Sukkot und Simchat Tora - Freude durchbricht alle Schranken

Sukkot und Simchat Tora sind zwei Feiertage, die in besonderer Weise mit Ganzheit und Einheit zu tun haben. Das beginnt bei der Sukka (Laubhütte) - das Sitzen in der Sukka ist eine der wenigen Mizwot, die wir mit unserem ganzen Körper machen. Andere Mizwot werden mit irgendeinem Körperteil ausgeführt, sei es die Hände, die die Tefillin um den Arm wickeln, sei es der Kopf, der mit Lernen beschäftigt ist, usw. Aber in der Sukka sitzt nicht der Kopf oder die Hand, sondern wir als Ganzes. In der Sukka ist man zu hundert Prozent von der Mizwa umgeben. Und in der Sukka tun wir ganz normale alltägliche Dinge - essen, trinken, uns ausruhen, mit Freunden sprechen, lernen, ... Die Sukka hebt somit die sonst oft empfundene Differenz zwischen Materiellem und Spirituellem auf. Daraus lernen wir, dass auch unser alltägliches Handeln, wenn wir es richtig machen, ein Mittel sein kann, eine Verbindung zu G-tt herzustellen.

Während die Sukka Ganzheit beinhaltet, lehrt uns ein anderes Gebot der Sukkot-Feiertage Einheit, nämlich das Gebot von Lulaw und Etrog, genauer gesagt, der "vier Arten". Es sind vier Pflanzenarten, die wir dafür brauchen, und auch wenn beim Einkauf eine davon - der Etrog - mit Abstand die teuerste ist und eine davon - die Bachweide - deutlich weniger Wert hat als die anderen, so brauchen wir letztlich alle vier, um das Gebot richtig auszuführen. Bekanntlich symbolisieren diese vier Arten vier verschiedene Menschentypen. Auf keinen können wir verzichten, nur in der Gemeinschaft sind wir fähig, unsere Potentiale auch wirklich zu entfalten.

Unsere Gelehrten erklärten daher, dass die "vier Arten" das siegreiche Hervorgehen aus dem Gericht von Rosch Haschana und Jom Kippur symbolisieren. Gemeinsam kann das jüdische Volk eines Segens für das Neue Jahr sicher sein. Jedem Einzelnen alleine wäre es vielleicht nicht gelungen.

Haben wir nun von der Wichtigkeit der Einheit des jüdischen Volkes gelernt, so stoßen wir zu Simchat Tora noch zu einem höheren Begriff von Einheit vor, nämlich zur Einheit mit der Tora. Wer feiert Simchat Tora? Nur die, die auch das ganze Jahr über viel Tora gelernt haben? Nein! Alle Jüdinnen und Juden freuen sich zu Simchat Tora mit der Tora. Da kommt es überhaupt nicht darauf an, ob jemand viel oder wenig gelernt hat, auch nicht darauf, ob jemand gut hebräisch kann oder nicht. Wir freuen uns zu Simchat Tora, weil wir jüdisch sind, und jede jüdische Seele ist mit der Essenz der Tora verbunden.

Letztlich wird diese Freude auch helfen, die Erlösung zu bringen. Denn Freude an einer Mizwa bewirkt auch sozusagen eine Freude bei G-tt. Was wiederum hilft, allfällige Unzulänglichkeiten der menschlichen Taten etwas auszugleichen, und die ultimative Freude - die Erlösung - schnell herbeizuführen.