An diesem Schabbat findet die Neumondsweihe des beginnenden Monats Adar Rischon (1. Adar) statt. Das laufende Jahr ist ein Schaltjahr, und es ist dieser Monat Adar Rischon, der in einem solchen Schaltjahr der "zusätzliche" Monat ist; der 2. Adar dagegen ist der "reguläre" Adar.

Der Grund für diese Hinzufügung eines ganzen Monats in einem Schaltjahr ist bekanntlich, dass unser jüdisches Kalenderjahr ein "Mondjahr" ist, ungefähr elf Tage kürzer als das "Sonnenjahr". Dabei ist es jedoch erforderlich, dass unsere Feste in die ihnen entsprechenden Jahreszeiten fallen, also Pessach ins Frühjahr, Sukkot in den Herbst usw. Daraus ergibt sich, dass im Kalender alle zwei oder drei Jahre eine Ausgleichung und "Berichtigung" zu erfolgen hat, damit der durch das "Mondjahr" entstandene "Verlust" wieder aufgeholt werden kann.

Die aus dieser Anordnung des Kalenders für den Menschen selbst zu entnehmende Lehre ist, dass auch jeder einzelne in einem Jahr für die "Verluste" vergangener Jahre Wiedergutmachung leisten kann.

Hinzu kommt allerdings, dass das Schaltjahr nicht nur das Vergangene "aufholt", sondern dass es, gewissermaßen, auch einen "Vorschuss" auf die Zukunft gibt.

So muss der einzelne gleichfalls, von Zeit zu Zeit, nicht nur das in der Vergangenheit Unterlassene richtigstellen, sondern er muss sich der Mühe unterziehen, voranzuschreiten und einen "Vorrat" für die Zukunft anzusammeln.

Hinzu kommt weiter, dass das jüdische Schaltjahr noch von besonderer Erheblichkeit für die Frauen ist, die jüdischen Mütter und Töchter. Sonne und Mond werden beim Schöpfungsakt als "die zwei großen Lichter" bezeichnet (Genesis 1, 16). Indessen ist jedem von beiden sein eigener Platz und seine spezifische Aufgabe zugewiesen worden. Dabei denn ist der Mond der Rückstrahler und Übermittler des Sonnenlichts. Darin besteht seine eigentliche Aufgabe; er muss das Licht und die Energie der Sonne an jene Stellen und Punkte in der Natur tragen, wo das direkte Sonnenlicht zu intensiv wäre, um selbst von Nutzen zu sein.

Ganz ähnlich zu sehen ist die wichtige Aufgabe der jüdischen Frau: In vieler Hinsicht ist es ihr aufgetragen, im Haushalt den Tora-Weg des Mannes zurückzustrahlen und zu vermitteln; auf diese Weise wird sie der besonderen Verantwortung gerecht, die darin liegt, dass sie als "das Rückgrat des Hauses" bezeichnet wird. Außerdem gibt es gewisse Bereiche des jüdischen Lebens ganz allgemein, in denen die Frau – viel mehr als der Mann – den besten und nützlichsten Einfluss ausüben kann, weil sie besondere Eigenschaften und Anlagen besitzt, welche sie gerade dazu befähigen.

Wenn immer man eine "Bilanz" dessen ziehen will, was man bis jetzt geschafft und erreicht hat, dann mag man vieles finden, für das man dankbar sein kann; gleichzeitig aber wird sich herausstellen, dass so mancherlei hätte "besser gemacht" werden können. Deshalb muss man hoffen, dass Entschlüsse gefasst werden, nicht lediglich die "Verluste" wettzumachen, sondern, ganz im "Geiste" des Schaltjahres, einen "Vorrat" für die Zukunft anzulegen. Denn wahrer Fortschritt kann nicht bloß darin bestehen, vergangene Fehler zu verbessern, sondern man muss voranschreiten, einmal langsam und Schritt für Schritt, ein anderes Mal sprungweise und schnell.

Die Frauen daher, sowohl als Einzelpersonen wie in ihren Gruppen und Gemeinschaften, sind angehalten, die ihnen von G-tt gewährten besonderen Eigenschaften bestens zu nutzen, um "in allen Ecken und Winkeln" Tora und Jüdischkeit zu stärken, mit lebendiger Kraft und Wärme, zu Hause und in der Welt ringsum. Denn das jüdische Jahr ist, als "Mondjahr", in diesem Sinne par excellence das "Jahr der Frau".