Das Fest Tu BiSchwat - der 15. des jüdischen Monats Schwat, wird in der Bibel nicht erwähnt. Die älteste Referenz finden wir im Talmud, in dem Tu BiSchwat „das neue Jahr der Bäume“ genannt wird.

Vor etwa 500 Jahren, haben die Kabbalisten eine tiefere Bedeutung von Tu BiSchwat offenbart. Sie dachten, dass Tu BiSchwat eine sehr gute Gelegenheit sei, die Sünde Adam und Evas zu sühnen. Erstaunlicherweise, können wir durch dass Essen von Früchten an dieser kosmischen Wiedergutmachung (Tikkun) teilhaben.

Aber wie soll das gehen? Wie können wir laut den Kabbalisten, die Sünde von Adam und Eva „reparieren“?

Lassen Sie uns zuerst die Sünde von Adam und Eva erforschen, denn erst dann werden wir die mystische Bedeutung dieses Festes verstehen: Die Torah schreibt, dass G-tt Adam und Eva in den Garten brachte, um ihn „zu bebauen und auf ihn aufzupassen“. Die mündliche jüdische Tradition lehrt uns, dass sich dieses auf die Gebote und die Verbote der Torah bezieht. Adam und Eva bekamen keine große Aufgabe „esst von allen Bäumen des Gartens“, und ihr einziges Verbot war nicht vom Baum der Erkenntnis zu essen.

Worum geht es hier? Die Torah lehrt uns, dass G-tt die Welt erschuf, damit wir in ihr Gutes erfahren können, insbesondere Seine Güte. Die Erfahrung seiner Güte ist die größtmögliche Freude, die man sich vorstellen kann. G-tt gibt uns die Möglichkeit sich mit ihm zu verbinden, durch die Erfüllung seiner Gebote.

Wenn wir etwas essen und die Früchte dieser Welt um seinetwillen genießen, verbinden wir uns mit G-tt. Wir dienen G-tt, in dem wir anerkennen, dass die Früchte dieser Welt Seine Geschenke an uns sind. Adam und Evas ganze Verpflichtung im Garten Eden beruhte alleine darauf, alle Früchte zu genießen, mit der Ausnahme der einen verbotenen Frucht. Natürlich war es gerade diese verbotene Frucht, die es ihnen besonders angetan hat.

Anstatt Wohlgefallen an den Früchten zu finden, weil sie G-ttes Geschenk sind, und wir durch sie G-tt dienen können, wollten sie von ihnen unabhängig, ja sogar gegen G-ttes Willen essen. Wir finden das ultimativen spirituelle Wohlgefallen, wenn wir die physischen Genüsse dieser Welt als Teil unseres G-ttesdienstes betrachten.

Wir verstehen nun, dass es G-ttes einziges Verlangen war, Adam und Eva durch diese beiden Mitzvot den ultimativen Genuss – die Verbindung mit Ihm zu ermöglichen. Aber Adam und Eva haben dieses missverstanden. Sie sahen den physischen Genuss nicht als einen Weg zum spirituellen Genuss. Sie suchten vielmehr einen von G-tt unabhängigen Genuss.

Dies ist die Wurzel des Fehlers: Wenn man die Genüsse dieser Welt nicht als Geschenk G-ttes sieht, als Möglichkeit sich mit dem Schöpfer zu verbinden, sondern versucht, von dieser Welt zu genießen ohne G-tt mit einzubeziehen.

Es gibt einen fundamentalen Unterschied zwischen dem Genießen und dem Empfang des Genusses. Wenn wir etwas genießen wollen, macht es keinen Unterschied woher der Genuss stammt.

Das Genießen hat keinerlei Beziehung zu etwas, was größer ist als wir selbst. Es ist nur ein eigennütziges Bedürfnis, etwas zu Genießen. Das Empfangen des Genusses, auf der anderen Seite, wurzelt im Verlangen der Seele, G-tt zu dienen. Adam und Eva aßen die verbotene Frucht, weil sie sich nicht im klaren waren über ihre Aufgabe in dieser Welt. Sie hatten keine Ahnung was ihnen einen Sinn und wahre Freude im Leben bringen würde.

Nach Adam und Evas fatalen Fehler sagte ihnen G-tt: „Weil ihr vom Baum, den ich euch verboten habe, gegessen habt, wurde die Erde verflucht“. G-tt strafte die Erde nicht wegen der Sünde von Adam und Eva, sondern er informierte sie darüber, dass ihre falsche Einstellung zu den physischen Genüssen die Erde in eine Quelle des Fluches und nicht des Segens gewandelt hat.

Wir können die physische Welt entweder als gesegnet oder als verflucht ansehen. Wenn wir die Welt als eine Möglichkeit betrachten sich mit G-tt zu verbinden. Wenn wir uns entscheiden, die Früchte dieser Welt zu genießen um damit eine Verbindung mit unseren Schöpfer aufzubauen, wird die physische Welt gesegnet. Die Welt wird somit zu einer Brücke zwischen dem Menschlichen und den G-ttlichen.

Aber wenn wir uns nur auf das physische konzentrieren, unabhängig von G-tt, und diese Welt als nur für unsere Genüsse erschaffen ansehen, wird diese Welt zu einer Barriere vor G-tt und zu einem Fluch für uns.

Jetzt wo wir die Sünde Adam und Evas besser verstehen, beginnen wir auch zu begreifen, wie wir zur Widergutmachung dieser Sünde am Tu BiSchwat beitragen können.

G-tt möchte uns den größten aller Freuden geben, eine wahre Beziehung mit Ihm selbst.

Aber wenn wir nicht genau diese Freude als größtmögliche Freude betrachten, ja dies sogar ablehnen, kann G-tt uns diesen Genuss nicht zukommen lassen.

Natürlich könnte Er, aber es währe eine reine Verschwendung, denn wir wüssten es nicht zu schätzen.

Am Tu BiSchwat, nehmen wir eine Frucht, und bevor wir von ihr genießen beten wir einen Segen „Gesegnet seit du, G-tt König des Universums, der die Frucht des Baumes erschaffen hat.“ In anderen Wörtern „Du, G-tt, bist die Quelle dieses Segens.“ Auf diese Weise tragen wir dazu bei die Sünde von Adam und Eva zu sühnen.

Tu BiSchwat ist eine gute Zeit, das Essen zu zelebrieren, und sich darüber bewusst zu werden, wie der Genuss der Baumfrüchte zu einer Verbindung zu G-tt werden kann, und damit die Welt segnet.

Anders als Adam und Eva die nach einem Genuss unabhängig von G-tt suchten, genießen wir die Früchte am Tu BiSchwat mit der richtigen Einstellung.

Als eine Möglichkeit sich mit dem Schöpfer zu verbinden. Wir sorgen dafür, dass die Erde kein Fluch für uns ist, sondern eine Quelle des Segens.