Die Seele durchquert mehrere Welten, bis sie in die physische Welt gelangt
Die Seele durchquert mehrere Welten, bis sie in die physische Welt gelangt, in der Körper und Seele gleichzeitig existieren können. Dort kann viel Wünschenswertes, doch gleichzeitig auch Unerwünschtes getan werden. Der Körper wurde aus einem zur physischen Welt gehörenden Material geformt, dessen Haupteigenschaft in der Existenzsicherung durch Nahrungsaufnahme besteht. Diese Eigenschaft des "Empfängerdaseins" ist der Seele absolut zuwider. Denn bevor sie auf die Welt kam, also noch mit dem Schöpfer eine Einheit bildete, kannte sie ein solches Bedürfnis nicht. Tritt die Seele mit der physischen Welt in Kontakt, so bedeutet das für sie ein absolut traumatisches Erlebnis. Bis das Körper dies zum Ausdruck bringen kann, bedarf es vieler Jahre. In der Zwischenzeit sind es mehr die inhärenten Eigenschaften des physischen Daseins, die das Verhalten des Menschen bestimmen. Daher sagen die Schriften: "Der Mensch wird als wilder Esel geboren" (Hiob 1:12). Bis zum 12./13. Lebensjahr, hat die Seele gar kein "Petitionsrecht". Diese Periode wird die Zeit der unerwünschten Taten genannt.
Mit 12/13 Jahren lernt der Mensch, Mizwot auszuführen, um von nun an seiner Umgebung von Nutzen zu sein und seinem Schöpfer Freude zu bereiten. Ab diesem Lebensabschnitt reinigt sich der Mensch von der parasitische Eigenschaft des "Empfängerdaseins" und damit von einem integraler Bestandteil der physischen Existenz.
Die Ausführung der Gebote verwandelt den Drang nach Erhalt möglichst vieler Geschenke in den Wunsch, Wohltaten zu vollbringen. So schafft der Mensch seiner in den erhabensten Welten verwurzelten Seele die Basis, sich mit seinem Körper in Verbindung zu setzen und die physische Welt mit Heiligkeit zu erfüllen.
Je genauer der Mensch die "Gebrauchsanweisungen" (Halacha) des Ewigen zum Umgang mit der physischen Welt befolgt, umso höhere Ebenen der Heiligkeit kann der Mensch erreichen. Diese Ebenen verringern den Drang, "Sachen für sich allein zu erhalten" - und sie verwandeln ihn in den Wunsch, ohne zu profitieren "Sachen zu erhalten, um den Schöpfer zu erfreuen". Auf dieser Ebene erreicht der Mensch eine Übereinstimmung der Form mit G-tt, denn das "Erhalten, um dem Ewigen und den Mitmenschen weitergeben zu können" wird als reines Geben betrachtet.
So kann sich der Mensch vollständig mit G-tt vereinen, denn die spirituelle Einheit kommt durch die Übereinstimmung der Form zum Ausdruck. Was könnte wohl eine stärkere Einigung sein, als die Annahme von G-ttes Eigenschaften durch den Menschen, was sich im Ausführen Seiner Gebote ausdrückt?
Durch das Praktizieren von Tora und Mizwot verwandelt sich der Drang, "etwas für sich zu bekommen", in den Wunsch zum "Weitergeben". Diese Arbeit befähigen die Seelen, von dem unvorstellbaren Gut zu profitieren, das der Ewige noch vor der Schöpfung dieser Welt für sie reserviert hatte.Durch das Praktizieren von Tora und Mizwot verwandelt sich der Drang, "etwas für sich zu bekommen", in den Wunsch zum "Weitergeben"
Müssen wir uns nicht fragen, warum zwingt Er die Seele, ungefähr 70 Jahre in einer sehr heruntergekommenen Welt zu verbringen, wenn G-tt doch die Seele "verwöhnen" möchte? Verglichen mit den erhabenen Welten, von denen die Seele hinunterstieg, bedeutet es für sie einen äußerst unangenehmen Aufenthalt. Das "Problem" ist eine mit einem Teil von G-tt und Seinen Eigenschaften ausgestattete Seele. Daher ist das Beachten von G-ttes Geboten der tatsächliche Ausdruck der wahren menschlichen Identität. Denn die Seele ist wirklich ein Teil von Ihm, und nur wenn wir seine Gebote achten können wir auch Seine Eigenschaften zum Ausdruck bringen.
Wenn wir etwas heilig nennen, bedeutet es von dieser physischen Welt "abgesondert" zu sein. Also ist die inhärente Eigenschaft der physischen Welt, ständig von außen am Weiterexistieren gehalten zu werden. Der Ewige gibt immer nur und hat diese Eigenschaft deshalb nicht.1 Den großen Drang zu geben, fühlt auch die Seele, - und all das zu tun, was sie mit ihrer wahren Identität in Verbindung bringt. Wie im Text "Ein Stein vom Berg" geschrieben, stellt die Identität als selbständige Einheit eine die Seele vom Schöpfer entfernende Abweichung der Form dar. Das Ziel ist das Ersetzen jener falschen Identität durch die wahre Identität als Teil von G-tt. Doch eine der Eigenschaften von G-tt und daher auch der Seele ist das nur Geben wollen. So kann sie unmöglich etwas annehmen, für das sie nichts geleistet hat. Der Ewige erschuf ihretwegen ein System, in dem Körper und Seele, - also eine grobe physische Welt und die erhabenen spirituellen Welten gleichzeitig existieren. Nur so ist es der Seele möglich, durch freie Wahl das Richtige zu tun und ihre Leistungen zu einem wahren Teil von ihr werden zu lassen. Und das erlaubt der Seele, das unvorstellbare noch vor Schöpfung dieser Welt für sie vom Ewigen reservierte Gut zu genießen, denn es ist kein "Almosen" mehr, sondern ein "Verdienst".
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