Anmerkung des Herausgebers: Es folgt eine freie Übersetzung eines öffentlichen Briefes, den der Rebbe schrieb und in dem er anleitete, die Jahrzeit (Jahrestag des Todes) seines Schwiegervaters und Vorgängers, Rebbe Rajaz - Rabbi Josef Jizchak Schneersohn von Lubawitsch, zu beobachten. Dementsprechend werden diese Bräuche nun auch an der Jahrzeit des Rebben, am Dritten Tammus, eingehalten).


Mit G-ttes Gnaden
Rosch Chodesh Schwat, 57111
Brooklyn, New York

An die Mitglieder unserer Gemeinschaft, die Temimim2, und an alle, die mit meinem verehrten Schwiegervater, dem heiligen Rebben, in seliger Erinnerung verbunden sind oder in irgendeiner Weise mit ihm in Verbindung stehen,

G-tt segne Sie alle.

Grüße und Segenswünsche:

Als Antwort auf die vielen Bitten um einen detaillierten Ablauf für den bevorstehenden Zehnten Schewat, Jahrzeit meines verehrten Schwiegervaters, des Rebben, harejni kaparat mischkawo3, schlage ich hiermit Folgendes vor4:

Am Schabbat vor der Jahrzeit sollte jeder versuchen, eine Alija bei der Tora zu erhalten.

Wenn es nicht genügend Alijot gibt, sollte die Tora mehrmals in verschiedenen Räumen gelesen werden. Die Anzahl der Alijot pro Lesung sollte jedoch nicht erhöht werden5.

Derjenige, der mit Maftir6 geehrt wird, der mit größtem Respekt der Gemeinde - sollte von der Mehrheit bestimmt werden - sein; alternativ kann die Wahl auch durch das Los entschieden werden.

Die Gemeinde sollte jemanden wählen, der die Gebete am Tag der Jahrzeit leitet. Es ist angemessen, die Ehre zu teilen und eine Person für die Leitung des Abendg-ttesdienstes (Maariw), eine zweite Person für die Leitung des Morgeng-ttesdienstes (Schacharit) und eine dritte Person für den Nachmittagsg-ttesdienst (Mincha) zu wählen. Auf diese Weise wird eine größere Anzahl von Gemeindemitgliedern das Privileg haben.

Es sollte eine jahrzeitliche Kerze angezündet werden, die die gesamten vierundzwanzig Stunden brennt. Wenn möglich, sollte die Kerze aus Bienenwachs7 sein.

Während des gesamten G-ttesdienstes sollten fünf Kerzen angezündet werden8.

Nach jedem Gebet (im Morgeng-ttesdienst - im Anschluss an das Lesen der Psalmen) sollte derjenige, der die Gebete leitet, die folgenden Auszüge aus der Mischna studieren (oder zumindest das Studium abschließen): Kapitel 24 von Kellim und Kapitel 7 von Mikwaot. Dann sollte er die Mischna "Rabbi Chananja ben Akaschja..." rezitieren, gefolgt von ein paar Zeilen Tanja9 und Kaddisch deRabbanan.

Nach Maariw sollte aus dem Gedächtnis ein Teil der Abhandlung (Maamar) mit dem Titel Bassi LeGani rezitiert werden, den der Rebbe für den Tag seines Todes freigegeben hat. Wenn es niemanden gibt, der dies aus dem Gedächtnis tut, sollte es Text-basiert studiert werden. Dies sollte nach Schacharit fortgesetzt werden, und die Abahndlung sollte nach Mincha abgeschlossen werden.

Vor Schacharit sollte ein Kapitel von Tanja studiert werden. Dies sollte auch nach Mincha geschehen.

Am Morgen, vor dem Gebet, sollte Spenden für Anliegen gegeben werden, die im Zusammenhang mit unserem Nassi – meinem verehrten Schwiegervater, im heiligen Andenken, stehen. Die Spenden sollten im eigenen Namen und im Namen jedes einzelnen Familienmitglieds erfolgen. Dasselbe sollte vor Mincha getan werden.

Nach Schacharit und der Rezitation des Maamars sollte jeder Einzelne ein Pidjon-Nefesch10 lesen. (Es versteht sich von selbst, dass während der Lesung ein Gartl11 getragen werden sollte.) Diejenigen, die das Privileg hatten, vom Rebben in Jechidut12 empfangen zu werden oder zumindest sein Gesicht zu sehen, sollten sie - während sie den Pidjon-Nefesch lesen - sich selbst vorstellen, als stehen sie vor ihm. Das Pidjon-Nefesch sollte dann zwischen die Seiten eines Ma’amars oder einer anderen Broshüre mit den Lehren des Rebben gelegt und, wenn möglich noch am selben Tag, zur Vorlesung an seine Ruhestätte geschickt werden.

Im Laufe des Tages sollte man die Kapitel der Mischna studieren, die mit den Buchstaben des Namens des Rebben beginnen.

Im Laufe des Tages sollte man an einer chassidischen Versammlung (Farbrengen) teilnehmen.

Im Laufe des Tages sollte man sich Zeit nehmen, in der man seiner Familie über den Rebben und über die spirituellen Aufgaben, an denen er sein ganzes Leben lang gearbeitet hat, erzählen kann.

Im Laufe des Tages sollten Menschen (die dafür geeignet sind) in Synagogen und Lehrhäusern in ihren Städten sprechen und ein Vort oder ein Ausschnitt aus den Lehren des Rebben zitieren. Sie sollten erklären, wie er jeden Juden geliebt hat. Sie sollten die von ihm eingeführte Praxis bekannt machen und erklären, jeden Tag Psalmen zu rezitieren, den täglichen Teil des Chumasch mit dem Kommentar von Raschi zu studieren und (für eine angemessene Zuhörerschaft) Tanja zu studieren, wie er sie in tägliche Lesungen über das ganze Jahr hinweg aufteilte. Wenn möglich, sollte dies alles im Laufe eines Farbrengens erfolgen.

Im Laufe des Tages sollten Menschen (die damit verbunden sind) Zentren für einhaltende Jugendliche besuchen - und sich in allen erdenkbaren Wegen des Friedens, auch Zentren für die noch nicht einhaltende Jugendlichen zu besuchen -, um ihnen die große Liebe zu erklären, die der Rebbe für sie empfand. Diesen Menschen sollte erklärt werden, was der Rebbe von ihnen erwartete, welche Hoffnung er auf sie setzte und welches Vertrauen er in sie setzte, dass sie letztlich ihre Aufgabe, das Judentum zu stärken und das Studium der Tora zu verbreiten, mit all der Energie, Wärme und Vitalität erfüllen würden, die die Jugend auszeichnet.

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Wenn es die vorherrschenden Bedingungen erlauben, sollten alle oben genannten Maßnahmen natürlich auch in den Tagen nach der Jahrzeit und insbesondere am folgenden Schabbat fortgesetzt werden.

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Möge G-tt das Kommen unseres Erlösers beschleunigen, und dann "Diejenigen, die in dem Staub wohnen, werden erwachen und sich freuen”.13 Und unser Nassi, dessen Jahrzeit14 wir gedenken, wird uns unter ihnen wundersame Nachrichten geben und uns auf dem Weg führen, der zum Haus G-ttes hinaufführt.

[Unterzeichnet:] Menachem Mendel Schneerson