XV. In der Woche von Paraschat Lech Lecha leben wir jeden Tag mit unserem Vater Awraham, der als erster den Kanal von Mesirat Nefesch geöffnet hat.1 Diese Eigenschaft hat er als Erbe an alle Juden aller Generationen weitergegeben. Selbst Konvertiten zum Judentum haben Anteil an diesem Erbe, denn auch sie sind mit Awraham verwandt: Sie werden als „Kinder Awrahams“ bezeichnet. Jizchak und Jaakow sind nur mit ihren direkten Nachkommen verwandt, aber Awraham ist auch mit den Konvertiten verwandt.
Der Rambam schreibt in einem bekannten Responsum2 (das sich auf den Jerusalemer Talmud3 stützt), dass auch Konvertiten den liturgischen Satz „(G-tt) unserer Väter“ rezitieren dürfen, weil unser Vater Awraham auch der Vater aller Konvertiten ist.
Wenn also Awraham die Eigenschaft von Mesirat Nefesch als Erbe an alle Juden weitergegeben hat, sind auch die Konvertiten zum Judentum eingeschlossen, und auch sie müssen Tora und Mizwot mit voller Kraft befolgen, auch wenn dies Mesirat Nefesch beinhaltet.4
Die Woche, die auf Lech Lecha folgt, ist sicherlich eine fröhliche Woche, denn ihre Parascha (Wajera) spricht von Awraham, nachdem er das äußerst wichtige Gebot der Beschneidung erfüllt hatte.
Der Rebbe, mein Schwiegervater, sagte an Simchat Tora 5710,5 dass unser Vater Awraham im Alter von 70 Jahren ein „Beherrscher“ war, in voller Kontrolle über sein Verhalten, mit einem „Intellekt jenseits des Begreifens.“6 Und all das war schon vor Lech Lecha so, d. h. vor dem Befehl, „wegzuziehen“, also vor seiner Beschneidung. Wir können uns also vorstellen, welche erhabene Ebene Awraham durch das spätere Gebot der Beschneidung erreichte.
Das Gebot der Beschneidung ist mit der Geburt verbunden. Alles, was Awraham erreicht hatte, bevor er das Gebot der Beschneidung erhielt, ist mit der Natur geschaffener Wesen verbunden und steht mit ihr in Zusammenhang; daher konnte er es durch seine eigene (geistige) Kraft erreichen. Das Gebot der Beschneidung hingegen ist etwas von Oben Gegebenes. So heißt es, dass die Beschneidung Awrahams die Himmlische Beschneidung7 widerspiegelt, auf die in der Passage „Und der Ewige, dein G-tt, wird dein Herz beschneiden“8 Bezug genommen wird.
Das Gleiche gilt allgemein: Durch die Mizwa der Beschneidung ruft man höchst erhabene Orot (Lichter, Ausstrahlungen) hervor, die die Schöpfung und die Ordnung ihrer weiteren Fortentwicklung gänzlich überragen.9
In diesem Sinne ist die Beschneidung mit der Geburt verbunden, denn die Geburt ist per Definition etwas Neues und eine physische Manifestation der Macht der Unendlichkeit (Ejn Sof), wie in Chassidut erklärt wird.10
Daher muss diese Woche (von Paraschat Wajera) eine glückliche Woche sein, und auch die folgenden Wochen müssen glückliche sein – analog zu dem Kommentar des Rebben,11 dass an Simchat Tora der allgemeine Makif (der umfassende Segensfluss) ausgeht, der alle umfassenden Segensflüsse des ganzen Monats Tischrej zusammenfasst, und von Simchat Tora geht er auf das ganze folgende Jahr aus.12
(Adaptiert aus einer Sicha gehalten am Schabbat Paraschat Lech Lecha 5711)
Diskutieren Sie mit