000 Menschen (zur Zeit der Türken), und selbst zu dieser Zeit wurde die Bevölkerung weniger wegen der Erdbeben. Heute ist die Bevölkerung durch den Rückzug so vieler Juden zum Land Israel millionenfach angestiegen. Sumpfgebiete wurden trockengelegt und sind nun wieder grüne Weidefläche. Das beweist: Israel war ein Land, das auf die Rückkehr seines Volkes wartete.
Es ist erstaunlich, dass die einzige erhaltene Mauer des zweiten Tempels, Kotel Maarawi (die Westliche Mauer) stehen geblieben ist und nie zerstört wurde. Die Rabbiner erklärten, dass die G-ttliche Gegenwart die Mauer nie verlassen hat.
Und die Geschichte ist noch nicht vorbei. In Deuteronomius, Kapitel 30 wird die komplette Rückkehr und Erlösung des jüdischen Volkes beschrieben.
„Wenn all diese Dinge über euch herziehen werden, der Segen und der Fluch, die ich euch erläutert habe, dann werdet ihr euch dies zu Herzen nehmen unter all den Völkern, wo der Ewige euer G-tt euch hin verstreut hat. Und ihr und eure Kinder werden zu dem Ewigen eurem G-tt zurückkehren und auf Seine Stimme hören gemäß all dem, was ich euch heute befehle. Ihr und eure Kinder werdet aus vollem Herzen und aus voller Seele gehorchen. Dann wird der Ewige, euer G-tt, euch aus der Gefangenschaft befreien und Mitleid mit euch haben. Er wird euch von allen Plätzen, wohin Er euch verstreut hat, zusammensammeln. Wenn die Juden am Himmelsrand sind, dann wird er euch von dort einsammeln. Der Ewige, euer G-tt, wird euch zu dem Land bringen, das eure Vorväter besaßen. Ihr werdet es besitzen. Er wird gut zu euch sein und euch mehr vermehren als eure Vorväter. Der Ewige euer G-tt wird euer Herz sowie das Herz eurer Kinder beschneiden, damit ihr Ihn aus vollem Herzen und voller Seele liebt, damit ihr leben werdet.“
„Der Ewige euer G-tt wird eure Feinde und alle, die euch hassen und euch verfolgen, mit all diesen Flüchen heimsuchen. Ihr sollt zurückkehren und dem Ewigen, eurem G-tt, folgen und alle die Gebote, die Er euch heute befiehlt, befolgen. G-tt wird euch in all eurem Tun, der Frucht eures Leibes, der Frucht eurer Tiere und der Frucht eures Landes, zum Guten erfolgreich machen. Wenn ihr auf den Ewigen hören werdet, um Seine Gebote zu befolgen, die in diesem Buch der Tora geschrieben stehen, wird Er zu euch zurückkommen, um sich über euch zu freuen, so wie Er sich über eure Vorväter gefreut hat.“
„Denn dieses Gebot, das ich euch heute aufgebe, ist nicht vor euch verborgen und nicht fern. Es ist nicht im Himmel, so dass die Juden sagen müssten: ‚Wer kann für uns zum Himmel aufsteigen und es für uns herunterholen, so dass wir es hören und befolgen können’. Es ist euch nicht hinter dem Meer gelegen, so dass man sagen würde: ‚Wer kann für uns über der Meer segeln, um es für uns zu holen, so dass wir es hören und befolgen können.’ Im Gegenteil: Es ist für euch alles sehr nah, nämlich in eurem Mund und in eurem Herzen, um es zu befolgen.“
„Seht, heute habe ich vor euch das Leben und das Gute gelegt sowie den Tod und das Böse. Alles, was ich euch heute befohlen habe ist, den Ewigen euren G-tt zu lieben und auf seinen Wegen zu gehen und seine Gebote, Erlasse und Verordnungen zu erfüllen. Dann werdet ihr leben und Kinder haben, und der Ewige euer G-tt wird euch im Land segnen, in das ihr kommen werdet, um es zu besitzen. Aber wenn euer Herz abweicht und ihr nicht hören wollt, sondern euch irreführen lasst, und ihr euch vor fremden Göttern verbeugt und ihnen dient, dann sage ich euch heute schon, dass ihr ganz sicherlich verloren sein werdet. Ihr werdet nicht eure Tage in dem Land, das ihr nun nach der Jordanüberquerung betreten und besitzen werdet, verlängern. Ich rufe nun den Himmel und die Erde als Zeugen gegen euch auf. Ich habe Leben und Tod, Segen und Fluch vor Euch gelegt. Und ihr sollt das Leben wählen, damit ihr leben werdet, ihr und eure Kinder, um den Ewigen, euren G-tt, zu lieben, auf Seine Stimme zu hören und ihm treu zu bleiben. Denn Er ist euer Leben und die Länge eurer Tage, um im Land zu leben, das Er euren Vorvätern Abraham, Isaak und Jakob versprochen hat, um es ihnen zu geben.“
Im Talmud gibt es sehr viele erstaunliche Weissagungen bezüglich des Endes der Tage. Sie sind für den deutschen Leser übersetzt worden. Wir verweisen hier auf das Buch „Moschiach“ von Rabbiner Schochet. Siehe auch Kapitel 12 unten.
Zusammenfassung
In diesem Kapitel haben wir die Existenz G-ttes belegt, durch:
1. Bezeugung der Offenbarung am Berg Sinai
2. philosophische Belege
3. Erörterung der Erfüllung prophetischer Bibelpassagen.
Der Talmud bezeichnet die Juden als „Gläubige, die Kinder von Gläubigen sind“. Es ist fast so, als wäre Glaube erblich. Tatsächlich stammt natürlicher Glaube vom innersten Kern der jüdischen Seele. Job beschreibt die Seele als „ein Teil des G-ttlichen“. Der einfache Glaube des Juden kommt daher, was er als den Ursprung seiner Seele – als seine Quintessenz – wahrnimmt. Diese Quintessenz kann oftmals durch die Unempfindsamkeiten und Nachgiebigkeiten des Körpers verdeckt werden. Der essentielle Punkt bleibt jedoch unangetastet. Der Jude spürt zu jenen besonderen Zeiten, wenn die Seele hervorscheint, seinen wahren Ursprung.
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