Das jüdische Jahr beginnt am Rosch Haschana, „dem Kopf des Jahres“, dem Tag, an dem Adam und Eva erschaffen wurden. Die Zahl jedes Jahres entspricht der Zeitspanne seit der Schöpfung. Zur Zeit der Entstehung dieses Artikels ist es das Jahr 5769 (2009).
Um das entsprechende jüdische Jahr für ein Jahr auf dem gregorianischen Kalender zu berechnen, addiert man 3760 und die gregorianische Zahl, wenn es vor Rosch Haschana ist. Nach Rosch Haschana addiert man 3761.
Länge
Ein Standardjahr im jüdischen Kalender hat zwölf Monate: Sechs 29-Tage-lange Monate, und sechs 30-Tage-lange Monate, die insgesamt 354 Tage ausmachen. Das ist so, weil sich unsere Monate nach dem Mondorbit richten, der ungefähr 29,5 Tage lang dauert. Da es im jüdischen Kalender bestimmte Variationen gibt1, kann das jüdische Jahr auch 353 oder 355 Tage lang sein.2
Schaltjahre
In der Tora steht geschrieben: „Bewache den Frühjahrsmonat, und bring (dann) das Pessachfestopfer.“3 Das bedeutet, dass wir darauf achten sollen, dass das Pessachfest im Frühjahr gefeiert wird.
Tatsächlich beziehen sich alle biblischen Feiertage – Pessach, Schawuot und Sukkot – auf die landwirtschaftlichen Jahreszeiten. Schawuot ist „Chag HaBikurim“ (das Fest der Ersten Früchte) und Sukkot ist „Chag Ha'Asif“ (das Erntefest). Wir müssen darauf achten, dass alle Feiertage zur ihrer rechtmäßigen Jahreszeit gefeiert werden.
Daher muss der jüdische Mondkalender mit dem Sonnenzyklus und den vom Sonnenorbit bestimmten Jahreszeiten in Einklang gebracht werden. Das Problem ist, dass das zwölf Mondmonate lange Mondjahr nur 354.4 Tage lang ist.4 Ein Sonnenjahr mit seinen fast 365.25 Tagen,5 ist fast 11 Tage länger. Würden die beiden Kalender nicht in Einklang gebracht werden, fände Pessach jedes Jahr 11 Tage früher statt. Dadurch würde es manchmal im Winter, dann im Herbst, dann im Sommer und dann wieder im Frühling stattfinden.
Wir haben dieses Problem so gelöst, dass immer mal wieder dem Jahr ein zusätzlicher (30-Tage-langer) Monat hinzugefügt wird, wodurch ein 13-monatiges Jahr entsteht. Solch ein Jahr wird im Hebräischen „Schana Me’uberet“ („schwangeres Jahr“), im Deutschen Schaltjahr genannt. Es gewinnt all die Tage wieder, die dem Mondkalender verloren gegangen sind. Solch ein Schaltjahr gibt es ungefähr alle drei Jahre.
Der Monat wird dem Adar, dem letzten der zwölf Monate, hinzugefügt, so dass es in Schaltjahren zwei Adars gibt: Adar I und Adar II.
Somit ist der jüdische Kalender sowohl ein Mond- als auch ein Sonnenkalender: Die Monate sind Mondmonate, während sich die Jahre nach der Sonne richten. Das ist anders als im gregorianischen Kalender, in dem das Jahr ein Sonnenjahr ist und die Monate dadurch gebildet werden, dass das Jahr in zwölf Teile geteilt wird. Der jüdische Kalender ist auch anders als der reine Mondkalender, den z.B. andere Religionen haben, da jeder Monat vom Mond bestimmt wird und ein Jahr aus zwölf Mondmonaten besteht.
Hillel's Festlegung
Während der Sanhedrin (höchstes rabbinisches Gericht) in Jerusalem präsidierte, gab es keinen festgelegten Kalender. Der Sanhedrin hat jedes Jahr beurteilt, um zu bestimmen, ob es ein Schaltjahr werden sollte.
Als Hillel II voraussah, dass der Sanhedrin bald aufgelöst werden würde (siehe Monate), führte er den dauerhaften Kalender ein, in dem er auch Schaltjahre einplante.
Hillel's Kalender vollzieht sich in 19-Jahreszyklen. Jeder Zyklus enthält sieben Schaltjahre (Schaltjahre sind im 3., 6., 8., 11., 14., 17. und 19. Jahr)
Ein gewöhnliches Schaltjahr ist 384 Tage lang. Schaltjahre können auch 383 oder 385 Tage lang sein.
Es gibt genau 14 verschiedene Muster, die ein jüdisches Kalenderjahr haben kann. Sie unterscheiden sich in der Jahreslänge und dem Wochentag, auf den Rosch Haschana fällt. Diese Regeln sind sehr komplex. Es kommt z.B. vor, dass sich ein Muster mehrmals innerhalb weniger Jahre wiederholt und dann lange nicht mehr vorkommt. Der jüdische Kalender ist sehr akurat. Er „verliert“ oder „gewinnt“ keine Zeit wie einige andere Kalender.
Vor der Festlegung
Der Sanhedrin hat verschiedene Faktoren in Erwägung gezogen, wenn er darüber entschieden hat, ob ein Jahr zum Schaltjahr erklären sollte. Der wichtigste Faktor war die Frühjahrstagundnachtgleiche. Wenn die Frühjahrstagundnachtgleiche in die zweite Hälfte des Nissan (d.h. auf den 16. oder später fiel), dann wurde dieses Jahr automatisch zum Schaltjahr erklärt. Das war so, weil der Vers besagt: „Achte auf den Frühjahrsmonat, und bring [dann] das Pessachopfer.“6
Es war jedoch nicht genug, dass Pessach nach der Tagundnachtgleiche fiel, wenn es „offiziell“ Frühjahr war. Es mussten auch Zeichen des Frühlings vorhanden sein. Wenn der Hafer im Land Israel noch nicht reif war7, und die Obstbäume noch nicht blühten – dann war das auch ein ausreichender Grund dafür, einen zweiten Monat Adar einzuschalten und dadurch den Beginn des Nissan herauszuzögern. Den Frühling musste man spüren können. Er musste hell und grün sein.
Es gab auch einige vom Sanhedrin in Betracht gezogene Faktoren, die nichts mit dem Wetter zu tun hatten, z.B. wenn die Straßen und Brücken wegen der Regenzeit im Winter reparaturbedürftig geworden waren. Sonst wäre es schwieriger oder gefährlicher für die Pilger gewesen, zum Pessachfest nach Jerusalem zu kommen.
Um ein mystisches Verständnis unseres Solar-Mond-Kalenders zu erlangen, siehe Die Neunzehn-Jahre-Ehe.
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