Die Tora gebietet uns, an Rosch Haschana ein Schofar zu blasen, wie aus Bamidbar 29:1 hervorgeht: Und am siebenten Monat, am ersten Tag des Monats, soll ein Feiertag für euch sein, ein Tag, an dem ein terua für euch erklingt.

Der Rambam (Hilchos Tschuwa 3) schreibt dazu:

Obwohl das Blasen des Schofars an Rosch Haschana eine g-ttliche Anordnung ist (die wir akzeptieren müssen, ohne ihren Grund zu verstehen), können wir einen Sinn darin erkennen. Es ist, als wolle das Schofar zu uns sagen: Schläfer, erwacht aus eurem Schlummer, und wenn ihr döst, erwacht aus eurer Trägheit. Denkt über euer Tun nach, bereut eure Sünden und gedenkt eures Schöpfers! Wer im Laufe der Zeit die Wahrheit vergisst und seine Jahre mit Eitelkeit und Torheit vergeudet, der schaue in seine Seele und kehre um. Mögen alle das Böse vermeiden und Gedanken aufgeben, die keinen Lohn bringen.

Raw Sa’adja Gaon schreibt, das Blasen des Schofars an Rosch Haschana enthalte zehn symbolische Elemente:

1. Rosch Haschana steht für den Beginn der Schöpfung, für den Tag, an dem G-tt die Welt schuf und ihr Herrscher wurde. Da es üblich ist, Trompeten zu blasen, um einen König zu rühmen und ihn als Oberhaupt anzuerkennen, blasen wir das Schofar, um zu zeigen, dass wir G-ttes Herrschaft anerkennen.

2. Rosch Haschana steht für den ersten Tag der zehn Tage der Reue. Darum blasen wir das Schofar, um anzukündigen, dass diese Zeit begonnen hat. Das bedeutet: Wer bereuen will, soll es jetzt tun, wer nicht bereuen will, soll sich nicht später über sein Schicksal beklagen. So üben auch Könige ihre Herrschaft aus: Sie lassen Trompeten blasen, wenn sie ihre Dekrete verkünden.

3. Das Blasen des Schofars erinnert uns an die Offenbarung am Berg Sinai, die ebenfalls von Schofar-Tönen begleitet wurde. Wenn wir das Schofar hören und an dieses Ereignis denken, akzeptieren wir erneut, was unsere Vorväter akzeptiert haben.

4. Das Blasen des Schofars erinnert uns and die Ermahnungen unserer Propheten, die mit Schofar-Tönen verglichen werden, wie die Verse Jecheskel 3:4-5) feststellen: Und wenn einer den Klang des Schofars hört und nicht achtsam ist, dann wird das Schwert kommen und ihn hinwegraffen. Aber wenn er achtsam ist, wird seine Seele gerettet.

5. Das Blasen des Schofars erinnert uns an die Zerstörung des Bejt Hamikdasch und an die Trompeten unserer Feinde. Wenn wir das Schofar hören, sollten wir für den Wideraufbau unseres heiligen Tempels beten.

6. Das Blasen des Schofars erinnert uns an das Schofar des Widders, der anstelle von Izchak geopfert wurde. Izchak war bereit, sein Leben zu opfern, aber G-tt verschonte ihn. Auch wir sollten bereit sein, mit unserem Leben seinen Namen zu heiligen, und wir beten dafür, dass diese Bereitschaft uns als Verdienst angerechnet werde.

7. Das Blasen des Schofars weckt in uns Furcht und bewirkt, dass wir uns vor G-tt demütigen, wie Amos 3:8 rät: Wenn das Schofar in der Stadt geblasen wird, sollen die Menschen etwa nicht zittern?

8. Das Blasen des Schofars erinnert uns an den kommenden Tag des Gerichts, wie es in Zefanja 1:14,16 heißt: Der große Tag G-ttes ist nahe und kommt bald ... es ist der Tag des Schofars und des Terua.

9. Das Blasen des Schofars erinnert uns an das bevorstehende Sammeln der zerstreuten Juden im Exil. Es weckt unsere Sehnsucht danach, wie Jeschajahu 27:13 ankündigt: Und es soll geschehen an diesem Tag, dass das große Schofar ertönt und jene, die unter Aschur verloren waren, zurückkommen.

10. Das Blasen des Schofars erinnert uns an die Auferweckung der Toten, von der Jeschajahu 18:3 spricht: Alle Bewohner der Welt und jene, die in der Erde ruhen, ihr werdet sehen, wenn ein Zeichen auf den Bergen erscheint, und ihr werdet hören, wenn das Schofar geblasen wird.