In unserer Parascha WeSot HaBracha, welche immer am Feiertag Simchat Tora gelesen wird, finden wir den folgenden wichtigen Satz: „Tora Ziwa Lanu Mosche Morascha Kehilat Jakob“ – „Die Tora wurde uns von Mosche befohlen (übermittelt), sie ist ein Erbe für die Gemeinschaft Jakobs“. (Deut. 33:4)

Die Worte „Die Tora wurde uns von Mosche befohlen“ widerspiegeln folgenden Gedanken: Jede Entwicklung der Tora und jede Neuerung ist schon in der Tora von Mosche enthalten. Alle Gesetzte der Tora und alle Ideen, welche in den letzten drei Jahrtausenden entwickelt wurden, wenn sie tatsächlich den Namen „Tora“ verdienen, basieren und haben ihren Ursprung in der Tora von Mosche, denn alles ist in ihr (wenn auch nicht offensichtlich) enthalten.

Selbst in den Zeiten des Maschiach, in welchen „Eine Neue Tora von mir kommen wird“, wird es keine zweite Offenbarung geben. Der tiefere Inhalt der Tora wird dann klar werden, so dass es wie eine neue Tora erscheint, aber es bleibt dieselbe.

So lässt sich auch der zweite Teil des Satzes erklären: „Es ist ein Erbe für die Gemeinschaft Jakobs“ – ein Erbe hängt nicht vom Status der Reife des Erben ab. Dieser kann sogar ein Kleinkind sein und dennoch alles erben. Genauso kann jeder Teil der Gemeinschaft Jakobs die Tora erben. Denn die Tora kann von jedem aus seiner Perspektive verstanden werden und gleichzeitig ist in ihr alles enthalten, das je gesagt wurde und gesagt werden wird. In anderen Worten: Die Tora an sich, die Essenz der Tora ist völlig unbegreiflich. Niemand, auch nicht der grösste Gelehrte kann das Wesen der Tora erfassen. Denn das Wesen der Tora ist eins mit G-tt selbst und genau wie man diesen nicht begreifen kann, kann man die Essenz der Tora auch nicht intellektuell erfassen. Man soll versuchen, zu verstehen, was man verstehen kann, gleichzeitig jedoch realisieren, dass sie in ihrem Kern g-ttlich ist. Dieses Wesen und Essenz der Tora kann man nur durch Demut und Glaube ganz „erfassen“.

Deshalb sagen unsere Weisen: "Sobald ein Kind zu sprechen beginnt, lehre man es den Satz: Tora ziwa usw.“. Denn dieser Satz und die Idee welche in ihm zum Ausdruck kommt, müssen das Fundament für jedes weitere Studium der Tora des Kindes und Erwachsenen sein.