An Hoschana Rabba verlassen die Juden sich nicht auf ihre Rechtschaffenheit und auf die Verdienste, die sie während des Jahres erworben haben. Sie beten zu G-tt:

Herr des Universums, wir treten arm und mit leeren Händen vor dich. Uns fehlen Torastudium, Mizwot, gute Taten und die Verdienste unserer Väter. Wir haben nur unseren Mund, mit dem wir zu dir beten. Antworte uns diesem Gebet zuliebe, das wir mit gebrochenem und reumütigem Herzen sprechen.

Alles, was wir an Hoschana Rabba tun, hängt mit Gebeten zusammen: die vielen hakafot (das Umkreisen der Bima), das Nehmen des Arawa, die erhabenen Gäste des Tages und der siebte und letzte der Uschpisin, David ha-Melech.

An jedem Tag des Festes gehen wir ein Mal um die Bima, nur an Hoschana Rabba gehen wir sieben Mal. Und wenn die sieben hakafot beendet sind, sprechen wir weitere pijutim (liturgische Gedichte und Bitten), alle begleitet vom Hoschana-Refrain, weil wir keinen Anspruch auf Erfüllung unserer Bitten haben.

Der Arawa, den wir an Hoschana Rabba nehmen, nachdem wir den Etrog und den Lulaw weggelegt haben, erinnert ebenfalls ans Gebet. Er symbolisiert ja die Lippen und den Mund und sühnt für Sünden mit Worten. Da er weder Geschmack noch Duft hat, steht er für jene Juden, denen es an der Tora, an den Mizwot und an guten Tagen fehlt. Israel legt die vier Arten beiseite, die gemeinsam die vier Arten von Juden symbolisieren, und erklärt: „Wir besitzen weder den Geschmack der Tora noch den Duft der Mizwot, weder Etrog noch Lulaw, noch Hadas. Alles was wir sind, gleicht diesem Arawa, denn wir besitzen nur einen Mund, mit dem wir beten können.“

Und David ha-Melech, der erhabene Gast am siebten Tag des Festes, der liebliche Sänger Israels, ist die verkörperte Macht des Gebetes! Die Psalmen, die er geschrieben hat, waren und sind für alle Generationen der ganzen Welt Quellen des Gebetes.

Am Ende der Hoschanot - an Hoschana Rabba und an den anderen Tagen - sprechen der Chasan und die Gemeinde abwechselnd den folgenden Refrain: Ani waho hoschia na. Damit erinnern wir an den G-ttesdienst im Beit Hamikdasch, wo nach dem Umkreisen des Altars mit dem Arawa eine Tekia, eine Terua und noch eine Tekia auf dem Sofar geblasen wurden und dieser Refrain gesprochen wurde.

In der Mischna besteht keine Einigkeit darüber, wie dieser Refrain im Tempel gesprochen wurde. Die einen sagen, dass man Ana Haschem hoschia na (Bitte, G-tt, bringe uns die Erlösung) zu sagen pflegte, andere meinen, man habe Ani waho hoschia na (Ich und Er teilen den Kummer Israels, darum bringe uns die Erlösung) gesagt.