Und Mosche, der Knecht G-ttes, starb (Deut. 43:1).

Es lebte einmal ein armer Mann. Alles, was er besaß, waren eine alte Stute, ein kleiner Karren und ein Spaten. Damit ging er in die Berge und grub Sand. Er füllte ein paar Säcke und brachte sie in die Stadt, wo er sie verkaufte. Das war eine harte Arbeit, und der Lohn war gering. Dennoch war der arme Mann immer fröhlich, solange er für seine hungrigen Kindern und seine Frau etwas zu essen hatte.

Eines Tages, als er wieder einmal grub, stieß sein Spaten auf etwas Hartes. „Hier ist der Sand zu Ende“, dachte er. Anscheinend lag unter dem Sand ein Felsen. Stellt euch seine Überraschung vor, als er anstelle einer Ladung Steine eine Schaufel voll Goldstücke heraufholte! Er schaufelte den Sand weg, und dort, vor seinen Augen, lag ein ganzer Haufen Gold. Er traute seinen Augen nicht.

Nachdem er sich von seinem Staunen erholt hatte, leerte er seine Sandsäcke und füllte sie mit Gold, aber nur so viel, wie er und sein armes, unterernährtes Pferd tragen konnten. „Jetzt kannst du in Rente gehen, mein treuer Gaul“, sagte er zu seiner Mähre. „Du brauchst keine schweren Sandsäcke mehr zu schleppen. Und du bekommst so viel Hafer, wie du willst. Weißt du, was Hafer ist? Ja, nun gibt es kein trockenes Heu mehr. Du wirst das glücklichste Pferd der Stadt sein.“ Dann dachte der arme Mann an seine Familie. Sie würden nie wieder hungern! Die Kinder durften in die Schule gehen, seine Frau konnte sich um den Haushalt kümmern, und er würde den ganzen Tag lang studieren und G-tt loben.

Als er das Gold auf den Karren lud, bekam er Angst. Sollte er wirklich bei Tag fahren? Die Leute würden sehen, dass er keinen Sand beförderte, und vielleicht waren Diebe und Räuber in der Gegend. Also beschloss er, bis zum Einbruch der Nacht zu warten.

Zu Hause warteten seine Frau und seine Kinder auf ihn und machten sich Sorgen. Sie hatten Hunger und fürchtete sich, denn die Sonne war untergegangen, und der Vater war nicht nach Hause gekommen. Bestimmt war ihm etwas zugestoßen - vielleicht lag er unter einem Haufen Sand begraben, der Himmel verhüte es! Es wurde dunkel. Die Frau zündete eine winzige Lampe an und wartete und betete zu G-tt. Dann hörte sie den Wagen ihres Mannes knarren. Heftig atmend taumelte ihr Mann ins Haus. Auf der Schulter trug er einen Sack. Er warf in ab, und weil der Stoff alt und dünn war, platzte er, und Goldstücke rollten klimpernd über den Fußboden.

Die Frau sperrte die Augen auf, keuchte und brach ohnmächtig zusammen. Sie war tot.

Später wurde der Mann gefragt: „Warum bis du nicht vor Aufregung gestorben, als du so viel Gold gefunden hast?“

Der Mann antwortete: „Als ich auf das Gold stieß, wusste ich, dass ich nicht alles mitnehmen konnte - es war zu viel. Dieser Gedanke machte mich traurig, denn ich konnte nur das nehmen, was mein altes Pferd und ich tragen konnten. Darum waren meine Gefühle gemischt: Freude und Trauer. Aber als ich mit einem Sack voller Gold nach Hause kam, wusste meine Frau nicht, dass da draußen noch viel mehr Gold war, das uns nie gehören würde. Sie sah nur, dass wir so reich waren, wie sie es sich immer erträumt hatte. Für sie war das alles Gold der Welt. Darum war die Aufregung zu viel für sie.“

Als der Lehrer diese Geschichte erzählt hatte, sagte er: „Wisst ihr, Kinder, warum ich sie euch erzählt habe? Damit ihr unseren großen Meister Mosche besser versteht. Mosche Rabbenu war der größte Prophet, der je gelebt hat. Das sagt die Tora in ihren letzten Versen. Kein Mensch war G-tt so nahe wie er, und keiner war so weise und gelehrt. Trotzdem wissen wir aus der Tora, dass er auch der bescheidenste Mensch war, der je gelebt hat! Wisst ihr, was das bedeutet? Mosche glaubte, er sei nicht weise genug, nicht g-ttesfürchtig genug, nicht würdig genug. Er meinte sogar, jeder der sechshunderttausend erwachsenen Juden, deren Hirte er war, sei würdiger als er!

Seht ihr, Mosche war G-tt so nahe, dass er wusste, wie klein seine Weisheit im Vergleich zur Quelle der Weisheit war. So wie der glückliche Sandgräber, der einen Berg Gold fand, nur ein kleines bisschen mitnehmen konnte, sah Mosche den großen Schatz der Weisheit, der bei G-tt war, und erkannte, dass fast alles davon außerhalb seines Fassungsvermögens lag. Er konnte nur ganz wenig lernen - aber das war wie ein Tropfen im Ozean.

So ist es mit allen wirklich weisen Männern, liebe Kinder. Sie wissen, dass alles, was sie gelernt haben, sehr wenig ist, und dass es einen unendlichen Schatz g-ttlicher Weisheit gibt, den sie nie erreichen können. Wer glaubt, er wisse alles, der ist ein Narr.