3:1 Ein Kli Rischon
Wenn es auf dem Feuer steht
a) Wie oben angemerkt, darf selbst vollkommen gekochtes Essen1 nicht in ein Kli Rischon, das auf dem Feuer steht, gelegt werden, denn: „es sieht so aus, als ob wir kochen würden“.
b) Wir dürfen Essen von einem auf dem Feuer stehenden Topf in einen anderen, auf dem Feuer stehenden Topf transferieren, wenn z.B. der Tscholent mehr Flüssigkeit benötigt. Dazu nehmen wir den Schabbat-Kessel vom Feuer und halten ihn unter den Wasserhahn, um heißes Wasser zuzugeben2
c) Wir dürfen nicht völlig gekochtes auf dem Blech stehendes Essen rühren oder ausschenken. Der Topf sollte lieber vom Herd genommen werden, um danach das Essen zu servieren.3 Inwieweit der Topf wieder auf das Blech zurückgestellt werden darf, wird weiter unten in Kapitel 7 behandelt.
d) Wenn man den Inhalt eines Topfes, der auf dem Blech steht, sehen möchte, siehe Abschnitt 5:2.
3:2 Wenn wir Essen auf ein Kli Rischon, das auf dem Blech steht, legen möchten.
Die folgenden Lebensmittel dürfen wir auf ein Kli Rischon legen, obwohl es auf dem Feuer steht:4
a) Jedes völlig gekochte, feste Lebensmittel, das entweder heiß oder kalt ist, wie z.B. kaltes Fleisch5, Kartoffeln, Kugel oder Challot6, dürfen wir auf einen Topf auf dem Blech legen.7
N.B. Wenn Fleisch auf einen parwe Kessel gelegt wird, müssen wir darauf achten, dass das Fleisch auf einem Teller liegt, so dass es nicht in Kontakt mit dem Kessel kommt.
b) Eine Flüssigkeit, die ganz gekocht worden und abgekühlt ist, aber immer noch warm/heiß ist (aber nicht mehr Jad Soledet Bo). Sie unterliegt nicht den Bischul Gesetzen — siehe Abschnitt 2:8. Eine kalte Flüssigkeit darf nicht auf einen Topf gestellt werden.
3:3 Ein Kli Rischon, das vom Feuer genommen worden ist
Wenn man ein Kli Rischon vom Feuer nimmt, sollte man darauf achten:
a) das Kli nicht mit einem feuchten Tuch festzuhalten;
b) das heiße Kli nicht auf einer nassen Oberfläche, dem Ausguss oder einem feuchten Tuch abzustellen. Idealerweise sollte es auf einer trockenen Oberfläche auf eine hitzebeständige Matte gestellt werden.
Ein Kli Rischon, das vom Feuer genommen worden ist8, hat immer noch die Energie eines Kli Rischon und kann immer noch rohes Essen kochen. Daher dürfen:
a) ungekochte Lebensmittel
b) kalte Getränke9 (gekocht oder nicht gekocht)
c) lösliche feste Lebensmittel wie z.B. Zucker, Salz,
d) gebackenes Essen, wie z.B. Brot, Mazza
nicht in ein Kli Rischon gelegt werden, selbst wenn es vom Feuer genommen worden ist.
Wenn wir die Regel des Ejn Bischul Achar Bischul befolgen, dann darf:
a) kaltes, trockenes, vorgekochtes, festes Essen und
b) warme, vorgekochte Flüssigkeiten
in ein Kli Rischon gegeben werden, das vom Feuer genommen worden ist.10
Es wurde bereits erklärt, dass wir kein Lebensmittel, das auf dem Feuer steht, rühren dürfen. Ist jedoch der Topf vom Feuer genommen worden, dürfen wir den Inhalt selbst vom Boden des Topfes ausschenken, solange das Essen ganz durchgekocht ist.11
N.B. Wenn ein Kli Rischon ausgelehrt worden ist, weil z.B. der Rest der Hühnersuppe in den Ausguss geschüttet wurde, dann müssen wir darauf achten, nicht eine kleine Wassermenge zum Spülen in den Topf zu schütten, da es das Wasser zum Kochen bringen würde. Damit die Flüssigkeit auf keinen Fall Jad Soledet Bo erreicht, darf aber viel Wasser in den Topf geschüttet werden.12
3:4 Irui Kli Rischon
Die Regel des Irui ist, dass Irui Mewaschel Kedei Klipa, d.h. wenn von einem Kli Rischon geschüttet wird, die äußere Schicht des Essens, auf die wir schütten, gekocht werden kann. Daher ist Irui Kli Rischon untersagt, wenn es:
a) auf ungekochte feste Substanzen,
b) auf Flüssigkeiten,
13 z.B. Wasser von einem Schabbat-Kessel darf man nicht direkt in eine kleine Menge kalter Milch in einer Tasse schütten;14
c) auf kalte, vorgekochte lösliche Substanzen geschüttet wird. Daher darf Wasser nicht direkt vom Kessel auf Schnellkaffee, Schnelltee, Schnellsuppe, Kakao, Zucker usw. geschüttet werden, da einige Tora-Gelehrte lösliche Substanzen — wenn sie einmal aufgelöst sind — als abgekühlte Flüssigkeiten ansehen;15 und
d) auf gebackene Lebensmittel schüttet.
