Das Gebot, zu Chanukka Lichter anzuzünden, erinnert auch an eine andere Gelegenheit bei der wir Kerzen zünden, nämlich die Lichter des Schabbat.

Mindestens einmal – und manchmal sogar zweimal – ist zu Chanukka auch gleichzeitig Schabbat und wir zünden beide Lichter an, die von Chanukka und die von Schabbat.

Heute sind wir gewohnt, dass kaum jemand in die Verlegenheit kommt, keine Kerzen kaufen zu können. Es sollte in der Regel keine Schwierigkeit sein, sowohl Lichter für Schabbat als auch für Chanukka zu Hause zu haben. Doch tatsächlich haben sich unsere Gelehrten auch für so einen Fall Gedanken gemacht. Was tut jemand, der aus irgendeinem Grund nur eine einzige Kerze auftreiben kann? Soll sie für Schabbat oder soll sie für Chanukka verwendet werden?

In der Gesetzessammlung des berühmten mittelalterlichen Philosophen Maimonides finden wir im Kapitel über Chanukka die Antwort: Zuerst kommt das »Licht des Hauses«, also die Schabbatkerzen, erst dann kommen die Chanukkakerzen.

Der Lubawitscher Rebbe hat diese Erklärung genauer unter die Lupe genommen und gezeigt, dass da mehr dahinter steht, als bloß eine technische Anweisung für ein im Alltag eher seltenes Problem. Es geht bei dieser Rangordnung nämlich auch um die tiefere Bedeutung der jeweiligen Lichter. Die Schabbatkerzen, das Licht des Hauses, symbolisieren den Frieden im Haus. Die Chanukkalichter hingegen, die wir entzünden in Erinnerung daran, dass das jüdische Volk wieder unbehelligt seine Tradition wahren konnte, stehen für Frieden in der Öffentlichkeit. Darum stellen wir unsere Chanukkalichter auch immer so auf, dass sie möglichst gut von anderen gesehen werden – entweder im Fenster, oder bei der Tür. Chanukkalichter sollen in der Öffentlichkeit erstrahlen.

Was lernen wir aus dem Notfall?

Was lernen wir nun daraus, dass im Notfall die Schabbatkerzen Vorrang haben? Diese Regelung enthält eine tiefe geistige Wahrheit: Der Frieden im Haus ist Voraussetzung für den Frieden in der Öffentlichkeit. Wer mit sich selbst und mit seinem Haus nicht in Frieden lebt, wird kaum in der Lage sein, nach außen als Friedensstifter aufzutreten.

Aber ebensowenig können wir uns in den häuslichen Bereich zurückziehen und so tun, als ginge uns das öffentliche Leben nicht an. Letztlich brauchen wir beides, so wie wir auch beide Verpflichtungen haben – die zu Schabbatkerzen und die zum Chanukkalicht.