An jedem Tag von Sukkot, nach dem Sprechen des Hallel oder nach Musaf (das legt jede Gemeinde selbst fest), wird eine Torarolle aus dem Schrein geholt und zur Bima gebracht, wo die Tora gelesen wird. Der Chasan und die Gemeinde sprechen die ersten vier Hoschanot abwechselnd. Dann umkreisen sie die Bima mit dem Lulaw und dem Etrog in der Hand und sprechen das längere Hoschana-Gebet für den jeweiligen Tag des Festes, so wie es im Siddur steht.
Diese Gebete um Erlösung heißen Hoschanot, weil das Wort Hoschana jeden Vers begleitet. Es besteht aus hoscha und na und bedeutet „Bitte, bringe uns die Erlösung“.
An den ersten sechs Tagen des Festes gehen wir ein Mal um die Bima herum. An Hoschana Rabba, dem letzten Festtag, sind es sieben Umkreisungen. Dieser Brauch erinnert an den G-ttesdienst im Beit Hamikdasch. Damals gingen die Kohanim ein Mal am Tag um den Altar, an Hoschana Rabba aber sieben Mal.
Hoschana Rabba ist der letzte Tag, an dem wir die Mizwot der vier Arten befolgen und in der Sukka wohnen (in der Diaspora gehen jedoch viele Juden auch an Schmini Azeret in die Sukka). Dieser Tag heißt Hoschana Rabba (wörtlich „das große Hoschana“), weil wir an diesem Tag mehr Hoschana-Gebete sprechen als an den anderen Tagen.
Dieser Tag war auch als „Tag, an dem der Arawa geschlagen wird“ bekannt. Die Mischna (Sukka 4:2) berichtet: Wie wurde die Mizwa des Arawa erfüllt? Unterhalb von Jerusalem gab es einen Platz namens Moza. Man ging dorthin, holte Weidenzweige und legte sie so auf den Altar, dass ihre Spitzen über den Rand des Altars nach unten gebogen waren. Dann wurde das Schofar geblasen: Tekia, Terua und Tekia. Jeden Tag gingen sie einmal um den Altar herum und sprachen: „Ana Haschem Hoschia Na“ (Bitte, G-tt, bringe uns die Erlösung). An diesem Tag (Hoschana Rabba) gingen sie sieben Mal um den Altar. Danach sprachen sie: „Schönheit ist dein, o Altar, Schönheit ist dein.“ So geschah es auch, wenn Hoschana Rabba auf einen Schabbat fiel, außer dass man die Arawot am Vorabend des Schabbat sammelte und in goldene Becken legte, damit sie nicht welkten.
Warum war dieser Arawa-Ritus an Hoschana Rabba vorgeschrieben? Serer ha-Rokeach erklärt: Arawa wachsen am Wasser, und an Hoschana Rabba wir der Menschheit Wasser zugeteilt.
Um an hakafot (das Umkreisen des Altars) zu erinnern gehen wir um die Torarolle auf der Bima herum, denn seit der Zerstörung des Beit Hamikdasch ist uns nur die Tora geblieben, und sie dient als Altar der Sühne. Der G-ttesdienst an Hoschana Rabba schließt Gebete ein, mit denen wir G-tt um reichlich Regen und Tau bitten.
Obwohl die Tora diesen Tag nicht besonders hervorhebt, verbinden die Juden ihn traditionell mit vielen Bräuchen und begehen ihn sehr feierlich.
Seit der Zeit der Propheten Haggai, Secharja und Malachi ist es üblich, einen Arawa zu nehmen, ein spezielles Gebet zu sprechen und dann mit dem Zweig auf den Boden zu schlagen. Im Gegensatz zu anderen rabbinischen Geboten sprechen wir dabei kein Bracha, weil es nur eine Sitte, aber keine Mizwa ist.
Es ist üblich, an Hoschana Rabba die ganze Nacht aufzubleiben, Tikkun zu sprechen, aus dem Buch Dwarim zu lesen und das ganze Buch Tehillim zu rezitieren. So „vereinigen“ wir die Nacht und den Tag mit Studium und Gebet. Wer die Mizwot besonders genau befolgen will, taucht vor der Morgendämmerung in eine Mikwe.
Wir tragen festliche Kleidung, und manche ziehen wie an Jom Kippur weiße Kleider an und entzünden Kerzen, die von Jom Kippur übriggeblieben sind.
In den meisten sephardischen Gemeinden unterscheiden sich die Gebete an Hoschana Rabba nicht von denen der anderen Sukkot-Tage. In aschkenasischen Gemeinden gibt es einige kleine Unterschiede, die im Siddur vermerkt sind.
Nach dem Hallel oder nach Musaf werden die Hoschana-Gebete in der vorgeschriebenen Reihenfolge gesprochen (die Bräuche sind hier unterschiedlich). Wir gehen sieben Mal um die Bima, und wenn wir den Abschnitt erreichen, der mit den Worten ta’ane emunim beginnt, legen wir Etrog und Lulaw beiseite und nehmen den Arawa.
Wenn der Chasan Musaf wiederholt, sprechen wir die vollständige Keduscha anstelle der gekürzten Version, die an Sukkot rezitiert wird.
Es ist üblich, ein Festmahl zu essen. Später am Tag nehmen wir einen leichten Imbiss zu uns und sprechen nach diesem letzten Akt des Wohnens in der Sukka einen speziellen Segen.
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