Nach dem G-ttesdienst gehen wir nach Hause zum Essen. An Rosch Haschana gibt es keinen Nachmittagsschlaf wie am Schabbat nach Cholent. Heute ist die Zeit zu kostbar. Gleich nach dem Essen gehen wir zurück in die Schul. Am ersten Tag von Rosch Haschana, dawenen wir Mincha frühzeitig wegen Taschlich. Außerdem wollen wir so viele Psalmen wie möglich sprechen. Manche rezitieren an den beiden Tagen von Rosch Haschana immer wieder das ganze Buch der Psalmen. Kinder wetteifern darum, wer die meisten Psalmen aufsagt.

Ein Minjan nach dem anderen spricht Mincha, während Leute kommen und zum Taschlich gehen. Wir dawenen Mincha und gehen mit einer Gruppe von jungen und alten Gemeindemitgliedern zum nächsten Park, der einen Teich hat. Einen Machsor nehmen wir mit.

Am Ufer des Teiches treffen wir viele Juden aus verschiedenen Gemeinden, Junge und Alte, und einige sehen sehr ehrwürdig aus. Auch viele jüdische Frauen sind da, und alle sprechen die Taschlich-Gebete, und viele wischen sich eine Träne aus dem Auge. Einige Leute sind schon fertig und schütteln die Säume ihrer Kleider, als wollten sie alle Sünden ins Wasser werfen. Das erinnert an die Worte des Propheten Micha: „Werfen wirst du alle ihre Sünden in die Tiefe des Meeres.“

Natürlich werden wir unsere Sünden nicht allein durch das Schütteln der Kleidung los. Aber es erinnert uns daran, dass wir unser Herz gründlich von allem Bösen reinigen müssen. Und nach dem Taschlich haben wir das Gefühl, als sei uns eine schwere Last genommen worden. Das ist ein schönes Gefühl, und es hilft uns, im neuen Jahr unsere guten Vorsätze zu halten.