„Und es soll für euch ein ewiges Gebot sein: Am zehnten Tag des siebten Monats sollt ihr eure Seele kasteien“ (16:29).

Frage: Soll jemand, der am Jom Kippur essen muss, vorher den Kiddusch sprechen?

Antwort: Nach der Halacha (Schulchan Aruch, Orach Chaim 618:10) braucht ein Kranker, der am Jom Kippur essen muss, nicht den Kiddusch zu rezitieren, wohl aber Berachot und Birchat Hamason (den Segen nach der Mahlzeit, einschließlich Ja’ale Wejawo) über seinen Speisen.

Als der berühmte Torahgelehrte Rabbi Awraham von Satschetschaw fünf Jahre alt war, wies sein Vater nach dem Schacharit am Jom Kippur ihn an, nach Hause zu gehen und etwas zu essen. Als der Knabe in die Synagoge zurückkehrte, fragte ihn der Vater: „Awremele, hast du an den Kiddusch gedacht?“ Sein Sohn antwortete: „Ich habe den Kiddusch nicht gesprochen.“ Der Vater fragte nach dem Grund, und das kleine Genie erwiderte: „Weil ein Minderjähriger überhaupt keine Mizwa befolgen muss. Er befolgt sie nur aus Chinuch (um zu üben) und sich auf die Zeit nach der Bar Mizwa vorzubereiten, wo er die Mizwot einhalten muss. Darum spreche ich jeden Schabbat den Kiddusch, damit ich mich daran gewöhne, das Schabbatmahl nicht vorher zu essen. Wenn ich älter werde, hoffe ich aber, am Jom Kippur zu fasten, und darum gibt es keinen Grund für mich, heute als Minderjähriger den Kiddusch zu sprechen.“