Frage?

Ich sah neulich eine Reportage mit Madonna (jetzt als Esther bekannt). Sie erklärte, wie Kabbala ihr Leben verändert hat und erzählte von den neuen Perspektiven, die sie sich angeeignet hat und den neuen Erkenntnissen, zu denen sie durch das Studieren mit ihrem Rabbiner gekommen ist. Meine Frage: Wie ist Ihre Meinung zu diesem Massen-Kabbala-Studium? Ist es wünschenswert oder nur so eine Modeerscheinung?

Antwort!

Ich bin nicht sicher, wie authentisch die Kabbala ist, die Frau Madonna studiert. Doch kann ich mir vorstellen, dass sie in ihrer Freizeit Schlimmeres anstellen könnte, - und wenn es sie in der Tat zu einem besseren Menschen gemacht hat, zum Wohl!

Ich halte das Kabbala-Interesse vieler Menschen für eine wunderbare Sache. Obwohl es sich um eine geheime, in früheren Generationen nur Wenigen zu gängige Lehre war, hieß es schon immer, dass eine Zeit kommen wird, wo die Lehren der Kabbala allen zur Verfügung stehen werden. Ihre Zusammensetzung aus tiefgründigen Gedanken und einer bodenständigen Spiritualität sind für uns dringend nötig.

Die Frage stellt sich nicht, wer Kabbala studieren soll, sondern um das Erkennen ihrer Wahrhaftigkeit. Mich beunruhigt, dass gewisse moderne, sogenannte Kabbala-Schulen behaupten, es handle sich um eine selbstständige, nichts mit dem Judentum verbindende Religion. Diese Behauptung ist nicht nur falsch, sondern zerstörerisch.

Nach meinen Berechnungen - auch ohne einer mystischen Erkenntnis - wird dieses Abtrennen der Kabbala von ihren jüdischen Wurzeln das Ende der sogenannten "Kabbala-Bewegung" bestimmen. Die wahre Kabbala wird gedeihen! Doch all ihre billigen Nachahmungen werden verloren gehen, wie alle Modewellen.

Die Kabbalisten nennen die jüdische Mystik "Pardes", was eigentlich "Garten" heißt. Was haben Garten und Mystik gemeinsam? Wenn wir eine schöne Blume im Garten sehen, möchten wir sie pflücken, mit nach Hause nehmen und ihre Schönheit genießen. Doch eine Blume wird außerhalb ihrer natürlichen Umgebung nicht lange überleben. Sobald sie von ihrer Lebenskraft getrennt wird, verwelkt sie, - und noch schlimmer: Die Blume bildet keine Saat und kann sich nicht fortpflanzen.

Die Kabbala aus ihrem jüdischen Kontext herauszunehmen, gleicht dem Pflücken einer Blume. Sie wird das Haus für eine Weile mit ihrer Schönheit und ihrem wunderbaren Duft bereichern, doch schon nach kurzer Zeit wird sie verwelken. Kabbala ist eine lebende atmende Spiritualität, die sich aus der reichen Erde des Studiums jüdischer Weisheit und ihres praktischen Umsetzens ernährt. Doch wer die Kabbala als unabhängige Religionsform betrachtet, z.B. mit dem offensichtlichen Ziel, dadurch die potentielle Kundschaft zu erweitern, - verwandelt etwas Tiefgründiges und Bedeutungsvolles in eine vergängliche Modeerscheinung. Diese sieht gut aus, erregt viel Aufmerksamkeit, hält jedoch nicht lange an und kann nicht an die nächste Generation weitergegeben werden.

Es ist zwar möglich, die Lehren der Kabbala auch als nicht streng praktizierender Jude zu genießen. Doch gibt es keine Trennung von ihren Wurzeln! Denn Kabbala ist die Seele des Judentums. Ein Körper ohne Seele ist leblos, eine Seele ohne Körper ist gegenstandslos. Das Judentum ohne seinen mystischen Aspekt mag trocken und langweilig scheinen. Doch Kabbala ohne die Basis des praktischen Judentums ist eine entwurzelte Blume.

Wir sind eine suchende Generation. Wir haben den leeren Materialismus getestet, doch dieser ließ uns hungrig. Wir haben die spirituelle Weltflucht ausprobiert, doch diese ließ uns ins Nirgends treiben. Die Zeit ist gekommen, die Früchte des Gartens zu kosten, – die tiefgründigsten spirituellen Erkenntnisse, die auf dem fruchtbaren Boden unserer Tradition gedeihen. Das ist wahre Kabbala.