Wenn wir wieder den Regeln des Ejn Bischul Achar Bischul folgen, dürfen wir Irui von einem Kli Rischon in den folgenden Fällen durchführen:
a) kalte, vorgekochte Substanzen, wie z.B. heiße Sosse auf ein kaltes, vorgekochtes Stück Fleisch schütten,
b) warme, vorgekochte Flüssigkeiten. Wurde Suppe serviert und ist die Suppe im Suppenteller zwar noch warm, aber nicht mehr so heiß, wie wir sie gern hätten, dann dürfen wir heiße Suppe von einem Kli Rischon durch Irui zugeben.16, 17
N.B. Es soll hier angemerkt werden, dass heißes Wasser, das aus einem Wasserhahn fließt, als Irui Kli Rischon angesehen wird, da die heiße Wasserleitung mit dem Boiler verbunden ist, der ein Kli Rischon ist. Das Benutzen von Heißwassersystemen wird später behandelt. Bekanntlich darf am Schabbat kein heißes Wasser von der Wasserleitung genutzt werden, da es selbst den vor Schabbat ausgestellten Boiler aktiviert. Heißes Wasser aus dem Wasserhahn ist immer noch als Kli Rischon zu betrachten.18
3:5 Dawar Gusch
a) Die Poskim sind sich bezüglich des Status eines Dawar Gusch nicht einig. Einige Poskim behandeln ein Dawar Gusch jedes andere Essen und mit all den relevanten Dinim eines Kli Rischon, Scheni, Schlischi, die sich auf das Dawar Gusch beziehen. Andere Poskim sind strenger. Sie sagen, dass, da das Dawar Gusch die Hitze beibehält, es immer noch als Kli Rischon betrachtet werden muss, wenn es in ein Kli Scheni transferiert worden ist.
Praktisch gesehen dürfen wir uns auf die gemäßigte Meinung verlassen. Jedoch steht in der Mischna Brura, dass wir der strengeren Meinung folgen sollen;19 z.B. darf entsprechend der strengeren Meinung keine Mayonnaise auf eine heiße Kartoffel gegeben werden.
b) Manchen Poskim sagen, dass vorgekochte Flüssigkeiten, selbst wenn sie, wie z.B. Ketchup ganz abgekühlt sind, auf ein Dawar Gusch in einem Kli Schlischi gegeben werden dürfen. So können Butter oder Margarine auf eine heiße Kartoffel oder Maiskolbe in einem Kli Schlischi gegeben werden.20 Andere Poskim sind diesbezüglich strenger.
c) Vorgekochtes Salz darf man auf ein Dawar Gusch in einem Kli Scheni unter der Bedingung geben, dass das Salz sich nicht auflöst.21
d) Selbst nach der strengsten Meinung hat ein Dawar Gusch den Status eines Kli Rischon nur, wenn es alleine auf einem Teller liegt. Dagegen hat ein in der Suppe befindliches Dawar Gusch denselben Status wie die Suppe.22
e) Ein heißes Dawar Gusch darf nicht aus einem Kli Rischon genommen und in eine kühle Flüssigkeit gegeben werden — selbst wenn es in eine große Menge Flüssigkeit kommt, wie z.B. keine heiße Kartoffel in kaltes Wasser gelegt werden darf.23 o ist es untersagt, ein heißes, hartgekochtes Ei in einem Topf mit kaltem Wasser abzukühlen.24
f) Wir dürfen kein heißes Dawar Gusch auf kalte, ungekochte Flüssigkeiten legen; z.B. keine heiße Kartoffel auf einen Teller mit etwas Öl.25
3:6 Kli Scheni
Wenn wir die Dinim eines Kli Scheni besprechen, dann müssen wir zwischen einem kochend heißen Kli Scheni und einem nicht kochend heißen Kli Scheni unterscheiden, wobei das Letztere immer noch Jad Soledet Bo ist. Zuerst lernen wir etwas über die Dinim eines Kli Scheni, - einem nicht mehr kochend heißem Jad Soledet Bo.
