Es ist eine verbreitete Sitte, das Schofar an Rosch Haschana hundert Mal zu blasen, einschließlich tekios, schewarim und teruos. Diese hundert Töne symbolisieren die 101 Buchstaben der Klage, in die Siseras Mutter ausbrach, als sie auf die Rückkehr ihres Sohnes vom Schlachtfeld wartete. Davon erzählt das Lied Deboras (siehe Schoftim 4).

Die Beziehung zwischen dem Blasen des Schofars an Rosch Haschana und der Klage von Siseras Mutter bedarf der Erklärung. Denn wenn sie der Grund dafür ist, dass wir das Schofar öfter als notwendig hören, warum wird es dann nicht einhundertein Mal geblasen?

Mit dem Blasen des Schofars wollen wir G-ttes Mitgefühl für die Nachkommen von Izchak wecken. Er sollte wie ein Widder auf dem Altar geopfert werden. Die Klage von Siseras Mutter war Ausdruck ihres Kummers, vermischt mit Feindseligkeit. Sie wartete darauf, dass ihr Sohn aus dem Krieg zurückkehrte und stellte sich vor, wie er tötete und Beute machte. Mit solchen Gedanken versuchte sie, sich zu trösten. Kann es eine größere Grausamkeit geben? Darum bitten wir darum, dass die hundert mitfühlenden Töne des Schofars jeden anderen Schrei verdecken - mit Ausnahme eines einzigen: der Sorge einer Mutter um den Sohn. Denn selbst die grausamste Mutter verdient Mitleid, wenn sie um ihren Sohn klagt. Darum hören wir das Schofar hundert Mal, nicht hundertein Mal.

In sephardischen Gemeinden wird vor dem Rezitieren von alenu am Ende von musaf noch ein tekia geblasen. Das sind zusammen 101 Töne, und das entspricht dem Zahlenwert des Namens Michael, Israels Schutzengel, der immer um Gnade für sein Volk bittet.

Es ist Brauch, abschließend ein tekia gedola (einen langen Ton) zu blasen, um Satan zu verwirren und ihn daran zu hindern, Israel wegen mangelnder Furcht vor dem g-ttlichen Gerichtshof anzuklagen, mit der Begründung, dass die Juden nach den G-ttesdiensten ein Festmahl essen. Wenn Satan hört, dass das Schofar öfter geblasen wird, als die Torah es vorschreibt, wird er verwirrt und bekommt Angst - denn der zusätzliche Ton könnte ja vom Schofar des Moschiach kommen!

Aber kann es denn sein, dass Satan, der Israel furchtlos anklagt und den Menschen heimtückische Fallen stellt, sich vor einem Ton fürchtet, der, wie jedes Kind weiß, nicht vom Schofar des Moschiach stammt?

Wir haben gelernt, dass das Volk Israel, wenn es an Rosch Haschana das Schofar hört, auf eine so hohe Ebene gehoben wird, dass es tatsächlich fähig ist, die endgültige Erlösung herbeizuführen. Wenn wir das Schofar blasen, wie die Torah es verlangt, öffnen sich verschlossene Herzen, und wir bereuen unsere Sünden. Satan kennt die Macht des Schofars. Obwohl das Instrument von Menschen geblasen wird, kann sein Klang sehr wohl mit der Ankunft des Moschiach ben David zusammenfallen!