Alle wissen, dass der Kompass ein Instrument mit einer magnetischen Nadel ist, die an eine Achse montiert ist, so dass sie sich frei drehen kann. Die Nadel deutet immer in Richtung des (magnetischen) Nord- oder Südpols. Wenn sich jemand ohne Kompass im Wald oder in der Wüste verirrt, könnte er sich im Kreis bewegen, ohne jemals seinen Weg hinaus zu finden. Mit einem Kompass wird er hingegen in die Richtung gehen, die zum Ziel führt.

Vor ungefähr 1.000 Jahren, bevor der Kompass entdeckt wurde, navigierten Schiffe bei Tag nach der Sonne und bei Nacht nach den Sternen. Wenn der Himmel bedeckt war und es keine Landmarken gab, war die Navigation unmöglich. Der Mensch ist nicht mit der Gabe geboren, seinen Weg ohne externe Hinweise, die ihn leiten, zu finden. Um ihren Weg zu finden, braucht eine Person eine vollständige Adresse: Strassenname, Nummer und andere Hinweise. In der Tierwelt hingegen sind diese Hinweise nicht notwendig; Tieren wurde ein besonderer Orientierungssinn gegeben.

Nehmen wir zum Beispiel die Schwalbe.

Man sagt: "Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer". Aber sie bringt uns doch die Glücksbotschaft, dass der Frühling da ist, und dass viele andere Schwalben bald den warmen Sommer mit uns verbringen werden. Einige Schwalben reisen bis zu 16.000 Kilometer während ihrer jährlichen Vogelwanderungen. Eine Schwalbe, die im Sommer in New York ist, kann den ganzen Weg bis nach Sao Paolo in Brasilien fliegen, um den Winter dort zu verbringen. Wenn sie im Frühling nach Nordamerika zurückkehrt, wird die "New Yorker" Schwalbe nicht nach Newark oder New Jersey fliegen; und beim Rückweg in den Süden auch nicht in Buenos Aires landen. Sie wird beständig zu ihrem Platz, meist auch zu ihrem angestammten Nest, Dach, Baum oder Vogelhaus zurückkehren.

Zoologen haben diverse Experimente durchgeführt, um herauszufinden, wie diese Vögel ihren Weg finden - ohne Kompass. Bei einem der zahlreichen Experimente hat man Eier von migrierenden Vögeln ausgebrütet und von ihrem Schwarm entfernt.

Ungefähr ein Monat nachdem alle Vögel ihrer Gattung in wärmere Gefilde aufbrachen, wurden die jungen Vögel freigelassen. Zur Identifikation hat man sie gekennzeichnet. Tatsächlich machten sie sich auf den selben Weg wie der Rest der Vogelkolonie. Und das, obwohl keiner ihnen jemals den Weg geflogen war.

Zoologen sind nach wie vor perplex angesichts dieses mysteriösen Sinnes der migrierenden Vögel.

Durch die Experimente und Beobachtungen der Forscher, Wissenschaftler und Vogelbeobachter konnten diese nur die Angewohnheiten der Vögel erforschen, also die Zeitspanne ihrer Abreise und Ankunft, die Route die sie nahmen, die Dauer ihrer Reisen und die Geschwindigkeit ihres Fliegens. Doch die Frage, wie die Vögel ihren Weg von deren nördlichen zur südlichen Heimat finden, verwirrt die Wissenschaftler immer noch.

Dies ist mit Sicherheit eines der größten Wunder der Natur. Dazu kann man nur sagen: "Wie wunderbar sind die Wege G-ttes". Unsere heiligen Schriften (vor allem das Buch der Psalmen, Hiob und andere) machen uns an verschiedenen Stellen auf die Wunder der Natur und ihren ehrführchtigen Einflüsse aufmerksam. Wäre es möglich, dass G-tt einer kleinen Kreatur, wie einem Vogel, einen "internen Kompass" schenkte, während Er die auserlesendste Kreatur - den Menschen - ohne Orientierungssinn und Anleitung, den richtigen Weg zu finden, auf die Welt brachte?!

Die Wahrheit ist, dass G-tt uns den besten und großartigsten "Leitfaden" zur Verfügung stellt, und zwar die Tora.

Tora bedeutet Anleitung. Sie ist unsere richtige Führung im Leben. Ohne die Tora wären wir hilflos, unentschlossen und komplett verloren. Die Tora ist unser perfekter "Kompass".

So wie Vögel von starkem Sonnenlicht angelockt werden, so lockt uns Juden auch das Licht an, das Licht der Tora. Nicht umsonst wird unsere Heilige Schrift auch so genannt: Tora Or.

Der Unterschied allerdings ist, dass bei Vögeln ihr Kompass und ihre Lichtempfindlichkeit natürliche Eigenschaften sind. Instinkte, die sie dazu bringen, gemäß der Regeln der Natur zu agieren.

Regeln, die G-tt in ihnen geschaffen hat, und die nicht verändert werden können. Im Gegensatz zu den Tieren hat G-tt uns ein Intellekt und den Willen gegeben, frei und nicht zwanghaft zu handeln.

G-tt möchte, dass wir den richtigen Weg wählen, den Weg des wahren Lichts und Lebens, aus freiem Willen.