Obwohl ein Kli Scheni nicht dasselbe Kochvermögen wie ein Kli Rischon besitzt und kein Keschei Bischul kochen kann, kann es dennoch Lebensmittel kochen, die leicht gekocht werden können — Kalei Bischul (siehe Abschnitt 2.7). Da wir uns nicht sicher sind, welche Lebensmittel als Keschei und Kalei Bischul angesehen werden können — erachten wir im Alltag alle Lebensmittel als Kalei Bischul außer Wasser, Öl und andere Flüssigkeiten26, die auf jeden Fall Keschei Bischul sind und nicht in einem Kli Scheni gekocht werden.
Daher resultiert die Halacha, dass alle ungekochten festen Substanzen, außer den als Keschei Bischul bekannten, nicht in ein Kli Scheni gelegt werden dürfen.
In dieses Verbot ist Gebäck eingeschlossen, das nicht in ein Kli Scheni gelegt werden darf, denn Jesch Bischul Achar Afija-Gebäck wird als Kalei Bischul angesehen und darf daher nicht in ein Kli Scheni gelegt werden. Es ist z.B. untersagt, Plätzchen in eine Tasse Tee in einem Kli Scheni, oder Mazza oder Brot in heiße Suppe in einem Kli Scheni zu tunken. (Die Dinim einer Kelle werden später behandelt.)
Die folgenden Dinge dürfen in ein Kli Scheni gegeben werden:
a) Flüssigkeiten, z.B. Wasser oder Milch dürfen zu einem Kli Scheni hinzugefügt werden. Das gilt auch, wenn nur eine kleine Menge Flüssigkeit hinzugefügt wird27.
b) Trockene, vorgekochte Substanzen dürfen zu einem Kli Scheni hinzugefügt werden.
c) „Tawlin“. Im Allgemeinen werden Tawlin als Gewürze definiert, die das Essen geschmackvoller machen. Darin eingeschlossen sind Zwiebeln und Knoblauch.28 Chasal haben es gestattet, Tawlin zu einem heißen Kli Scheni hinzuzufügen29.
d) Tee. Obwohl Teeblätter als Tawlin angesehen werden können, ist der allgemein angenommene Brauch, nur ein Kli Schlischi zu benutzen, wenn wir Tee kochen. Kräutertees müssen auch in einem Kli Schlischi gemacht werden.30
e) Zucker. Zucker können wir als Tawlin ansehen und in ein Kli Scheni geben.31 Allerdings darf kein heißes Wasser von einem Kli Rischon auf Zucker geschüttet werden.32
f) Kaffee und Kakao. Kaffee und Kakao werden nicht als Tawlin betrachtet und dürfen nicht in ein Kli Scheni gegeben werden.33
g) Schnellkaffee und -tee. Es gibt rabbinische Autoritäten, die es gestatten, dass Schnellkaffee und -tee einem Kli Scheni hinzu zu fügen, wobei aber nur ein Kli Schlischi benutzt werden darf.34 Es soll hier angemerkt werden, dass es selbst der gemäßigten Meinung entsprechend untersagt ist, direkt von einem Kli Rischon heißes Wasser auf granules zu schütten. Daher soll zuerst das Wasser hinein geschüttet und dann der Kaffee hinzugefügt werden.
h) Salz. Der Alter Rebbe hat gepaskened, dass Salz nicht zu einem Kli Scheni, sondern zu einem Kli Schlischi hinzu gefügt werden darf.35
3:7 Ein sehr heißes Kli Scheni
Bislang haben wir besprochen, dass wir in ein Kli Scheni, das Jad Soledet Bo ist, Lebensmittel legen.
Manche Poskim meinen jedoch, dass bei heißerem Inhalt des Kli Scheni als bei Jad Soledet Bo, z.B. bei Wasser, das gerade von einem Schabbat-Kessel in eine Tasse geschüttet wurde und somit kochend heiß ist, die Tasse dann als Kli Rischon angesehen werden sollte.
Danach dürfen wir keine kalten Flüssigkeiten in ein Kli Scheni, dessen Inhalt kocht, gießen. Wir dürfen z.B. nicht etwas Milch in eine Tasse kochenden Wassers gießen, oder etwas kaltes Wasser in einen Teller kochender Suppe.
Dieser Auffassung gemäß — sollten wir immer ein Kli Schlischi benutzen.36
3:8 Irui Kli Scheni — Wenn wir von einem Kli Scheni gießen
Obwohl ein Kli Scheni Kalei Bischul kochen kann, Irui Kli Scheni kann es nicht. Daher dürfen wir Irui Kli Scheni auf ungekochtes Essen und ungekochte Flüssigkeiten geben. Irui Kli Scheni darf auch auf gebackenes Essen angewendet werden.
