Manche folgen dem Brauch, am Tag vor Jom Kippur den Ritus Kapparot zu vollziehen. Wenn es an diesem Tag nicht möglich ist, darf man es auch früher tun. Dabei nimmt man ein Huhn in die Hand und spricht einen bestimmten Text. Ein Mann nimmt einen Hahn, eine Frau nimmt eine Henne, eine Schwangere nimmt beides. Am besten ist weißes Geflügel, um die Reinigung von unseren Sünden zu symbolisieren, wie geschrieben steht (Jeschajahu 1:8): Und wenn eure Sünden wir Scharlach sind, sollen sie weiß wie Schnee werden.

Man braucht aber nicht übertrieben lang nach einem weißen Huhn zu suchen. Wenn kein Hahn und keine Henne verfügbar ist, darf man sie durch anderes Geflügel oder andere Tiere ersetzen - sogar durch einen Fisch. Tauben sind nicht zu empfehlen, weil sie einst im Tempel geopfert wurden, und dies könnten den falschen Eindruck erwecken, Kapparot sei ein Opfer.

Man nimmt das Tier in die rechte Hand und spricht den dazugehörigen Text aus dem Gebetbuch. Dann schwingt man das Tier drei Mal über dem Kopf und spricht wieder den vorgeschriebenen Text.

Das Wort “Kapparot” bedeutet (wie Kippur) “Buße” und wird auch für das Tier benutzt. Wir dürfen aber nicht glauben, Kapparot sei dasselbe wie Buße. Es ist nur ein Mittel, das uns bewusst macht, dass wir wegen unserer Sünden möglicherweise den Tod verdient haben, und uns dazu ermuntert, zu bereuen und G-tt um Gnade zu bitten.

Das Tier wird danach auf halachische Weise geschlachtet. Die Innereien werden an einen Platz gelegt, wo Vögel sie finden. Das ist eine symbolische Warnung für die Menschen: Man sagt, Hähne lebten vom “Stehlen” und ihre inneren Organe bekämen die “Beute”. Wir drücken damit also unseren Abscheu vor dem Stehlen aus.

Eine andere Erklärung für diese Sitte lautet: Wir füttern vorbeifliegende Vögel mit den Innereien, für die wir eigentlich nicht sorgen müssen. Damit zeigen wir unser Mitgefühl für alle lebenden Wesen. Denn so wie G-ttes Gnade “aus allen seinen Werken” spricht (Tehillim 145:9), sollten auch wir Mitleid mit allen Lebewesen haben, vor allem an jenen Tagen, an denen wir um g-ttliche Gnade für uns bitten. Wir beherzigen also die Worte unserer Weisen: “Wer gnädig ist, der wird gnädig behandelt.”

Es gibt noch eine weitere Erklärung: Wenn harte Anordnungen gegen Juden ergehen sollten, so dass, was G-tt verhüten möge, das Fleisch unseres Volkes den Vögel und Tieren als Futter dient, drücken wir symbolisch unsere Hoffnung aus, dass diese Anordnung durch das Geflügel erfüllt wird, das wir als Kapparot benutzen, und wir beten, dass uns ein langes, friedliches Leben gewährt werde.

Es ist Brauch, das Kapparot für Geld einzulösen und dieses Geld den Armen zu geben. Manche geben den Armen das Geflügel. Andere feiern den ganzen Ritus nur mit Geld - sie sprechen die vorgeschriebenen Verse und geben das Geld Bedürftigen.