Chasal haben aber bestimmte Lebensmittel als Kalei Bischul aufgeführt, die sogar von einem Irui Kli Scheni gekocht werden (dessen Inhalt Jad Soledet Bo ist). Es sind sehr kleine rohe Fische, Hering und rohe Eier.
Bezüglich einer Thermosflasche: Da sie die Hitze bewahrt, sind einige Poskim der Auffassung, dass wir nicht solche Lebensmittel in Thermosflaschen geben dürfen, die wir sonst in ein Kli Scheni geben. Die Poskim sind jedoch der Auffassung, dass eine heiße Flüssigkeit, die von einer Thermosflasche geschüttet wird, als Irui Kli Scheni angesehen wird.37
3:9 Kli Schlischi
Die meisten Lebensmittel dürfen in ein Kli Schlischi gegeben werden.38 Lebensmittel, die in einem Kli Schlischi gekocht werden, können wie rohe Eier oder Fertighaferflocken, dürfen aber nicht in ein Kli Schlischi gegeben werden.39
Praktische Beispiele für den Gebrauch eines Kli Schlischi:
a) Mazza und Brot dürfen in heiße Suppe getunkt werden, die sich in einem Kli Schlischi befindet.
b) Ein Plättchen oder eine Scheibe Zitrone dürfen in eine Tasse Tee in einem Kli Schlischi getunkt werden.
Das ist sogar der Fall, wenn die Flüssigkeit sehr heiß ist.
3:10 Die Kelle
Welchen Status hat die Kelle?
Die Poskim schreiben, dass es wichtig ist, wie lange die Kelle in dem Kli Rischon war. Wenn die Kelle lang genug in dem Kli Rischon war, um den Inhalt der Kelle so auf die gleiche Hitze wie den Inhalt des Kli Rischons zu bringen, dann wird die Kelle auch als Kli Rischon betrachtet und die Flüssigkeit, die von der Kelle geschüttet wird, ist Irui Kli Rischon.
Wenn die Kelle allerdings schnell in das Kli Rischon getaucht und sofort wieder davon entfernt wird, dann hat sie den Status eines Kli Scheni und der Inhalt der Kelle, der ausgeschenkt wird, wird als Irui Kli Scheni angesehen.
Praktisch gesehen, sollten wir die Kelle immer als Kli Rischon und das, was von der Kelle ausgeschenkt wird, als Irui Kli Rischon ansehen, - es sei denn, dass die Kelle sofort vom Kli Rischon entfernt wurde.40
Bezüglich des Suppentellers, in den der Inhalt der Kelle geschüttet wird:
Einige Poskim41 sind der Ansicht, dass, obwohl die Kelle den Status eines Kli Rischon hat, der Suppenteller als Kli Schlischi angesehen werden kann. Eine praktische Konsequenz dieser Halacha wäre: Wenn Suppe mit einer Kelle aus einem Kli Rischon genommen und in einen Suppenteller geschüttet würde, wäre es gestattet, die Suppe zu salzen, - sogar nach der Ansicht des Alter Rebbe, - siehe Dinim des Kli Scheni oben. Wir könnten also Mazza in eine Suppe geben, da es als Kli Schlischi betrachtet würde. Diejenigen, die dieser Auffassung folgen und Suppe, die aus einem Kli Rischon ausgeschenkt wurde, salzen, haben Autoritäten, auf die sie sich verlassen können.
Unsere Poskim42 sind der Ansicht, dass der Suppenteller als Kli Scheni betrachtet werden sollte. Daher sollte, um Salz oder Mazza zur Suppe zu geben, die Suppe erst in ein Kli Scheni, z.B. eine Suppenterrine gegeben werden und dann auf den Suppenteller, wodurch er dann auf jeden Fall ein Kli Schlischi wird.
In vielen jüdischen Familien wird Suppe in einem Kli Schlischi serviert, um alle Bischul-Probleme zu vermeiden. Dies ist lobenswert.43
Ein weiteres Problem im Bezug auf die Kelle entsteht, wenn, nachdem die Kelle aus dem Kli Rischon genommen wurde, die Reste der Suppe auf der Kelle kalt werden. Dann wäre es untersagt, die Kelle wieder in das Kli Rischon einzutauchen, es sei denn, dass sie erst abgetrocknet wird. Um dieses Problem zu vermeiden, gibt es Familien, die darauf achten, dass die Kelle nach dem Ausschenken im Kli Rischon bleibt.44
Gleiches gilt für den abgenommenen Deckel, auf dem die Flüssigkeit abkühlt. In diesem Fall muss er abgetrocknet werden, bevor er wieder auf den heißen Topf gelegt wird.
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